Sorge vor Riesen-Beben auf Santorini – Vulkanforscher erklärt wahrscheinlichstes Szenario

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Die Entwicklungen rund um Santorini besorgen Wissenschaftler. Welche Szenarien sind denkbar – und welche nicht? Ein Geophysiker ordnet ein.

Santorini – Die Erde bebt auf Santorini. Und veranlasste bereits tausende Menschen dazu, die beliebte Insel zu verlassen. Die Sorge bei vielen ist groß. Allein zwischen dem 26. Januar und dem 4. Februar wurden insgesamt 7.700 Erdbeben registriert. Das berichtete der griechische Rundfunk unter Berufung auf die geologische Fakultät der Universität Athen. Das stärkste Beben dieser Serie erreichte demnach eine Magnitude von 5,1. Bahnt sich ein größeres Beben an – oder droht ein Ausbruch der beiden Vulkane Santorini und Kolumbo?

Erdbeben auf Santorini – Experte erklärt wahrscheinliches Szenario

Geophysiker Christian Hübscher verfolgt die Entwicklungen auf der beliebten Insel Santorini genau. Die Erdbeben-Serie „ist sehr intensiv und bereitet zu Recht Sorge“, sagt der Experte. Hübscher leitet den Bereich Marine Geophysik an der Universität Hamburg. In enger Zusammenarbeit mit griechischen Kollegen und Kolleginnen erforscht er seit fast 20 Jahren die beiden Vulkane von Santorini.

Dass diese – Santorini selbst und der rund sieben Kilometer nordöstlich gelegene Unterwasservulkan Kolumbo – für die Erdbeben verantwortlich sind, glaubt er allerdings nicht. „Die meisten Experten sind sich einig, dass die Frequenzen eher durch tektonische Aktivität gesteuert werden.“ Auch ein Expertenkomitee erklärte am Montag (3. Februar), die Serie stehe „nicht in Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität“. Insofern sei ein starkes Hauptbeben, so Hübscher – wenn überhaupt – wahrscheinlicher als ein Vulkanausbruch. Das Szenario analysierten Experten auch bei IPPEN.MEDIA.

Die letzten Eruptionen von Santorini und Kolumbo

Der Vulkan von Santorini brach das letzte Mal im Jahr 1950 aus. Damals war es nur eine kleine Eruption. Der letzte Ausbruch des Kolumbo liegt weitaus länger zurück. Datiert wird er auf um 1650. Beim bislang letzten Ausbruch des Kolumbo um das Jahr 1650 hingegen kamen 70 Menschen ums Leben, es gab einen Tsunami und eine ebenso gewaltige wie giftige Gaswolke.

Experte macht „Rückkopplungsmechanismen zwischen Erdbeben und Vulkanen“ aufmerksam

Griechische Forscher haben im Rahmen der Analyse der Erdbebenserie am Mittwoch eine „leichte Aktivität“ des Vulkans von Santorini festgestellt. Den Menschen in der Region bereitet das Sorgen. Könnten die Erdbeben zu einem Vulkanausbruch führen? „Es kann Rückkopplungsmechanismen zwischen den Erdbeben und den Vulkanen geben“, bestätigt der Experte. „Aber die Hypozentren der Beben liegen nicht dort, wo die Magmakammern sind, sondern unter der kleinen Insel Anydros rund 35 Kilometer weiter nordöstlich. Das ist erstmal ganz gut.“

Die Erdbeben-Serie auf Santorini bereitet Sorgen.
Die Erdbeben-Serie auf Santorini bereitet Sorgen. © Orestis Panagiotou/AFP

„Den Kolumbo haben wir intensiv untersucht. Er ist in seiner geologischen Geschichte fünf Mal ausgebrochen, dazwischen lagen jeweils einige Zehntausend Jahre“, sagt Hübscher. Da der letzte Ausbruch noch keine 400 Jahre zurückliege, sei das Risiko also statistisch eher gering.

„Nein zu Katastrophen-Szenarios“: Mitsotakis spricht Klartext

Dafür könnte es zu einem schweren Erdbeben kommen – wissen kann das aber niemand. „Es gibt immer mal wieder extreme Prognosen von einzelnen Experten, aber das ist Kaffeesatzleserei“, sagt Hübscher. „Nein zu Katastrophen-Szenario“, sagte indes am Freitag auch der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis, als er die Insel besuchte und versuchte, die dortgebliebenen Menschen zu beschwichtigen. „Wir glauben nicht, dass irgendeine Katastrophe passiert“, so seine Worte.

Sorge bereitet Hübscher jedoch, dass die Santoriner ihre Insel verlassen. Gut zwei Drittel der rund 16.000 Einwohner sind wegen der Beben aufs Festland geflohen. „Die Einheimischen sind erdbebenerprobt und haben ein gutes Gespür für ihre Insel. Wenn sie die verlassen, dann deshalb, weil die Situation extrem ist.“ In fünf Bereichen herrscht indes „Warnstufe Rot“ aufgrund von Erdrutsch-Gefahr. (mbr/AFP/dpa)

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