Wolfgang Grupp zum Niedergang von Gerry Weber – „mit dem muss ich kein Mitleid haben“
Der bekannte Modehersteller Gerry Weber steht nach der dritten Insolvenz in wenigen Jahren vor dem endgültigen Aus. Wolfgang Grupp hat dafür kein Mitleid übrig.
Burladingen – Die Insolvenzwelle rollt seit vielen Monaten über Deutschland hinweg und hat neben der Automobilindustrie und dem Maschinenbau auch längst die Textilindustrie erreicht. Der bekannte Damen-Modehersteller Gerry Weber aus Halle (Nordrhein-Westfalen) hatte am 11. März zum dritten Mal Insolvenz angemeldet und vor wenigen Tagen angekündigt, seinen Hauptsitz mit rund 300 Mitarbeitern dichtmachen zu müssen. Kult-Unternehmer Wolfgang Grupp, der jahrzehntelang den Textilhersteller Trigema mit Sitz in Burladingen (Baden-Württemberg) geleitet hat, hat dafür wenig Mitleid übrig.
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts „Mal Grupp gesagt“ erklärt der Unternehmer, dass ihm die Marke Gerry Weber natürlich bekannt sei, er den Gründer und Namensgeber – der im September 2020 gestorben ist – aber nicht persönlich kannte. Auch eine Branchenverwandtschaft mit der Marke sieht der Unternehmer nicht, da Gerry Weber eben auf Damen-Mode setzt und Trigema auf eine große Produktpalette. Dass das Unternehmen nun nach und nach auseinanderbricht, wundert Grupp dagegen wenig. Zuletzt wunderte sich Grupp im Podcast aber über den Stellenabbau trotz Fachkräftemangel.
Wolfgang Grupp wurde nach Insolvenz Einstieg bei Gerry Weber angeboten – „das kann doch nicht sein“
Im Zuge der Gerry Weber-Insolvenzen und auch jetzt bei der Schließung des Hauptsitzes in Halle (Westfalen) wurde von Arbeitnehmervertretern immer wieder massiv kritisiert, dass die Schieflage auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen wird. „Daran erkennt man auch, wie die Familie Weber eingestellt ist“, macht Wolfgang Grupp im Podcast deutlich. „Dass man Geld kassiert, wenn es gut läuft und wenn man selber Fehler gemacht hat, lässt man das die Mitarbeiter ausbaden.“ Das ist für den „König von Burladingen“ nicht nachvollziehbar.
Name | Trigema W. Grupp KG | GERRY WEBER International GmbH |
---|---|---|
Gründung | 1919 | 1973 |
Sitz | Burladingen, Baden-Württemberg | Halle (Westfalen), Nordrhein-Westfalen |
Branche | Textilindustrie | Textilindustrie |
Mitarbeiter | rund 1.200 (2024) | 352 (Ende 2023) |
Umsatz | 129 Millionen Euro (2023) | 157,3 Millionen Euro (2023) |
Obwohl Wolfgang Grupp Gerhard Weber nicht persönlich kannte, hat der Kult-Unternehmer eine gewisse Geschichte mit der Firma Gerry Weber. Die Anwälte hatten ihm nämlich nach der ersten Insolvenz angeboten, nach einer Abwicklung als Investor in das Unternehmen einzusteigen. Darüber hat sich Grupp sehr aufgeregt, wie er im Podcast erzählt. „Das kann doch nicht sein, dass man von mir erwartet, dass ich Unternehmern beistehe, die Konkurs gemacht haben und ihre eigene Firma niedergemacht haben“, macht er deutlich.
Laut Wolfgang Grupp ist bei einer Insolvenz immer der Unternehmer verantwortlich
Laut Grupp liegt der Grund für eine Insolvenz oder einen Konkurs immer beim Unternehmer. Eben deshalb, hat er auch mit Gerry Weber kein Mitleid. „Mit jemandem, der sozusagen der König von Halle ist, und anschließend Insolvenz macht, mit dem brauche ich kein Mitleid haben“, sagt er. Stattdessen müsse dieser – wobei Grupp offenbar nicht die Person Gerry Weber, sondern die Firma meint – das Geld, das er zuvor erhalten habe, zurückgeben. „Und nicht die Mitarbeiter bezahlen lassen und schamlos entlassen.“

In der Podcast-Folge nennt Grupp zudem weitere Beispiele, wie den Unterwäsche-Hersteller Schiesser mit Sitz in Radolfzell am Bodensee (Baden-Württemberg) oder die US-Firma Jockey, deren Europa-Sitz sich in Hechingen im Zollernalbkreis (ebenfalls Baden-Württemberg) befindet. „Wenn ein Schiesser oder wenn ein Jockey Konkurs machen, dann kann man nicht sagen, dass die Branche schuld ist“, macht Grupp deutlich. „Es sind die Unternehmer, die den Wandel der Zeit nicht rechtzeitig erkennen.“ Wolfgang Grupp hatte bereits erklärt, ausschließlich in Deutschland zu produzieren, um nicht Konkurs zu gehen.