Herzmuskelentzündung bei Kindern: RKI vermeldet Anstieg – Studie legt Zusammenhang mit Ringelröteln nahe
Ringelröteln können eine seltene Komplikation auslösen. Sie betrifft das Herz von jungen Patienten. Eine Studie des Robert Koch-Instituts soll das nun belegen.
Frankfurt – In diesem Jahr sind immer mehr Menschen in Deutschland an Ringelröteln erkrankt. Grund dafür ist eine Infektion mit dem humanen Parovirus B19. Häufig sind Kinder von einer Ansteckung betroffen. Im April haben die Krankheitsfälle ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
Nur kurz danach hat das RKI insbesondere bei jungen Patientinnen und Patienten den Anstieg einer weiteren Erkrankung verzeichnet: Eine akute Myokarditis – also die Entzündung des Herzmuskelgewebes. Das erklärte Teresa Nygren vom Robert-Koch-Institut Ende November bei der European Scientific Conference on Applied Infectious Disease Epidemiology in Stockholm, wie aerzteblatt.de berichtet.
Ringelröteln häufig nicht gefährlich – Behandlung oft nicht nötig
Bei dem Parovirus B19 handelt es sich vor allem bei Kindern um eine meist harmlose Virusinfektion, wie das Portal des Bundesgesundheitsministeriums gesund.bund in einer Mitteilung berichtet. Wer sich ansteckt, ist anschließend ein Leben lang immun gegen die Krankheit. Jedoch könne eine Infektion während der Schwangerschaft und bei Vorerkrankungen gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Typische Symptome einer Erkrankung mit B19V sind roter Hautausschlag im Gesicht und teilweise auf dem Oberkörper und den Armen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit jedoch nicht mehr ansteckend. Zudem wird der Ausschlag bei jungen Patientinnen und Patienten nicht selten von Fieber begleitet. Weitere Symptome sind Kopfschmerzen und weitere grippeähnliche Beschwerden. Bei Erwachsenen löse die Krankheit zudem hin und wieder Schmerzen und Entzündungen an den Gelenken aus. In der Regel sei eine Behandlung jedoch nicht nötig, wie das Portal berichtet.
Ringelröteln können Entzündung des Herzmuskelgewebes verursachen
In seltenen Fällen sei auch eine Folgeerkrankung mit einer akuten Myokarditis möglich. Dabei handele es sich jedoch um eine äußerst seltene Komplikation mit dem Virus, wie Nygren erklärt. Demnach seien insbesondere Kinder unter zwei Jahren betroffen. Dabei bezieht sie sich auf eine Studie, an der das RKI derzeit mit dem Register für Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Myokarditis (MYKKE) arbeitet.
In einem Krankenhaus ist es laut RKI im Juli 2024 zu einer Todesfallhäufung gekommen. Drei von vier Mädchen im Alter von sieben bis 20 Monaten mit Myokarditis seien innerhalb von drei Tagen gestorben. Bei allen vier Kindern wurde damals das Parovirus B19 nachgewiesen. Anschließend schaltete sich das RKI ein.
RKI meldet Anstieg von Myokarditis in Zusammenhang mit Ringelröteln
Seit dem seien weitere Fälle dieser Art aufgetreten. Seit August 2023 sind in Deutschland 61 Kinder im MYKKE-Register erfasst worden, die an dem Parovirus B19 erkrankt waren. Zwei von ihnen sind gestorben, wie Franziska Seidel vom Herzzentrum der Charité berichtete. Insgesamt 14 Patienten benötigten daraufhin eine mechanische Kreislaufunterstützung. In den zehn Jahren zuvor wurde diese Komplikation nur 11 Mal pro Jahr erfasst, wie aerzteblatt.de berichtet.
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In der Studie haben die Forschenden nun ihren Verdacht bestätigt, dass die Myokarditis-Fälle in Folge einer B19V-Erkrankung aufgetreten sind. Mirco Sandfort von der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI erklärte: „Das Auftreten der Myokarditiden als sehr seltene Komplikation der gehäuften Infektionen mit Parvovirus B19 ist nach den Ergebnissen unserer Untersuchung wahrscheinlich und ein Zusammenhang mit der bundesweit starken Parvovirus-B-19-Welle 2023/2024 liegt nahe“.
Symptome einer Herzmuskelentzündung
Häufig wird eine Herzmuskelentzündung übersehen. Die Deutsche Herzstiftung berichtet in einer Mitteilung, dass die Erkrankung nicht mit typischen Symptomen einhergehen. Dazu zählen:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Kurzatmigkeit
- Engegefühl in der Brust bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein
- Herzstolpern (bei etwa jedem fünften Betroffenen)
Betroffene würden die Symptome häufig auf den Infekt zurückführen, der die Erkrankung ausgelöst hat. Sollte die Abgeschlagenheit länger andauern als nach einem Infekt üblich und ist diese besonders stark, sollte medizinische Hilfe aufgesucht werden. Im Falle von Symptomen wie Kurzatmigkeit, Schmerzen in der Brust und Herzstolpern sollte hingegen sofort eine Ärztin oder ein Arzt kontaktiert werden. (bk)