Jetzt will Merz-Regierung die Steuern senken – Start schon 2025

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Die Merz-Regierung hat sich zu Steuersenkungen verpflichtet. Bereits 2025 will sie damit anfangen. Was steckt hinter den Entlastungen?

Berlin – Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) plant offenbar bereits umfassende Steuersenkungen für Unternehmen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das Handelsblatt. Die Entlastungen sollen sich über mehrere Jahre erstrecken und bis 2029 auf 17 Milliarden Euro anwachsen. Klingbeil möchte damit mehrere im Koalitionsvertrag festgelegte Maßnahmen umsetzen.

Steuersenkungen der Merz-Regierung – über Jahre hinweg sollen Steuern schrumpfen

Im Detail geht es um den sogenannten Investitionsbooster, die Reduzierung der Körperschaftssteuer und neue Abschreibungsmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Der Investitionsbooster sieht Sonderabschreibungen für Investitionen in den Jahren 2025, 2026 und 2027 vor. Abschreibungen von 30 Prozent sollen zwischen dem 30. Juni 2025 und dem 1. Januar 2028 möglich sein.

Bildmontage aus Lars Klingbeil (links) und Friedrich Merz (rechts)(Symbolfoto). Die Merz-Regierung hat sich zu Steuersenkungen verpflichtet. Bereits 2025 will sie damit anfangen. Was steckt hinter den Entlastungen? © IMAGO / Bernd Elmenthaler & IMAGO / Political-Moments

Im Anschluss folgt eine Reduzierung der Körperschaftssteuer. Der Steuersatz soll in fünf Schritten bis 2032 von 15 auf zehn Prozent gesenkt werden. Zudem ist eine „großzügigere“ Gestaltung der steuerlichen Forschungszulage geplant. Für Unternehmen, die Elektroautos erwerben, ist eine spezielle Abschreibung vorgesehen: Im Jahr des Kaufs soll eine Abschreibung von 75 Prozent möglich sein.

Auswirkungen der Unternehmen – das bringen die Steuersenkungen der Merz-Regierung

Unternehmen werden in den kommenden Jahren von einem zunehmenden Volumen der Steuersenkungen profitieren. Im Jahr 2025 sollen diese 2,5 Milliarden Euro betragen, im darauffolgenden Jahr 8,1 Milliarden Euro und 2029 schließlich 11,3 Milliarden Euro.

Die staatlichen Einnahmen werden dabei zeitversetzt sinken. Im Jahr 2025 fehlen 630 Millionen Euro, 2026 sind es vier Milliarden Euro und 2029 dann 17 Milliarden Euro. Diese Steuerausfälle verteilen sich laut Reuters auf Bund, Länder und Kommunen.

Deutschland als Hochsteuerland – die Merz-Regierung muss Standortvorteile schaffen

Klingbeil adressiert damit eines der zentralen Anliegen der deutschen Unternehmen. Diese fordern seit Langem eine Steuersenkung, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken. „Für Unternehmen ist Deutschland in den vergangenen 15 Jahren zu einem Hochsteuerland geworden“, schrieb die Zeitung Wirtschaftsdienst im Jahr 2024. Die hohe Steuerlast führe zu direkten Nachteilen im internationalen Standortwettbewerb. Simulationsberechnungen hätten gezeigt, dass Steuersenkungen insbesondere bei privaten Investitionen zu einem „spürbaren Aufschwung“ führen würden.

Ein Bericht der OECD zeigt, dass die durchschnittliche Steuerlast für Unternehmen in den OECD-Ländern bei 23,6 Prozent liegt (Stand 2023), während die EU-Staaten ohne Deutschland im Schnitt 21,1 Prozent Steuern erheben. In Deutschland betrage die Steuerbelastung für Unternehmensgewinne etwa 30 Prozent (DIHK).

Die Wirtschaftszeitung verwies auf frühere Entwicklungen: Schon in den Jahren 2001 und 2008 sei es durch Reformen gelungen, den Abstand zu anderen OECD-Ländern zu verringern.

Industrie fordert Steuersenkungen – „Stimmung“ in der Wirtschaft muss sich drehen

Seit Monaten fordert die deutsche Industrie ähnliche Maßnahmen. Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), betonte im Mai 2025, dass die Merz-Regierung entschlossene Strukturreformen und eine zügige Haushaltsplanung vorlegen müsse.

„Dazu zählen auch Entlastungen für Unternehmen bei Steuern und Bürokratie. Sie geben dringend nötige Impulse und Planungssicherheit für private Investitionen“, erklärte Gönner. Sie forderte konkret die Einführung einer degressiven Abschreibung und die Senkung der Körperschaftssteuer, um noch in diesem Jahr Investitionen zu ermöglichen.

Gönner betonte, dass Deutschland „schnell international konkurrenzfähige Unternehmensteuern von höchstens 25 Prozent“ benötige. Zudem müsse die Merz-Regierung den Solidaritätszuschlag abschaffen, um die „Stimmung in der Wirtschaft zu drehen“.

„Größte Modernisierung seit Jahrzehnten“ – so will Merz-Regierung die Einnahmen steigern

Alle im Koalitionsvertrag festgehaltenen Maßnahmen unterliegen jedoch einem Finanzierungsvorbehalt. Klingbeil scheint darauf zu setzen, dass Investitionen die Wirtschaft so stark ankurbeln, dass sie sich quasi ausgleichen. „Wir müssen durch ein höheres Wirtschaftswachstum die Einnahmen stärken“, sagte Finanzminister Klingbeil im März. „Nur so gewinnen wir neue finanzielle Spielräume. Wir stoßen deshalb jetzt die größte Modernisierung unseres Landes seit Jahrzehnten an.“

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