„So ein Wetter hatten wir noch nie“: Fallschirmspringer der Bundeswehr üben Notlandung im Kochelsee

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Nasse Landung: Ein Fallschirmspringer der Bundeswehr bei der Übung auf dem Kochelsee. Seit fast 40 Jahren kommen die Soldaten der Luftlande-/Lufttransportschule Altenstadt nach Kochel, um das „Notverfahren Wasserlandung“ zu trainieren. © Sandra Gerbich

Der Temin ist fix. Seit fast 40 Jahren kommen Fallschirmspringer der Luftlande-/Lufttransportschule Altenstadt nach Kochel, um das „Notverfahren Wasserlandung“ zu trainieren. Diesmal forderte das Wetter Soldaten wie Organisatoren ganz besonders heraus.

„So ein Wetter hatten wir noch nie“, sagte Josef Scheifler, Vorsitzender des Kochler Veteranen- und Reservistenvereins. Seit 1986 sind die “Gedienten“ Gastgeber der Bundeswehrsoldaten, die einmal jährlich im Kochelsee das so genannte „Notverfahren Wasserlandung“ üben. Schlechtes Wetter habe man immer mal wieder gehabt, aber „so krass wechselhaft“ sei es noch nie gewesen.

Fallschirmspringer der Bundeswehr üben Notlandung auf dem Kochelsee - Wind forderte die Soldaten

Eine Herausforderung für die Piloten der M-28 Skytruck. „Die Wolkendecke sollte 500 Meter über dem Wasser nicht unterschreiten“, sagte Hauptmann Erwin Weber, Leitender Offizier des Fallschirmsprungdiensts. Diese Zahl wechselte dieses Mal fast minütlich. Regen mache nicht viel aus, aber Wind: „Sobald wir zwölf Knoten überschreiten, darf man auch an Land nicht mehr fliegen“, ergänzte Nico Lessentin, Pressesprecher der Luftlande-/Lufttransportschule in Altenstadt.

zwei soldaten in einem boot ziehen einen dritten aus dem kochelsee.
Soldaten helfen einem Fallschirmspringer der Bundeswehr nach seiner Landung auf dem Kochelsee in das Boot. Nach dem Eintauchen ins Wasser gilt es, sich schnellstmöglich von der Sprungausrüstung und dem Gurtzeug zu befreien. © Sandra Gerbich

Für die 100 Springer – darunter diesmal auch fünf Soldaten der US-Army - sei die größte Bewährungsprobe nicht die Landung, „vielmehr geht es darum, sich im Wasser schnellstmöglich von der Sprungausrüstung und dem Gurtzeug zu befreien“, so Lessentin. Im Normalfall landen die Springer freilich nicht im Wasser, ergänzte der Hauptmann. „Die Übung soll jedoch die Springer auf einen so genannten Absetzfehler vorbereiten, der etwa bei ungünstigen Wetterverhältnissen, vor allem Böen, auftreten kann.“

einsatzboote am kochelseeufer.
Helfer der Übung: Im Einsatz waren das Boot der Kochler Feuerwehr, das Motorrettungsboot der Kochler Wasserwacht und das Boot der Polizei. Von der Bundeswehr waren fünf Boote im Wasser. © Polizei

Durchschnittlich sechs Meter pro Sekunde legen die Soldaten zurück, bis der kerzengerade Körper die Wasseroberfläche berührt. „Je nach Thermik dauert so ein Sprung ein bis zwei Minuten“, erklärt Lessentin. Kurz vor dem Eintauchen muss dann alles ganz schnell gehen. Dann heißt es Brustgurt öffnen und Reserveschirm ausklappen. Die Beingurte werden erst im Wasser geöffnet. In unmittelbarer Nähe warten die Boote, je eins ist einem Soldaten zugeteilt. Unterstützung erhielten die Soldaten dabei dieses Jahr wieder durch die ortsansässige Wasserwacht, Feuerwehr sowie die Polizei. Die Besatzung besteht aus einem Bootsführer, einem Rettungsschwimmer und einem Bergungshelfer.

Wenige Zuschauer trotzen dem Regen

Nur wenige Zuschauer schreckte diesmal das Wetter nicht ab. Auch Kochels Bürgermeister Jens Müller (UWK) war gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der zweitägigen Übung zu machen. Dass die Zivilbevölkerung mit der Bundeswehr in Kontakt kommt, sei für ihn ein wichtiger Aspekt der Trainingstage am und im Kochelsee. Heuer waren auch Schüler aus der näheren Umgebung gekommen, um live die Aufgaben von Soldaten kennenzulernen.

die helfer auf dem weg zum see.
Die Freiwiligen der Kochler Wasserwacht, der Feuerwehr und der Polizei unterstützen die Übung der Bundeswehr vor Ort. © Wasserwacht Kochel

Die Besucher konnten gepanzerte Bundeswehrfahrzeuge in Augenschein nehmen. Andere Soldaten demonstrierten die Sprungausrüstung. Für die Verpflegung hatte wieder der Veteranen- und Reservistenverein gesorgt. „Trotz des schlechten Wetters werden wir mit einer schwarzen Null rausgehen“, sagte Vereinsvorsitzender Scheifler. Dass der Verein sich auch im kommenden Jahr wieder um die Vorbereitung des Trainings und die Versorgung von Soldaten und Gästen kümmern wird, sei Ehrensache.

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