Rezeptfreie Vitamin-Tabletten im Öko-Test: Viele sind falsch dosiert – zwölf Produkte fallen ganz durch

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Beim Kauf von Folsäure-Tabletten sollten werdende Mütter genau hinschauen. Im Öko-Test fallen zahlreiche Produkte mit unnötigen Inhaltsstoffen auf.

München – In der Schwangerschaft steigt der Folsäurebedarf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät Schwangeren daher, den Nährstoff zu supplementieren. Denn Folsäure, auch als Folat oder Vitamin B9 bekannt, wird nicht von unserem Körper produziert und muss deswegen durch die Nahrung aufgenommen werden. Bei der regulären Tagesdosis von 300 Mikrogramm für Jugendliche und Erwachsene ist das auch noch problemlos möglich. Schwangere und Stillende können ihren Bedarf allerdings nur schwer rein auf diese Art decken.

Die Auswahl an Präparaten ist riesig und eine gute Wahl nicht nur für die werdende Mutter selbst, sondern auch den Nachwuchs wichtig. Umso enttäuschender ist das Ergebnis von Öko-Test: über die Hälfte der 22 gestesteten Produkte fallen durch. Teils wegen zu hoher Dosierungen zugesetzter Vitamine; in einem Fall wurde sogar ein als genotoxisch eingestufter Stoff nachgewiesen.

Öko-Test-Labore nehmen rezeptfreie Folsäure-Tabletten unter die Lupe

Öko-Test untersuchte insgesamt 22 rezeptfreie Folsäure-Präparate für Schwangere, die in Apotheken oder Drogeriemärkten erhältlich sind. Folsäure ist laut BfR besonders in der Anfangsphase der Embryonalentwicklung wichtig, da sie dazu beitragen kann, das Risiko für Fehlbildungen des Nervensystems (Gehirn oder Rückenmark) beim Kind zu senken.

Bis auf zwei Ausnahmen enthalten alle Präparate auch Jod, sowie in unterschiedlichem Ausmaß weitere Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Tabletten wurden im Labor nach verschiedenen Kriterien untersucht:

  • Folsäuregehalt: Es wurde geprüft, ob die deklarierten Gehalte an Folsäure und Jod stimmen.
  • Weitere Vitamine: Welche wichtigen Vitamine sind enthalten und in welcher Dosierung.
  • Weitere Inhaltsstoffe: Sind Inhaltsstoffe enthalten, die für die schwangere Person nicht notwendig sind oder gar schaden?

Die Labortests umfassten auch eine Prüfung auf Schadstoffe wie Arsen, Cadmium, Blei und Quecksilber. Zudem wurden die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen hin überprüft.

Foto einer schwangeren Frau, die eine Schachtel mit pränatalen Vitaminen öffnet.
Öko-Test hat eine Reihe von Folsäure-Tabletten unter die Lupe genommen – mit ernüchterndem Ergebnis. © Dasha Petrenko/Zoonar.com/IMAGO

Etwas weniger als ein Drittel der Folsäure-Tabletten bekommen bei Öko-Test die Note gut

Die Ergebnisse waren enttäuschend: Nur acht Produkte erhielten das Prädikat „gut“. Zwei weitere wurden mit „befriedigend“ und „ausreichend“ bewertet. Zwölf Produkte fielen jedoch mit „ungenügend“ durch.

Folgende Produkte gehörten zu den Testsiegern:

  • Avitale (Folsäure 400 Plus sowie 800 Plus)
  • Folio (forte Phase 1 sowie Phase 2 – jeweils mit und ohne Jod)
  • Menssana (Multi für Schwangere + DHA)
  • Sanct Bernhard (Folsäure und Jod)

Diese Präparate empfiehlt Öko-Test nicht:

  • Femibion 1 Frühschwangerschaft Tabletten von Procter & Gamble
  • Vita Mama Tabletten von Abtei
  • Doppelherz Aktiv+ Folsäure, Kapseln Mama Plus mit DHA von Queisser
  • Natal,Tabletten + Kapseln von Orthomol
  • Femi Baby Kapseln + Tabletten von Tetesept

Alle Testergebnisse können Sie kostenpflichtig hier online lesen.

Viele Folsäure-Präparate enthalten unnötige Vitamine – zu hohe Dosierung kann negativen Effekt haben

Die Tester bemängelten vor allem die vielen unnötigen Vitamine. Mit nur einer Ausnahme fügten viele Hersteller den Tabletten zusätzliche Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente hinzu. „Doch keine noch so große Anzahl an isolierten Nährstoffen kann die Nährstoffvielfalt eines ausgewogenen Speiseplans ersetzen. Manche der unnötig beigemischten Vitamine produzieren nur teuren Urin, weil der Körper sie einfach wieder ausscheidet“, kritisierten die Öko-Tester.

Einige der zugesetzten Nährstoffe können laut den Testern auch Risiken bergen. Eine zu hohe Dosis an Vitamin A kann beispielsweise die Knochendichte verringern. Zwölf der getesteten Tabletten enthielten Nährstoffe oberhalb der vom BfR empfohlenen Menge.

Die meisten Folsäure-Tabletten enthielten jedoch die richtige Menge an Jod, das laut dem Netzwerk Gesund ins Leben für die kognitive Entwicklung des Babys wichtig ist. Nur zwei Folsäure-Präparate überschritten im Test die Dosierungsempfehlung der DGE. Kürzlich wurden Cremes von Öko-Test getestet – vier fielen wegen bedenklicher Inhaltsstoffe durch.

Schädlicher Inhaltsstoff in einem Folsäure-Präparat nachgewiesen – obwohl er seit 2022 verboten ist

Seit August 2022 ist Titandioxid, bekannt als Lebensmittelzusatzstoff E 171, in Nahrungsmitteln und damit auch in Nahrungsergänzungsmitteln verboten, da es möglicherweise gentoxisch wirkt. Trotzdem konnten die Tester in einem Produkt Titandioxid nachweisen.

Immer wieder werden Schadstoffe in Produkten gefunden. Auch bei Sonnencremes wies Öko-Test bei zwei Markenprodukten gefährliche Inhaltsstoffe nach. Bei einem Lebensmittel zog das Öko-Test-Ergebnis sogar einen Verkaufsstopp für zwei Produkte nach sich. (vw/sp)

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