Wie rutscht die AfD bis zur nächsten Bundestagswahl in die Bedeutungslosigkeit? Experte ordnet ein

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Die AfD konnte bei der Bundestagswahl ein noch besseres Ergebnis erzielen als 2021. Ein Experte erklärt, wie die Partei bis 2029 wieder erfolgloser werden könnte.

Die AfD hat bei der Bundestagswahl mit 20,8 Prozent der Wählerstimmen ihr bisher bestes Ergebnis erzielt. 2021 kam sie auf 10,4 Prozent und konnte ihren Stimmenanteil damit verdoppeln, während die Regierungsparteien Verluste erlitten. Laut vorläufigem amtlichen Ergebnis erhält die AfD 152 Sitze im Bundestag.

Zum Erfolg der AfD haben mehrere Faktoren beigetragen. Bereits vor dem Bruch der Ampel-Koalition waren rund 85 Prozent der Bürger wenig bis gar nicht mit der Regierung zufrieden. Hinzu kommt, dass die AfD immer weiter normalisiert wurde und wird – obwohl Teile der Partei als gesichert rechtsextrem gelten. AfD-Wähler verorten die Partei in der politischen Mitte und Alice Weidel wird, womöglich auch durch ihre hohe Medienpräsenz, als ähnlich kompetent wie Olaf Scholz und Christian Lindner eingeschätzt.

Experte: Das Thema Migration muss gelöst werden

Bei der nächsten Bundestagswahl, voraussichtlich 2029 wird sich der Erfolg der AfD nicht zwangsläufig fortsetzen. Der jetzige Wahlkampf wurde stark vom Thema Migration geprägt. „Wenn es glaubwürdige Problemlösungen zum Thema Migration von den demokratischen Parteien gibt, kann die AfD an Boden verlieren“, sagt Politikwissenschaftler Oliver Lembcke BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Wenn das Thema Migration im öffentlichen Diskurs allerdings verdrängt werde, sei das nicht hilfreich, sondern das biete den perfekten Nährboden für rechte Positionen.

Probleme in den Kommunen müssen von den Politikern „glaubwürdig, kompetent und öffentlich“ diskutiert werden, erklärt Lembcke. Dann würden einige Wähler von der AfD zurück zu demokratischen Parteien wandern. „Der entscheidende Punkt ist eine glaubwürdige Problemlösung von realen Problemen“, sagt der Experte.

Alice Weidel, AfD-Chefin
Nach der Bundestagswahl am Sonntagabend hat Alice Weidel im Freudentaumel über das Ergebnis ihrer Partei offenbar einen Anruf von US-Milliardär Elon Musk verpasst. © Sören Stach/dpa

Verhältnis zu den USA wirkt auf einige AfD-Wähler abschreckend

In der AfD gebe es normalerweise einen erkennbaren „Anti-Amerikanismus“, dieser werde gerade „überspielt, da Trump Präsident ist“, sagt Lembcke. US-Präsident Donald Trump überwinde die anti-amerikanische Einstellung der AfD. Spitzenkandidatin Alice Weidel führte sogar ein öffentlichkeitswirksames Gespräch mit Elon Musk, „einem Libertären, der staatliche Institutionen abbauen will. Natürlich ist das abschreckend, nur nicht für große Teile der AfD-Anhänger“, sagt Lembcke.

Für Menschen, die die AfD vor allem aus Unzufriedenheit wählen, könne eine solche Annäherung jedoch abschreckend wirken. Die AfD-Wählerschaft sei eine sehr heterogene Gruppe. Auch die Correctiv-Recherche Anfang 2024 oder der Sturm auf das Kapitol in den USA stellten für einige Wähler einen Breaking Point dar. „Die Ergebnisse der Correctiv-Recherche vor einem Jahr haben gezeigt, dass von der AfD eine Grenze überschritten wurde, davor sind Menschen zurückgeschreckt“, sagt der Politikexperte.

In der AfD finde zudem ein Radikalisierungsprozess statt. „Moderate Parteimitglieder werden verdrängt“, sagt Lembcke BuzzFeed News Deutschland und verweist unter anderem auf Partei-Mitgründer Bernd Lucke. „Es entsteht auch nach außen immer mehr der Eindruck, dass es sich bei der AfD um eine rechtsextreme Partei handelt“, erklärt der Experte.

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