Putins stellt Siegesstrategie im Ukraine-Krieg vor – er plant einen langen Zermürbungskrieg

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Putin scheint einen „Zermürbungskrieg“ in der Ukraine führen zu wollen. Beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg formulierte er die russische Strategie.

St. Petersburg – Eine „Theorie des Sieges“ im Ukraine-Krieg. Eine solche Theorie will Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag (7. Juni) in seiner Rede auf dem St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum formuliert haben. Ein Krieg auf unbestimmte Zeit, scheint der Plan des Kreml-Chefs zu sein. Das geht aus einer Analyse des Institute for the Study of War (ISW) hervor.

Putins „Siegestheorie“ im Ukraine-Krieg: „Schrittweise schleichende Offensive auf unbestimmte Zeit“

Demzufolge sollen laut Putins Aussagen russische Truppen in der Lage sein, „eine schrittweise schleichende Offensive auf unbestimmte Zeit fortzusetzen“, berichtet die Online-Zeitung Ukrajinska Prawda. Ein „Zermürbungskrieg“ gegen die ukrainischen Streitkräfte sei der Plan des Kreml-Chefs. Die Theorie Putins basiere laut Analyse auch auf den verzögerten Waffenlieferungen der westlichen Unterstützer an die Ukraine.

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Im Rahmen des 27. St. Petersburg hat eine Plenarsitzung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin stattgefunden. Putin hat seine „Siegestheorie“ im Ukraine-Krieg formuliert (Archivbild) © IMAGO/Artem Priakhin

Mehr als zwei Jahre sind vergangen, seit Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Seither herrscht in der Ukraine Krieg. Die Ukrainerinnen und Ukrainer wehren sich gegen russische Angriffe – auch mit westlicher Unterstützung. Den schnellen Durchmarsch, den Putin laut Einschätzung von Militärexperten erwartet haben soll, konnte die Ukraine verhindern.

Putin über russisches Militärkontingent: Würde für „schnellen Sieg“ im Ukraine-Krieg nicht ausreichen

Putin soll bei dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg nun eingeräumt haben, dass zurzeit das russische Militärkontingent für einen „schnellen Sieg“ im Ukraine-Krieg nicht ausreichen würde. Laut Bericht der Ukrajinska Prawda soll der Kreml-Chef daher erklärt haben, Russland solle schrittweise vorgehen.

Russland benötige mit dieser Strategie keine weitere Mobilisierungswelle, soll Putin gesagt haben. Moskau soll bereits im Jahr 2024 160.000 neue Militärangehörige rekrutiert haben. Diese Angabe stehe laut Analyse im Einklang mit Berichten darüber, dass die russischen Streitkräfte monatlich zwischen 20.000 bis 30.000 neue Soldaten rekrutieren.

Russlands „Herangehensweise im Zermürbungskrieg“ legt mutmaßliche Schwächen der Ukraine zugrunde

Putins Einschätzungen liegen laut Analyse des „Institute for the Study of War“ jedoch einige Annahmen zugrunde. Zum einen gehe Putin davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht in der Lage seien, bedeutende Gebiete zurückzuerobern. In diesem Zusammenhang stellte das ISW fest, dass Russland sich bemühen werde, die Ukraine daran zu hindern, das nötige Personal und die Ressourcen für den Krieg anzusammeln. Dies sei „Teil einer Herangehensweise in einem Zermürbungskrieg“.

Die Aussagen des russischen Machthabers zeigen laut Bericht der Ukrajinska Prawda auch, dass das Zögern der westlichen Unterstützer Putin dazu ermutigen,schleichende Offensivoperationen auf unbestimmte Zeit fortzusetzen“. Zuletzt haben Nato-Staaten der Ukraine jedoch weitere Unterstützung zur Verteidigung russischer Angriffe zugesichert. Einige Staaten gaben der Ukraine auch die Erlaubnis, mit Waffen westlicher Staaten militärische Ziele auf russischem Gebiet anzugreifen.

Militärexpertin über russischen Verteidigungsminister: „Russland bereitet sich auf langen Krieg vor“

Zu der Einschätzung, dass Russland sich auf einen langen Krieg einstelle, kam im Mai auch die Russlandexpertin Margarete Klein, als der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu abgelöst wurde. Damals wurde der ehemalige Verteidigungsminister Schoigu durch Andrej Beloussow ersetzt. Beloussow war bis dahin Vize-Regierungschef. Er habe außerdem lange als Wirtschaftsberater des Präsidenten gearbeitet.

In einem Interview mit der Tagesschau sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Osteuropa und Eurasien bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin: „Russlands Führung glaubt offenkundig, dass dieser Krieg nicht in kurzer Zeit alleine durch personelle zahlenmäßige Überlegenheit entschieden wird.“ Russland bereite sich daher auf einen langen Krieg vor, „der von dem gewonnen wird, der am effizientesten und effektivsten moderne Rüstungsgüter produziert“, erklärte Klein.

Die Kriegswirtschaft spielte auch bei dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg eine zentrale Rolle. Putin habe eine Liste von Anweisungen für die Entwicklung des Rüstungssektors unterschrieben, um noch mehr Waffen und Munition zu produzieren, sagte der erste Vizeregierungschef Denis Manturow laut Bericht des Spiegel. Russland stelle sich „auf eine jahrzehntelange Kriegswirtschaft ein“, heißt es darin weiter. (pav)

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