Neuer Beben-Schwarm am Supervulkan in Italien schreckt Bürger auf – Magma steigt Richtung Oberfläche auf
Eine Serie von Erdstößen sorgt am Freitagmorgen am Supervulkan der Phlegräischen Felder für Unruhe. Auch die Thermalquellen vor Ort werden heißer.
Neapel/Pozzuoli - Es war eine Phase relativer Ruhe, die die Bewohner der Phlegräischen Felder hoffen ließ, dass sich die Lage an dem Supervulkan im Westen Neapels entspannt. Nach einer heftigen von Erdstößen begleiteten Phase im Frühsommer schien die Aktivität in der 16 Kilometer Durchmesser aufweisenden Caldera, in der einer halben Million Menschen lebt, zurückzugehen. Sogar die Hebung des Areals schien abgeebbt zu sein.

Doch am Nikolaustag (6. Dezember) beendete um 5:33 Uhr ein relativ heftiger Erdstoß der Magnitude 3,4 die Hoffnung auf ein Ende der aktuellen Krise. Kleinere Erdstöße hatten schon am Donnerstag (5. Dezember) ein neues Schwarmbeben angekündigt, das am Freitag anhielt. Bis 10:22 bebte die Erde innerhalb von 24 Stunden 45 Mal, darunter drei Erdstöße oberhalb der Stärke 2.
Der Supervulkan schien im Sommer eine Pause eingelegt zu haben - jetzt schlägt er wieder zu
Das Epizentrum des stärksten Stoßes lag laut Nationalem Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in einer Tiefe von nur 500 Metern unter der Via Gerolomini in Pozzuoli nahe der Stadtgrenze zu Neapel. Berichte über Schäden lagen bis mittags zwar nicht vor, dafür ist die Angst vor einem bevorstehendem Ausbruch des Vulkans zurück. Wie sich die Erdstöße sich anfühlen, beschreibt ein Facebook-User so: „Es ist, als wenn man im Meer auf einer Luftmatratze steht.“
In den vergangenen Wochen hatte sich die Hebung des Gebietes, die für die Erdstöße in den Phlegräischen Feldern verantwortlich gemacht wird, verlangsamt. Seit zwei Wochen wurde vom INGV sogar ein Stillstand festgestellt. Dafür hat sich die Temperatur der Fumarolen, der heißen Thermalquellen am Fuße des berühmten Solfatara-Kraters, erhöht. In fünf Metern Höhe wurden 97 Grad gemessen, in den vorhergehenden Monaten waren es nur 95 Grad.
Ebenfalls beunruhigend: Eine neue Studie berichtet, dass das Magma in der Caldera nach oben gestiegen ist. Mauro Di Vito, Direktor des INGV, erklärt gegenüber fanpage.it die Forschungsarbeit über den Supervulkan mit dem Titel „Die Beschleunigung der Felsverformung steigt“, die die Erdbeben in den Phlegräischen Feldern im Zeitraum von 2000 bis 2023 beobachtete.
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Neue Studie: Forscher berichtet von Magma-Aufstieg um bis zu drei Kilometer
„Die Studien erklären uns, wie sich das Magma in den Phlegräischen Feldern bewegt, indem wir alle Daten zusammen betrachten, Bodenverformung, Seismizität, Geochemie“, erklärt Di Vito. „Die Quelle des Überdrucks, der zu einem Schub für die Verformung der Gesteine führt, liegt vier Kilometer tief und sie ist das Gas.“ Und dann wird es beunruhigend: „Das Magma befindet sich derzeit in einer Tiefe von fünf bis sechs Kilometern, verglichen mit den ursprünglichen acht“, so Di Vito weiter. Das bedeutet, dass das Magma in den letzten Jahren um bis zu drei Kilometer nach oben gestiegen ist.
„Die Quelle des Schubs für die Verformung des Gesteins“, erklärt Di Vito weiter, läge etwa vier Kilometer tief. „Es handelt sich um eine sehr starke Gasemission aus dem Untergrund, wir haben im Solfatara-Gebiet 5000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag erreicht, ein enormer Wert.“ Vor einigen Monaten wurden noch 4000 Tonnen gemessen. Doch schon die entsprachen aktiven Vulkan in anderen Gebieten.

In den sozialen Netzwerken sorgen diese News und die neue Bebenserie für Angst und Kritik an den Behörden: „Und die Schulen bleiben offen.... Ich kann mir das Chaos nicht vorstellen, dass Eltern, die nicht in Pozzuoli wohnen oder woanders arbeiten, die kommen und ihre Kinder holen müssen, falls es ,unvorhergesehene‘ Ereignisse gibt“, schreibt eine Userin in der Facebook-Gruppe „Die in der Roten Zone der Phleghräischen Felder“ zu dem neuen Bebenschwarm. Manche werden sarkastisch: „Sieht aus, als wären wir auf einem superaktiven Vulkan. Überraschung.“
Für Erstaunen sorgten kürzlich Pläne von Experten, den Supervulkan anzubohren und so im wahrsten Sinne des Wortes Dampf abzulassen. Wissenschaftler warnen seit Jahren davor, dass es in der Caldera der Phlegräischen Felder jederzeit zu einem verheerenden Ausbruch kommen könnte.