Gesundheitsgefahr durch Kassenbons? Öko-Test rät zum Händewaschen
Ein Kassenbon kann lästig sein. Doch in einigen Fällen droht sogar Gesundheitsgefahr. Die Auswirkungen zeigen sich insbesondere bei Schwangeren.
München – Viele, die einkaufen, verzichten nach dem Bezahlen auf einen Kassenbon. Wer sich keinen Überblick über die getätigten Einkäufe verschaffen will, kann damit langfristig für sich persönlich durchaus Papiermüll sparen. Doch insbesondere für Schwangere kann genau das sogar gesünder sein. Besonders von älteren Kassenbons geht eine Gesundheitsgefahr aus.
Kassenbons bestehen häufig aus Thermopapier
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass für die Herstellung von Kassenbons häufig Thermopapier verwendet wird. Dieses spezielle Papier enthält etwa 0,5 bis drei Prozent Farbentwickler, der das Papier durch eine chemische Reaktion bei Hitzeeinwirkung schwarz färbt. Häufig verwendete Farbentwickler sind Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S. BPA ist mittlerweile gemäß der Europäischen Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH-Verordnung) als „besonders besorgniserregender Stoff“ eingestuft, wie auf der Website des Umweltbundesamts zu lesen ist. Doch auch aus anderen Gründen heraus verärgerte der Kassenbon einen Kaufland-Kunden.

Diese Klassifizierung impliziert, dass BPA das Hormonsystem beeinträchtigen und gesundheitsschädlich sein könnte. Darüber hinaus könnte die Substanz die sexuelle Funktion und Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen negativ beeinflussen. Der Umwelt- und Naturschutzverband BUND äußert sich auf seiner Website: „BPA wirkt wie das weibliche Hormon Östrogen und hat in Tierversuchen schon in geringen Konzentrationen Organmissbildungen sowie Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und der Fortpflanzung verursacht.“
Studie zeigt Auswirkungen von „besorgniserregendem Stoff“ BPA
Es wird angenommen, dass BPA bei Menschen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Störungen des Immunsystems sowie Brust- und Hodenkrebs mitverursachen kann. Gesundheitsschädliche Substanzen, die beispielsweise Übelkeit und Herzrhythmusstörungen hervorrufen können, können auch in Ihrem eigenen Garten lauern.
In einem Informationspapier aus dem Jahr 2010 weist das Umweltbundesamt darauf hin, dass Töchter von Müttern, die während der Schwangerschaft höheren Mengen von BPA ausgesetzt waren, aggressiveres Verhalten als ihre Altersgenossinnen im Alter von zwei Jahren gezeigt haben könnten. Ein Artikel der Pharmazeutischen Zeitung weist darauf hin, dass BPA die Entwicklung der Brustdrüsen eines ungeborenen Kindes während der Schwangerschaft hemmen könnte, was das Risiko für Brustkrebs im späteren Leben erhöht.
Ökotest empfiehlt, Hände nach Kontakt mit Kassenbon zu waschen
Die Hauptquellen für die Aufnahme von BPA sind oral über Lebensmittel und dermal (über die Haut) über Thermopapier. Seit 2020 ist die Verwendung von BPA in Konzentrationen über 0,02 Prozent in Thermopapier jedoch verboten, was das Risiko der Aufnahme durch Kassenbons für Verbraucher reduziert hat, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung auf seiner Website mitteilt. Jedoch könnten dementsprechend besonders gelagerte Kassenbons eine potenzielle Quelle sein.
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Trotzdem ist es ratsam, neue Kassenbons nicht zu lange in der Hand zu halten und sie von Kindern fernzuhalten. Das Verbrauchermagazin Ökotest empfiehlt auf seiner Website, nach dem Berühren von älteren Kassenbons, Garantiebelegen oder Ähnlichem die Hände zu waschen. Aus einem Grund sollten Kassenbons nicht mal im Portemonnaie aufbewahrt werden.
Alternativen zum Kassenbon aus Papier
Es gibt zudem umweltfreundliche Alternativen, um das Risiko zu minimieren. Einige Supermarktketten wie Rewe senden laut Ökotest digitale Kassenbons per E-Mail, wenn Kunden ein Rewe-Kundenkonto und ein Payback-Konto haben. Andere Ketten wie Alnatura, Edeka oder Netto verwenden teilweise umweltfreundliches Thermopapier ohne chemische Farbentwickler. Apps wie Anybill oder Bill.less bieten eine digitale Möglichkeit, Kassenbons zu sammeln.