Bild der Verwüstung in Italien: Felssturz donnert auf Gleise und Straße an beliebtem Urlaubersee
Der erste große Felssturz des Frühjahrs hat nahe des Comer Sees ein Eisenbahngleis und zwei daneben liegende Straßen getroffen. Beinahe mit tragischem Ausgang.
Sondrio – Die norditalienischen Seen sind ein Urlaubsparadies, das jedes Jahr Millionen Touristen aus dem kalten Norden anlockt. Gardasee, Comer See oder Lago Maggiore sind für einen Urlaub in Italien unter Palmen perfekt geeignet, da sie am schnellsten zu erreichen sind. Doch die in die Kalkmassive der Südalpen eingekerbten Seen sind auch ein gefährliches Pflaster. Jedes Jahr kommt es zu Felsstürzen von den steilen Hängen. Jetzt, wo der Boden in den Bergen auftaut, stürzen die ersten Steinlawinen des Frühjahres ins Tal.

Aus heiterem Himmel donnern in Italiens Norden Italiens riesige Felsbrocken auf Bahngleise und Straßen
In der kleinen Ortschaft Verceia, nördlich des Comer Sees am kleinen Lago di Mezzana in der Provinz Sondrio gelegen, kam es am Sonntagnachmittag (16. März) beinahe zu einer Tragödie. Von einer Felskante oberhalb der Bahnlinie Chiavenna-Colico lösten sich plötzlich riesige Felsbrocken und Geröll und donnerten talwärts auf die Gleise. Zwei links und rechts der Bahnstrecke verlaufende Straßen wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, in der Asphaltdecke klaffte ein tiefes Loch, das durch den Aufprall des zentnerschweren Felsbrockens entstanden war.
Die Feuerwehrleute trafen sofort vor Ort ein, sicherten den Bereich und begannen mit der Bergung des Materials. Um den Feuerwehreinsätzen zu ermöglichen, wurde der Zugverkehr insbesondere zwischen Verceia und Colico gesperrt. Es grenzt an ein Wunder, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Stündlich fährt ein Personenzug in jede Richtung genau an der Stelle vorbei, die jetzt von den Felsbrocken getroffen wurde. Einer der Brocken schlug auf den Bahnsteig ein, wo oft Menschen warten. Die anderen Einschlagstellen liegen direkt am Bahnübergang, an dem Autos stehen bleiben, wenn sich ein Zug nähert.
Felssturz an Italien-Urlaubssee: Schwere Brocken schlugen auf dem Bahnsteig und an den Bahnübergängen ein
Ein Teil davon durchbrach einen Zaun am Bahngleis und donnerte auf die Uferstraße, ein anderer Brocken traf die Staatsstraße 36, die einer deutschen Bundesstraße entspricht und zum Splügenpass in die Schweiz führt. Von ihr zweigt auch die Staatsstraße 37 zum Malojapass ins Schweizer Engadin und weiter in Richtung Tirol/Fernpass ab, der von vielen Touristen aus Deutschland und Österreich auf dem Weg zum Comer See benutzt wird. Dementsprechend ist die Straße auch viel befahren.
Die Gemeinde verständigte einen Geologen, der vor Ort Untersuchungen durchführen soll. Er soll die Hangstabilität dahingehend bewerten., ob weitere Felsstürze drohen. Laut RFI (Italienisches Eisenbahnnetz) wird es mindestens zwei Tage dauern, bis der Bahnverkehr wiederhergestellt ist. Auch die Gemeinde Colico schätzt die Zeit der Wiederherstellung auf mindestens zwei Tage, auch die Gemeindestraße am Ufer ist betroffen. Die Staatsstraße 36 ist wieder befahrbar.
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Die Serie der Felsstürze in den Alpen wird immer besorgniserregender – Klimawandel schuld?
In den französischen Alpen hatte ein riesiger Felssturz kürzlich die Autobahn in die Savoyer Skigebiete blockiert. Eine Woche zuvor hatte weiter südlich eine mächtige Steinlawine in einer Schlucht eine weitere Straße in ein Skigebiet in den französischen Seealpen verschüttet. Am Brenner in Südtirol (Italien) wurde sogar ein Personenzug von einer Steinlawine erfasst.

In den vergangenen Monaten und Jahren kam es in den Alpen immer wieder zu schweren Fels- und Bergstürzen. Erst im Januar donnerte am Monte Rosa ein gewaltiger Felssturz bis an die dortigen Skipisten. In Norditalien wurden vorigen Sommer nach einem Unwetter gleich vier Straßen verschüttet. In den Dolomiten sorgte ein Felssturz ebenfalls für Aufsehen. Am Gardasee wurde bei einem Felssturz im Frühjahr sogar ein Auto von einem herabstürzenden Felsen getroffen. In Tirol brach 2023 am Fluchthorn gleich ein ganzer Gipfel in sich zusammen. Viele Experten sehen dabei einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.