Lebensgefährlich: Keuchhusten-Fallzahlen schießen in die Höhe – Phasen, Warnzeichen, Symptome

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Die Fälle von Keuchhusten unter Kindern und Jugendlichen steigen wieder. Die Zahlen sind deutlich höher als noch vor der Pandemie. Das RKI rät zur Impfung.

München – Die Fallzahlen von Keuchhusten bei Kindern und Jugendlichen explodieren aktuell geradezu. Das könnte unter anderem an verpassten Auffrischungsimpfungen liegen. Und das ist gefährlich: Denn gerade für Säuglinge kann die tückische Infektionskrankheit lebensbedrohlich sein.

Keuchhusten-Fälle in Deutschland explodieren: Besonders Säuglinge sind gefährdet

Die hochansteckende Krankheit wird durch eine bakterielle Infektion ausgelöst. Diese gehört weltweit zu den häufigsten Atemwegsinfektionen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert, produziert der Erreger Giftstoffe, der die Schleimhäute angreift. Der Krankheitsverlauf zeigt sich meist als langanhaltender Husten. Nach neun bis zehn Tagen nach der Infektion treten die ersten Symptome auf.

Ein Kind liegt krank im Bett und hält sich eine Hand vor den Mund.
In Deutschland werden immer mehr Fälle von Keuchhusten bei Kindern und Jugendlichen gemeldet. © Sofiia Shunkina/imago

Besonders Säuglinge, die noch keinen Impfschutz haben, sind gefährdet. Bei ihnen kann es zu lebensbedrohlichen Atemaussetzern kommen. Daher müssen erkrankte Säuglinge häufig zur Beobachtung oder Behandlung ins Krankenhaus. Todesfälle sind jedoch selten.

Keuchhusten verläuft laut BZgA meist in drei Phasen:

  • 1. Stadium: Leichte Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten und allgemeines Unwohlsein, selten Fieber (1-2 Wochen)
  • 2. Stadium: Langwieriger, trockener Husten mit krampfartigen Hustenanfällen vor allem in der Nacht, Herauswürgen von Schleim und Erbrechen, Appetit- und Schlaflosigkeit (4-6 Wochen)
  • 3. Stadium: Abklingender Husten (6-10 Wochen), aber noch monatelang Reizhusten durch kalte Luft, körperliche Anstrengung oder Zigarettenrauch

Immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken an Keuchhusten in Deutschland

Bei Jugendlichen und Erwachsenen bleiben die langwierigen Hustenanfälle zwar oft aus. Das macht die Diagnose der Erkrankung jedoch erheblich schwerer. Das Ansteckungsrisiko bleibt jedoch. Dadurch ist Keuchhusten besonders tückisch. Bereits kurz vor dem Auftreten der ersten Symptome sind Betroffene ansteckend.

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet, dass seit diesem Frühjahr die Keuchhustenfälle zunehmen. Unter den Zehn- bis 14-Jährigen wurden in diesem Jahr bereits 2421 Fälle registriert, bei den 15- bis 19-Jährigen waren es 2168 Fälle. Im Vergleich dazu gab es im gleichen Zeitraum im Jahr 2019 in diesen Altersgruppen nur 713 beziehungsweise 523 Fälle. Damit stellen die aktuellen Fallzahlen den höchsten Stand seit mindestens zehn Jahren dar. Auch bei den Neugeborenen ist die Zahl ähnlich hoch. In einem deutschen Nachbarland häuften sich ebenfalls die Fälle von Keuchhusten.

Zum Schutz empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für Säuglinge eine dreiteilige Impfung im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Eine Auffrischung soll im Alter von fünf bis sechs Jahren sowie zwischen neun und 16 Jahren erfolgen. Erwachsene sollten bei der nächsten fälligen Impfung gegen Tetanus und Diphtherie auch eine Auffrischung gegen Keuchhusten erhalten. Eine Impfung sei die einzig wirksame Prophylaxe, betont das RKI.

„Vernachlässigen viele“: RKI rät zur Keuchhusten-Impfung

Laut RKI und Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sind die steigenden Fallzahlen auf versäumte Auffrischungsimpfungen zurückzuführen. Viele würden die Auffrischung im Alter von neun bis 16 Jahren auslassen, berichtete das RKI auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die größte Immunität sei kurz nach der Impfung vorhanden und nehme dann langsam ab, so der BVKJ.

„Impfungen gegen Keuchhusten vermitteln keinen lebenslangen Schutz. Sie müssen aufgefrischt werden – das vernachlässigen aber viele“, gab auch die Berliner Charité in einer Mitteilung im Juni bekannt. Die steigenden Zahlen würden aber auch mit dem Nachholeffekt der Corona-Pandemie zusammenhängen. „Während der Pandemie haben sich weniger Menschen mit Keuchhusten angesteckt. Die Immunität der Bevölkerung gegen Keuchhusten ist damit wahrscheinlich zurückgegangen, sodass nun wieder mehr Menschen zeitgleich erkranken.“ Derweil warnt ein Biologe vor einer neuen Corona-Welle. (kas/dpa)

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