Grippewelle im Tölzer Land: „Deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren“

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Tee und viele Taschentücher: Überall wird gerade geschlürft und geschnieft. Die Grippewelle ist auch im Landkreis auf dem Höhepunkt angekommen. © Alicia Windzio/dpa

Die Influenza-Infektionen im Tölzer Land sind auf einem Höhepunkt angelangt. Das ist in den Arztpraxen und in der Asklepios-Stadtklinik deutlich zu spüren.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Wenn man gerade nicht selbst flach liegt, bekommt man es im Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz oder im Klassenzimmer mit: In der Region ist die Grippewelle gerade auf dem Höhepunkt. Nach Zahlen des Tölzer Gesundheitsamts bewegt sich die Zahl der Infektionen auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.

Schule in Lenggries: Fast ein Fünftel der Schüler krank

Es ist die typische Entwicklung um diese Jahreszeit: „Wir behandeln gerade sehr viele Fälle von Influenza A und B“, berichtet der Tölzer Hausarzt Dr. Matthias Bohnenberger. Das schlägt sich auch an den Schulen nieder. Laut Roman Haehl, Leiter der St.-Ursula-Realschule Hohenburg, liegen normalerweise im Schnitt 25 bis 30 Krankmeldungen von Schülerinnen und Schülern vor. Am Freitag seien es 48 gewesen. Das entspricht immerhin fast einem Fünftel der 242 Schüler. „Man spürt es schon, aber der Schulbetrieb ist dadurch nicht in Gefahr“, versichert Haehl.

Ähnliches schildert Michael Basel, Konrektor der Tölzer Südschule. „Die Zahl der Krankmeldungen unter Schulkindern, Lehrkräften und weiterem Personal, einschließlich der Verwaltung, ist in den letzten Tagen deutlich gestiegen“, sagt er. Trotz der angespannten Personalsituation finde der Unterricht weiterhin gemäß Stundenplan statt.

Leicht verspäteter Höhepunkt der Grippewelle

Nach den Worten von Prof. Hans Ulrich Kreider-Stempfle, Chefarzt der Inneren Medizin an der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz, ist die lokale Grippewelle aktuell „ein bisschen verspätet auf dem Peak“, also dem Höhepunkt. Und sie sei „ziemlich stark“. Gemessen an den Fällen, die in der Klinik landen, „ist es deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren“, so sein Eindruck. Von den Infektionskrankheiten, die zurzeit im Krankenhaus behandelt werden, mache die Influenza rund 80 Prozent der Fälle aus.

In der Asklepios-Lungenklinik in Gauting, wo Kreider-Stempfle ebenfalls tätig ist, gilt wegen der hohen Zahl von Influenza-Fällen für Besucher wieder Maskenpflicht.

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Ein Fall für die Klinik kann Influenza insbesondere bei älteren und immungeschwächten Patienten werden, so Kreider-Stempfle – „wenn sie sehr geschwächt sind, nicht mehr richtig Luft bekommen, einen hohen Flüssigkeitsverlust haben oder es zu Bewusstseinseintrübungen kommt“.

Behandlung mit Tamiflu nur im Frühstadium

In einem frühen Stadium sei es je nach Einzelfall noch möglich, das antivirale Medikament Tamiflu zu verabreichen. Ansonsten bestehe die Behandlung vor allem darin, die Patienten mit genügend Flüssigkeit zu versorgen, das Fieber zu senken, Sauerstoff zuzuführen oder den Kreislauf zu stabilisieren, „damit das eigene Immunsystem arbeiten kann“. Im Fall einer bakteriellen Lungenentzündung als Begleiterkrankung könne die Gabe von Antibiotika angezeigt sein. „Im Regelfall ist die Grippe in den Griff zu bekommen“, sagt Kreider-Stempfle.

Corona dagegen spielt dem Tölzer Chefarzt zufolge im Klinikalltag keine so große Rolle mehr. „Da haben wir nur noch vereinzelte Fälle und nicht mehr in so starker Ausprägung“, so Kreider-Stempfle. Dies liege darin, dass mittlerweile viele Menschen geimpft seien.

Nur noch wenige gemeldete Corona-Infektionen

Zahlen des Tölzer Gesundheitsamts legt Landratsamts-Sprecherin Marlis Peischer vor. Diese gelten für den Zeitraum zwischen der Kalenderwoche 52 – also ungefähr seit Weihnachten 2024 – bis zur Kalenderwoche 6 (vergangene Woche). 2023 wurden in dieser Zeitspanne 141 Influenza-Fälle im Landkreis gemeldet, 2024 waren es 376 und heuer 325 (bis 5. Februar). Als wie stark die diesjährige Grippewelle einzustufen ist, lasse sich aber erst nach Ende der Saison beurteilen, so Peischer.

Nur noch wenige Meldungen gingen im Gesundheitsamt zu Corona-Infektionen ein. Im genannten Zeitraum waren es laut Peischer 44 – gegenüber 440 im Vorjahr und 1628 im Jahr 2023. Die Zahlen sind aber schwer vergleichbar, da 2023 noch viel getestet wurde beziehungsweise werden musste.

Unter den Erregern von Atemwegserkrankungen spielt auch noch der Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) eine Rolle – heuer aber offenbar weniger stark als im Vorjahr. Hier registrierte das Gesundheitsamt 2023 in der genannten Zeitspanne 23 Meldungen, im Jahr darauf 60 und heuer nur 11. (ast)

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