„Wen kümmert das?“: Trump-Vize Vance geht wegen Umfragen zur US-Wahl 2024 auf die Barrikaden
Donald Trump steht in den Umfragen derzeit schlechter da als zuvor. Kein Grund zur Sorge, meint sein Vize J. D. Vance – und zweifelt die Methode an.
Washington, D.C. – Der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner, J. D. Vance, hat zum Ausdruck gebracht, dass er Meinungsumfragen zur US-Wahl 2024 keinen Glauben schenkt. Stattdessen will er, nach eigener Aussage, lieber „das Vertrauen der amerikanischen Wähler“ gewinnen. Aktuelle Umfragen bescheinigen den Demokraten Kamala Harris und Tim Walz derzeit einen knappen Vorsprung.
Als Vance am Montag (19. August) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Philadelphia darauf angesprochen wurde, sagte er, er glaube den Umfragen nicht. Wie das US-Portal Newsweek berichtet, machte der Reporter Vance zunächst darauf aufmerksam, dass Donald Trump am 21. August „im Durchschnitt der Umfragen in Pennsylvania um 4,5 Prozentpunkte vor Joe Biden“ lag sowie, dass Umfragen vom Montag auf „ein statistisches Unentschieden zwischen Donald Trump und Kamala Harris“ hindeuten würden. Im Anschluss habe er den Trump-Vize gefragt: „Erstens: Glauben Sie den Umfragen? Und zweitens, wenn ja, wie holt man sich diesen Vorsprung wieder zurück?“
Harris holt in Umfragen zur US-Wahl 2024 auf – für Vance offenbar kein Grund zur Sorge
In seiner Antwort machte Vance sehr deutlich, dass dem nicht so sei. „Ich glaube den Umfragen nicht, wenn sie sagen, dass wir vorne liegen, ich glaube den Umfragen nicht, wenn sie sagen, dass wir unentschieden liegen, ich glaube den Umfragen nicht, die sagen, dass wir hinten liegen“, so der designierte republikanische Vize-Kandidat. Letztlich sei das aber auch nicht weiter schlimm, denn es komme darauf an, „das Vertrauen der amerikanischen Wähler zu gewinnen, nicht die Meinungsumfragen“.

Im Jahr 2022 hätten Wählerbefragungen ihm in Ohio eine Niederlage vorausgesagt, so Vance laut dem Bericht weiter. Letztlich habe er seinen demokratischen Gegner Tim Tyan dann aber um 6,1 Prozentpunkte schlagen können. „Ich denke, und das habe ich in meinem Rennen für den Senat gesehen, ich erinnere mich, als alle Meinungsumfragen im August sagten, dass ich mein Rennen im US-Senat verlieren würde, und dann habe ich nur ein paar Monate später auf ziemlich überzeugende Weise gewonnen“, so der Republikaner. Überhaupt glaube er, dass „die Medien diese Umfragen veröffentlichen, weil sie wissen, dass sie die Wahlbeteiligung senken und die Diskussion auf die Umfragen lenken werden“, habe er zu bedenken gegeben.
Trump verliert in den Umfragen zur US-Wahl 2024 an Vorsprung – Und Vance vertraut ihnen ohnehin nicht
Während eines weiteren Interviews, das am Montag auf Fox News ausgestrahlt wurde, traf Vance ähnliche Aussagen. Moderatorin Shannon Bream fragte ihn dort nach einer anderen am Samstag (17. August) veröffentlichten Umfrage der New York Times. Diese ergab, dass Harris in Arizona derzeit mit 50 Prozent zu 45 Prozent vor Trump liegt, dass Harris in North Carolina mit 49 zu 47 Prozent an Trump vorbeigezogen war sowie, dass sich der Vorsprung des ehemaligen Präsidenten in Georgia und Nevada deutlich verkleinert hatte. Im Anschluss wollte sie von Trumps Vize wissen, ob diese Ergebnisse Folgen für die Strategie der Republikaner haben würden.
Auch hier verneinte Vance – und holte zum Angriff gegen die Demokraten aus. „Zunächst einmal neigen die Umfragen dazu, die Demokraten radikal zu überschätzen, das haben wir bei den Umfragen im Sommer 2020 und im Sommer 2016 gesehen. Und natürlich waren viele dieser Umfragen falsch, als es zum Wahltag kam“, so der Senator aus Ohio. Harris habe zwar „vor ein paar Wochen ein kleines Zuckerhoch“ gehabt, dieses habe sich aber bereits abgeflacht, was man „anhand unserer eigenen internen Daten gesehen“ habe. Vance zufolge sind „Insider“ innerhalb der Kampagne von Harris sogar „sehr besorgt darüber, wo sie stehen“.
Vance sieht Trump auf gutem Kurs – Unterschätzt der Republikaner die Ergebnisse der Umfragen für Harris?
Nach eigener Aussage sieht der Republikaner daher auch keinen Grund, den Kurs zu ändern, um Trumps schwächelnden Umfragewerten zu begegnen. Stattdessen zweifelte er auch in diesem Interview die Stichhaltigkeit der Umfragen zur US-Wahl 2024 an. „Was man 2016 und 2020 immer wieder gesehen hat, ist, dass die Medien gefälschte Umfragen nutzen, um die Wahlbeteiligung der Republikaner zu senken und Zwietracht und Konflikte mit den republikanischen Wählern zu schüren“, so Vance, bevor er betonte, dass die Trump-Kampagne in einer „sehr, sehr guten Position“ sei.
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Einem Bericht US-Politikmagazin The New Republic zufolge, haben die Republikaner ohnehin ihren eigenen Weg gefunden, um mit Harris‘ Erfolg in Umfragen umzugehen. Die Trump-Kampagne habe die Praxis übernommen, „unverzerrte“ Umfragen zu verbreiten – also die Umfrageergebnisse auf der Grundlage der Differenz zwischen den Wahlergebnissen und der Angabe, wie die Befragten vor vier Jahren gewählt haben, anzupassen. Trumps Team habe behauptet, dass die neuen Umfragen die Unterstützung für Trump im Jahr 2020 unterbewerten. Daher liefere die „Anpassung“ an die erinnerten Stimmen ihnen zufolge ein genaueres Bild von Trumps Chancen. Man habe also schlicht beschlossen, dass jede Umfrage, in der Trump nicht führt eine Lüge ist, so das Magazin. (tpn)