Nach Insolvenz: Modemarke macht Hauptsitz in Deutschland dicht
Eine deutsche Modekette verhandelt nach der Insolvenz mit zwei Investoren über die eigene Zukunft. Doch für fast 300 Beschäftigte am Hauptsitz gibt es keine guten Nachrichten.
Halle in Westfalen – Gerry Weber musste am 11. März zum dritten Mal Insolvenz anmelden. Seitdem laufen die Verhandlungen über die Zukunft des deutschen Modeunternehmens. Derzeit gibt es zwei potenzielle Investoren, die eine Übernahme und eine Fortführung des Geschäftsbetriebs anstreben. Doch für die Beschäftigten am Hauptsitz in Halle sind das nur bedingt gute Nachrichten: Gerry Weber steht nach bisherigen Informationen vor einer Aufgabe des Hauptquartiers in Westfalen.
Gerry Weber verhandelt nach Insolvenz mit Investoren – will aber Hauptsitz in Westfalen schließen
„Im vorläufigen Insolvenzverfahren der Gerry Weber International GmbH (GWI), der Holdinggesellschaft des Gerry Weber-Konzerns, hat der vorläufige Gläubigerausschuss beschlossen, im laufenden Investorenprozess die Verhandlungen mit zwei Interessenten fortzusetzen und zeitnah zu einem Ergebnis zu führen“, zitiert das Fachmagazin Textilwirtschaft aus einer Mitteilung. „Beide Interessenten sind nach aktuellem Stand bereit, das Geschäft des Damenmodeherstellers in einer auf die aktuellen Marktbedingungen angepassten Struktur weiterzuführen und die entsprechenden Markenrechte zu erwerben.“

Die Geschäfte des insolventen Modekonzerns sollen jedoch von einem anderen Standort als Halle erfolgen, heißt es weiter. „Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsführung Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten“, berichtet Textilwirtschaft. Derzeit arbeiten noch 281 Menschen in Westfalen. Sie seien am Mittwoch, 7. Mai, über die Schließung informiert worden, wie wa.de berichtete. Ihre Zukunft sei noch unklar. Gegenüber dem Medium, das auch zu IPPEN.MEDIA gehört, hat sich das Unternehmen bisher nicht dazu geäußert.
Gerry Weber musste auch für Töchter in anderen Ländern Insolvenz anmelden
In den vergangenen Tagen hat Gerry Weber auch für die Konzern-Töchter in Österreich, den Niederlanden und Belgien Insolvenz angemeldet. In Deutschland hatten die Gesellschaften Gerry Weber DE GmbH und E-Gerry Weber Digital GmbH bereits im März Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Zuvor musste der Modekonzern zahlreiche Filialen schließen.
Als Sanierer war Rechtsanwalt Christian Gerloff berufen worden, der bereits die Modeunternehmen Escada und Adler durch die Insolvenz betreut hatte – und auch Gerry Weber aus den früheren Verfahren kennt. Grund für die erneute Insolvenz waren das „schwache Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas“, hatte Gerloff im März erklärt. „Um eine solche Kumulation von unerwarteten Krisenfaktoren finanziell zu kompensieren, hat das Unternehmen noch nicht genug Speck angesetzt.“