„Tragisch“: Trumps Zölle werden die USA ärmer und dümmer machen

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Auch US-Amerikaner verzweifeln an Trumps Zoll-Politik: Kolumnist James W. Davis findet den neuen Kurs schlichtweg „tragisch“, wie er schreibt.

Kaum jemanden kann die USA, ihre Politik und Donald Trump besser analysieren als er: der amerikanische Politikwissenschaftler James W. Davis. Er ist ausgewiesener Experte für US-Politik und Internationale Beziehungen, lehrt seit Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum. Für IPPEN.MEDIA schreibt er regelmäßig über die Lage in den USA und die zweite Amtszeit von Donald Trump.

Der Motor des Fortschritts ist der Wettbewerb. Charles Darwin sah ihn am Werk in der Natur. Adam Smith erkannte seine wohlstandsfördernde Wirkung in der Wirtschaft. Sportbegeisterte staunen über die Leistungen, zu denen er unsere besten Sportler anspornt. Und als Universitätsprofessor sehe ich den Wissensfortschritt, der durch frei konkurrierende Argumente gefördert wird, ob in den Geistes-, Sozial-, Bio- oder und Naturwissenschaften.

Donald Trump liebt Zölle – das Ergebnis seiner Wirtschaftspolitik dürfte aber verheerend sein, warnt James W. Davis.
Donald Trump liebt Zölle – das Ergebnis seiner Wirtschaftspolitik dürfte aber verheerend sein, warnt James W. Davis. © Uncredited/picture alliance/dpa/Pool

Wo der Wettbewerb behindert wird, verlangsamt sich der Fortschritt oder er wird sogar rückgängig gemacht. Das sehen wir, wenn eine unregulierte Trophäenjagd zu Tierbevölkerungen führt, in denen die Männchen nicht mehr um Paarungsprivilegien konkurrieren müssen. Der allgemeine Gesundheitszustand der Herde nimmt ab, und isolierte Populationen werden von Parasiten und Krankheiten heimgesucht.

Trumps Zölle: Kuba, China und Japan hätten wichtige Lehren für die USA bereit gehalten

Die großen Zivilisationen Chinas und Japans mussten die Auswirkungen eines mangelnden Wettbewerbes, die aus einer jeweils langen selbst auferlegten Isolation erfolgten, einst erkennen. Als die „schwarzen Schiffe“ aus Europa und Amerika vor ihre Küsten erschienen, waren sie schutzlos ausgeliefert und mussten ihre Märkte für den globalen Handel, einschließlich des süchtig machenden Opiums, das aus Britisch-Indien eingeschmuggelt wurde, öffnen.

Als Kuba nach einer Periode der Isolation infolge der Castro-Revolution versuchte, in den 1990er-Jahren in die internationalen Basketball-Wettbewerbe zurückzukehren, musste es feststellen, dass es weit hinter den Weltstandard zurückgefallen war. Das Land, das in den 1950er-Jahren zur Spitzengruppe gehörte, hat entscheidende Entwicklungen in der Spieltechnik verpasst.

In meinem Unterricht sehe ich die Auswirkungen der ideologiebasierten Erziehung an Austauschstudierenden aus autoritären Ländern, die sich in einer freien Seminar-Debatte nur schwer behaupten können. Allzu oft ist ihre Antwort auf eine von mir gestellte sokratische Frage eine engere und für sie letztlich schwächende Frage: „Was sagt der Professor?“

Trumps „kruder Merkantilismus“: Die USA werden ärmer, dümmer, schlechter vorbereitet werden

Und so ist das Ergebnis der gestern von Donald Trump angekündigten massiven Erhebung der Zölle, die Amerikaner auf Produkte aus dem Ausland zu bezahlen haben, ebenso offensichtlich wie tragisch. Denn Protektionismus schont die eigene Industrie von der Konkurrenz im Ausland. Weniger Wettbewerb bedeutet wiederum weniger Fortschritt.

Trumps Rückkehr zu einer kruden Form des Merkantilismus, wie er vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in vielen Teilen Europas praktiziert wurde, wird Amerika und die Amerikaner ärmer, dümmer und weniger gut vorbereitet zurücklassen, als sie es sein könnten, um den Klimawandel, die Ressourcenknappheit, biologische Krankheitserreger und sogar ausländische Aggressoren zu bewältigen. Sie werden weniger Auswahl genießen und am Ende mehr Geld für schlechtere Produkte bezahlen.

Aber es ist noch schlimmer. Hätten wir Glück, wäre das Ergebnis einer grundsätzlich liberalen, aber wirtschaftlich isolierten US-Ökonomie ein unnötig langsames Wachstum. Doch Trumps Verachtung für echten Wettbewerb erstreckt sich über den Markt hinaus.

Seine Bemühungen, die freie Meinungsäußerung einzuschränken, sei es in der Bürokratie oder auf dem Campus, seine Angriffe auf die Unabhängigkeit der Institutionen, die die freie Debatte fördern – einschließlich der Universitäten und Medien -, sein Versuch, staatlich geförderte Kultureinrichtungen unter die Kontrolle ideologisch motivierter politischer Verbündeter zu stellen, seine Bemühungen, die Einreise nicht nur von Einwanderern ohne Papiere oder von illegalen Einwanderern zu beschränken, sondern auch von Ausländern, deren Ideen er für anstößig hält, werden nicht nur zu höheren Preisen für minderwertige Waren führen, sondern auch die Gefahr bergen, dass sich der amerikanische Geist verschließt.

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