Putin nennt mögliche Friedenstruppen in der Ukraine „legitime Angriffsziele“
Mehr als zwei Dutzend Länder sollen bereit sein, im Falle von Frieden Soldaten in die Ukraine zu schicken. Wladimir Putin will sich das nicht bieten lassen.
Wladiwostok – Im Ukraine-Krieg stehen die Zeichen aktuell augenscheinlich ganz und gar nicht auf Frieden. Vielmehr befürchtet Kiew einen weiteren Großangriff Russlands – diesmal auf die seit rund einem Jahr schwer umkämpfte und strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Westen der Oblast Donezk. Dennoch will die Koalition der Willigen ihre Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand nach mehr als dreieinhalb Jahren Blutvergießen nicht aufgeben.
An der Bereitschaft anderer Länder zu dessen Sicherung würde es offenbar nicht scheitern. Laut Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würden sich mindestens 26 Nationen an einem möglichen Einsatz in der Ukraine beteiligen, wenn die Waffen erst einmal schweigen. Unter anderem hätten Deutschland, Italien und Polen ihre Bereitschaft signalisiert, bei Sicherheitsgarantien für die Ukraine aktiv zu werden, sagte das Staatsoberhaupt der Grande Nation nach einem Treffen mit mehr als 30 Staats- und Regierungschefs in Paris.
Putin gegen Friedenstruppen in Ukraine: „Wären legitime Ziele für die Vernichtung“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Sekenskyj sprach später davon, es werde über die Stationierung Tausender ausländischer Soldaten diskutiert. „Ja, es werden definitiv Tausende sein, nicht nur ein paar“, betonte er in der westukrainische Stadt Uschorod.
Allerdings scheinen Kiew und der Westen die Rechnung ohne Wladimir Putin zu machen. Der Kreml-Chef, der die Invasion am 24. Februar 2022 befahl, müsste nicht nur seine Truppen stoppen, sondern eben auch der Entsendung fremder Streitkräfte in das umkämpfte Gebiet zustimmen.
Doch Putin denkt gar nicht daran. Im Gegenteil: Er droht dem Westen einmal mehr offen. Wie unter anderem die internationale Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sagte Russlands Präsident bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok über die Pläne der Koalition der Willigen: „Wenn dort also Truppen auftauchen, gerade während der aktuellen Kampfhandlungen, gehen wir davon aus, dass dies legitime Ziele für die Vernichtung sein werden.“
Putin und der Ukraine-Krieg: „Bei langfristigem Frieden machen Friedenstruppen keinen Sinn“
Im Falle einer Friedenslösung wäre eine ausländische Militärpräsenz für Putin ohnehin überflüssig: „Und wenn Entscheidungen getroffen werden, die zum Frieden führen, zu einem langfristigen Frieden, dann sehe ich einfach keinen Sinn in ihrer Anwesenheit auf dem Territorium der Ukraine, Punkt.“ Allerdings besteht aus Sicht des Westens eben eine Gefahr für den Frieden, wenn das ukrainische Grenzgebiet zu Russland nicht von einer dritten Seite überwacht wird.
Immer wieder wurde die Befürchtung geäußert, Putin könnte einer Waffenruhe zustimmen, um seine Truppen für einen weiteren Angriff vorzubereiten. Offiziell will Moskau mit seinem Krieg die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine erreichen. Was das konkret heißen soll, wurde jedoch nie aufgeklärt. So wird in Europa vermutet, Putin will die dem Westen zugewandte Regierung von Selenskyj durch eine Regierung austauschen, die die Anbindung an Russland sucht.
Europa und der Ukraine-Krieg: Putin-Sprecher nennt Friedenstruppen „Gefahr für uns“
In einem BBC-Interview verdeutlichte auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass die Pläne von Macron & Co. aus russischer Sicht keine Option sind. „Wir betrachten die Anwesenheit von internationalen oder Nato-Streitkräften auf ukrainischem Territorium nahe unserer Grenze als Gefahr für uns. Das wird uns nicht dabei helfen, uns einer Lösung im Ukraine-Konflikt anzunähern“, stellte er klar.

Zudem behauptete Peskow: „Wir sind ein Feind der Nato, das ist so in den Nato-Dokumenten niedergeschrieben.“ Daher werde Russland „alles tun, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Wir würden unsere Ziele gerne auf diplomatische und friedliche Weise erreichen. Sollten wir diese Möglichkeit nicht haben, setzen wir unsere militärische Spezial-Operation fort.“
Einmal mehr erklärte er, der Hauptgrund für die Invasion sei der Versuch der Nato gewesen, „die Ukraine zu infiltrieren. Dadurch wird unser Land bedroht.“ Zugleich unternahm er einen weiteren Versuch, das transatlantische Bündnis zu entzweien. Denn Peskow zufolge sind Putin und auch US-Präsident Donald Trump bereit für ernsthafte Gespräche über Lösungen, aber „wir sehen die unerhörten Bemühungen der europäischen Länder, die Fortsetzung des Krieges zu provozieren“.
Trump und der Ukraine-Krieg: US-Präsident verteidigt Europäer bei Friedenslösung
Während der Westen also den Vorwurf äußert, Moskau wolle keinen Frieden in der Ukraine, dreht der Kreml den Spieß um und beschuldigt die Europäer, den Krieg in die Länge zu ziehen. Trump sitzt gewissermaßen zwischen den Stühlen. Auch wenn er die Entsendung von US-Soldaten ablehnt, steht er den europäischen Ideen grundsätzlich offen gegenüber. An den Sicherheitsgarantien werde gerade gearbeitet, ließ er wissen. Und: „Wir werden ihnen helfen. Schauen Sie, wir wollen viele Leben retten.“
Die Europäer müssten den ersten Schritt machen und dazu seien sie auch bereit, versicherte Trump und ergänzte: „Sie wollen, dass es endet.“ Damit widerspricht er also dem Kreml, was angesichts seiner vielen Meinungsänderungen wohl niemand als Selbstverständlichkeit ansieht.
Seinen Optimismus hat der Republikaner aber noch nicht verloren. Zwar gab er zu, der Ukraine-Krieg sei schwieriger zu lösen als gedacht, aber: „Es wird ganz plötzlich vorbei sein. Dann wird sich alles finden. Ihr werdet sehen.“ (mg)