Der Kreml gesteht hohe Einbußen bei Öl- und Gasexporten ein. Moskau verbreitet ein Video mit Wladimir Putin dazu. Eine andere Zahl aus Russland wirft Fragen auf.
Moskau – Entgegen anders lautender Meldungen aus dem Kreml läuft es für Wladimir Putin offenbar militärisch nicht wirklich in seinem völkerrechtswidrigen Ukraine-Krieg. Die Ukrainer halten das Donbass-Bollwerk Pokrowsk, und der Verbündete Nordkorea lässt Russland offenbar bei der Munition im Stich. In dieser Gemengelage hat eben jener Kreml ein Video verbreitet, das einen interessanten Hinweis zur russischen Wirtschaft liefert – und das gleichzeitig eine große Frage aufwirft.
Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur Reuters könnten die russischen Einnahmen aus Öl- und Gasexporten im November um etwa 35 Prozent auf dann 520 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 5,73 Milliarden Euro) monatlich eingebrochen sein. Dies würde den Staatshaushalt schwer treffen, da es sich für Russland generell und besonders für Putins Kriegswirtschaft um die wichtigste Einnahmequelle handelt. Die Nachrichtenagentur führt diese Entwicklung auf aktuell weltweit sinkende Energiepreise zurück.
Russische Wirtschaft wankt: Westliche Sanktionen treffen Wladimir Putins Öl-Industrie
Offenbar wirken aber auch Sanktionen der Ukraine-Unterstützer aus den Reihen der NATO. Wie Reuters am 6. November berichtet hatte, setzten zuletzt Sanktionen der USA unter Donald Trump und Großbritanniens dem riesigen russischen Öl-Konzern Lukoil gewaltig zu. Betroffen sind demzufolge etwa Handelsgeschäfte in der Schweiz, Tankstellen in Finnland und Öl-Transporte Lukoils aus dem Irak.
So haben zum Beispiel finnische Banken offenbar Zahlungen an das Lukoil-Tochterunternehmen Teboil in Skandinavien eingefroren. Dass ausländische Banken keine Geschäfte mit den russischen Öl-Konzernen Lukoil und Rosneft mehr machen sollen, war Teil von Trumps US-Sanktionen gegen das Kreml-Regime Putins, um dieses im Ukraine-Krieg wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Laut Bild machen Öl- und Gasverkäufe etwa ein Viertel aller Staatseinnahmen aus. Ein Beispiel: Der Anfang 2025 veröffentlichten ZDF-Dokumentation „Putins geheime Schattentanker – Wie Russland Sanktionen umgeht“ zufolge, flossen zum Beispiel im Oktober 2024 täglich rund 210 Millionen Euro durch den Verkauf von Rohöl über den Seeweg in diesen russischen Staatshaushalt. Großbritannien hatte deshalb im Juli Sanktionen gegen die russische Öl-Branche verhängt, die vor allem jene „Schattenflotte“ treffen sollen.
Russische Öl-Industrie getroffen: Sanktionen und Drohnen setzen Wladimir Putin unter Druck
Die Sanktionen aus London richten sich laut Kyiv Post gegen 137 Unternehmen, darunter Tanker-Reedereien und Energiekonzerne, die an besagter „Schattenflotte“ beteiligt sein sollen. Die Wirkung wird offenbar nicht verfehlt: Der Financial Times (FT) nach sollen die internationalen Aktivitäten Lukoils regelrecht lahmgelegt sein. Und Moskau kann die Probleme seiner Öl-Industrie offenbar nicht mehr verschleiern, während einzelne russische Regionen zuletzt den Treibstoff an Tankstellen rationieren mussten.
Denn: Berichten zufolge sorgten ukrainische Langstrecken-Drohnen-Angriffe dafür, dass rund ein Fünftel aller russischen Öl-Raffinerien in den vergangenen Monaten ihren Betrieb unterbrechen mussten. In dieser Gemengelage ließ der Kreml nun ein Video mit Putin verbreiten, über das Focus Online berichtet. In diesem erklärt Daniil Egorow, Chef des russischen Steuerdienstes, bei einem Treffen mit Putin, dass die Öl- und Gasexporte seit Anfang 2025 um zwei Billionen Rubel zurückgegangen sind.
Umgerechnet sind das etwa 22,07 Milliarden Euro. Der nicht auf Rohstoffen basierende Sektor von Russlands Wirtschaft habe jedoch drei Billionen Rubel zusätzlich eingebracht. Um welche Branchen es sich handeln soll, bleibt unbeantwortet. Was Fragen über die Echtheit der Informationen aufwirft oder, ob es sich um ein Propaganda-Video handelt, um die Bevölkerung zu täuschen. Bezeichnend: An einer Stelle des Videos lächelt Putin geradezu gequält. (Quellen: Reuters, Bild, ZDF, Kyiv Post, Focus Online) (pm)