Besonderer Mehrkampf auf olympischem Terrain: Einmal auf dem Hosenboden, zweimal Weltmeister
Multisportler Peter Grünebach hat mal wieder aufgezeigt: Bei der WM im Winterduathlon und -triathlon gelang dem Pollinger eine spezielle Ausbeute.
Pragelato – Ganz kurz geriet die Goldmedaille doch noch in Gefahr. Aber das lag nicht etwa an einem von hinten heranstürmenden Konkurrenten, sondern an einer auf den ersten Blick gar nicht so furchterregend aussehenden Böschung.
Peter Grünebach holt zweimal Gold in Pragelato
Die Rampe hatte Grünebach mit dem Mountainbike etwas zu langsam angesteuert. Erst blieb er stehen, rutschte zurück und landete schließlich auf dem Hosenboden. „Peinlich“ nannte der Pollinger selbst die Situation. In den folgenden Runden überwand er die Stelle deutlich eleganter, auch, weil ihm Ehefrau Marianne Grünebach vom Streckenrand aus den Tipp gegeben hatte, dass an der Rampe extra ein paar Tritte in den Boden gegraben worden waren. So eilte Peter Grünebach dann doch einem souveränen Sieg bei der Weltmeisterschaft im Wintertriathlon entgegen. Es war seine zweite Goldmedaille binnen 24 Stunden, nachdem er am Nachmittag zuvor schon im Duathlon reüssiert hatte.
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Insgesamt holten die deutschen Altersklassen-Athleten bei den Weltmeisterschaften im Wintertriathlon und -duathlon im italienischen Pragelato – bei Olympia 2006 Austragungsort der Ski-nordisch-Wettbewerbe – 14 Medaillen; zwei mehr als im Jahr davor in Norwegen. Peter Grünebach (Jg. 1948) war einer von zwei Deutschen, die in beiden Disziplinen in ihrer Altersklasse den Titel gewannen. Für den Pollinger Multisportler, waren es die WM-Goldmedaillen Nummer neun und zehn. Bei mittlerweile 52 Starts bei Welt- und Europameisterschaften (im Sommer wie im Winter) hat der ehemalige Berufssoldat 42 Podestplätze erreicht.
Die Herausforderung in Pragelato lag nicht zuletzt im engen Zeitplan begründet. Immerhin: „Die Olympia-Anlage war durch Kunstschnee professionell präpariert“, berichtete Peter Grünebach. Drumherum lag, trotz der Höhenlage von rund 1600 Metern, zunächst kein Schnee. In der Nacht vor dem Duathlon schneite es, sodass nun auch die Landschaft weiß war.
Enger Zeitplan bei der WM in Pragelato
Peter Grünebach und seine Kontrahenten hatten erst einen Sechs-Kilometer-Lauf und danach 10 Kilometer auf Langlaufskiern (freie Technik) zu absolvieren. Um genügend Reserven für die anspruchsvolle Loipe und den Triathlon am kommenden Tag zu haben, „lief ich so zurückhaltend an, wie es vertretbar war“. Im Laufen (39:58) war er bereits deutlich schneller als die Konkurrenz aus Italien, Estland und Österreich. Ein wenig ärgerte sich der Pollinger über „meinen schlechten Wechsel“ auf die Skier. Auch liefen die Skier nicht wie gewünscht. Dennoch reichte es zu einem überlegenen Sieg in 1:26:37 Stunden vor dem Italiener Valter de Rossi (1:31:42) und dem Esten Anatoli Männi (1:42:45).
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Nicht mal 20 Stunden später stand Grünebach schon wieder an der Startlinie, diesmal für den Wintertriathlon. Fünf Kilometer Laufen, knapp zehn Kilometer mit dem Mountainbike und weitere zehn Kilometer auf Langlaufskiern hatte die Altersklasse 75 zu absolvieren. Bei jeder kleinen Steigung „war die Belastung des Vortags in den Beinen spürbar“, so Grünebach.
Die zwei Laufrunden absolvierte er in 33:37 Minuten und lag damit nur sechs Sekunden vor dem schärfsten Rivalen, de Rossi. Die Führung baute er danach auf dem Mountainbike deutlich aus – trotz des Missgeschicks an der kniffligen Rampe. Die Athleten fuhren teils auf gewalztem Schnee, aber auch im Matsch. Den Luftdruck in den Reifen „hatte ich auf 1,1 Bar gesenkt, um möglichst nicht absteigen zu müssen und keine Stürze zu riskieren“, so Grünebach. Den Part auf dem Rad hatte er in 39:10 Minuten absolviert – knapp drei Minuten schneller als de Rossi.
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Im Langlauf wurden speziell an den Steigungen „Arme und Beine ans Limit belastet“. Hie und da drohten Krämpfe, „aber sie kamen nicht“, stellte er zufrieden fest. Nach 43:18 Minuten hatte der 75-Jährige auch die finale Disziplin absolviert. Mit der Gesamtzeit von 1:59:52 Stunden distanzierte er de Rossi (2:07:10) und den Österreicher Anton Hergouth (2:28:47) klar. Der Este Männe (2:32:02) „hatte mit seinem Fat-Bike kein Glück“, so Grünebach.