Historisches Ereignis zeigt: Musk kann Trump empfindlich schaden – „Zünglein an der Waage“
Der Streit zwischen Trump und Musk könnte die politische Landschaft der USA aufmischen – wenn sich die Geschichte noch einmal wiederholt.
Berlin – Man könnte die Schlammschlacht als weitere peinliche Randnotiz abtun. Nur: Der öffentlich ausgewalzte Zank zwischen US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk hat durchaus Potenzial, die Geschicke der USA zu verändern.
Seit Trump Musk als Berater aus dem Regierungsumfeld verstoßen hat, sind die einstigen Kumpels erbitterte Feinde. Musk will nun eine eigene Partei mit dem wenig originellen Namen „Amerika-Partei“ gründen. Chancen auf echten direkten politischen Einfluss wird er damit wohl kaum haben, glaubt Heike Paul. Die Professorin für America Studies an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sagt im Gespräch mit dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA: „Seine Ankündigungen wirken sehr impulsiv. Eine Partei zu gründen und Politik zu machen, ist etwas anderes, als eine Firma hochzuziehen. Musk fehlt die Politikerfahrung.“
Elon Musk vs. Donald Trump: Wie einst bei Bush und Clinton
Aber: „Falls er wirklich eine Partei gründet, könnte Elon Musk damit Zünglein an der Waage sein“, so Paul. Selbst Präsident werden könnte Musk wegen seiner südafrikanischen Herkunft zwar nicht. Aber: „Er dürfte vor allem den Republikanern Stimmen abspenstig machen“, sagt Paul und verweist auf einen Präzedenzfall von 1992: Damals war der parteilose texanische Milliardär Ross Perot zur US-Wahl als dritter Kandidat neben George Bush jr. und Bill Clinton angetreten. Fast 20 Millionen Wähler gaben ihm ihre Stimme.
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Ein historisches Ereignis: Nie zuvor hatte ein dritter Kandidat derart großen Zuspruch erhalten. Auch wenn Perot in keinem US-Staat eine Mehrheit für sich gewinnen konnte: „Er hat den Republikaner Bush durchaus Stimmen gekostet. Man kann sagen, dass der damals noch nicht sehr bekannte Bill Clinton nur deshalb US-Präsident werden konnte“, so Paul.
Das sieht der USA-Kenner Michael Werz ähnlich. Er ist Senior Fellow bei der Denkfabrik „Council on Foreign Affairs“ in Washington, DC und Alumnus der Berliner NGO „Das Progressive Zentrum“. „Erste Umfragen deuten darauf hin, dass über ein Fünftel der republikanischen Wähler, und davon sehr viel mehr Männer als Frauen, die Musk-Partei sofort wählen würden und ein weiteres Drittel dies in Erwägung zöge“, sagt Werz.
Reichweite von Musk ist Problem für Trump
Allerdings dürfe man die aktuellen Umfragen nicht überbewerten: „Die aktuellen Zahlen spiegeln nur erste, spontane Reaktionen. Es ist unwahrscheinlich, dass Musk so viele Wähler längerfristig für sich mobilisieren kann“, schätzt Werz. Die mediale Sichtbarkeit von Elon Musk sei aber durchaus ein Problem für Donald Trump – „ebenso wie die Tatsache, dass beide, mit unterschiedlichen politischen Strategien, das Land radikal und von Grund auf verändern wollen“, so Werz.
Die politische Debattenkultur werde der Streit wohl jedenfalls nachhaltig beeinträchtigen, glaubt Expertin Heike Paul. „Die politische Debattenkultur in den USA ist schon länger von populistischer Rhetorik geprägt, das war schon bei Obama so. Und hat sich in den letzten Monaten noch einmal deutlich verstärkt, auch durch Social Media.“