Die 63-jährige Marieke entschied sich für eine Ehe ohne große Liebe, um eine Familie zu gründen. In einem Artikel der belgischen Zeitung „DeMorgen“ beschrieb sie ihre Beziehung zu ihrem Mann als unvollkommen: „Im Laufe der Jahre unserer Ehe habe ich mich nie an ihn gewöhnen können.“ Sie suchte nicht die romantische Erfüllung, sondern die Sicherheit eines Familienlebens.
Marieke: „Ich wusste, dass er nur die zweitbeste Wahl war, und er wusste es auch“
Trotz fehlender Anziehungskraft und leidenschaftsloser Begegnungen entschied sie sich bewusst für diesen Weg. „Ich wollte ein normales Leben, wie es jeder hat“, sagte sie und fügte hinzu, dass ihre Entscheidung nicht aus Unkenntnis getroffen wurde: „Ich wusste, dass er nur die zweitbeste Wahl war, und er wusste es auch.“
Die Ehe war nicht von Streit oder Misshandlungen geprägt, sondern blieb oberflächlich und emotionslos. „Er schlug mich nicht, war kein Narzisst oder auf sonstige Weise ein schlechter Mensch. Wir passten einfach nicht zusammen“, erklärte Marieke im Artikel.
Nach 25 Jahren wagt Marieke einen Neuanfang
Alle fünf Jahre zog Marieke eine Bilanz ihrer Beziehung und stellte sich dabei stets die Frage: „Was soll ich tun, bleiben oder gehen?“ Doch als die Kinder auszogen und der Hund nicht mehr da war, erkannte sie, dass sie den Absprung wagen konnte. „Die Familie, wie ich sie kannte, existiert nicht mehr“, beschrieb sie den entscheidenden Moment im Februar.
Vor der Trennung traf Marieke erneut Chris, einen alten Schulfreund. In ihm fand sie eine neue Liebe, die sie vorher nicht kannte: „Ich wusste bereits, was Familienleben bedeutet, und jetzt weiß ich auch, was große Liebe ist.“ Marieke bereut ihre Entscheidungen nicht, hofft aber, dass der neue Lebensabschnitt ihre Erwartungen erfüllt: „Aber bitte, lass Teil zwei auch 25 Jahre dauern.“
„Empty Nest Divorce“: Warum Paare sich nach dem Auszug der Kinder trennen
Es gibt allerdings auch Paare, bei denen die Liebe am Anfang vorhanden war, sich durch den Auszug der Kinder jedoch etwas ändert. Im Gespräch mit FOCUS Online erklärt Paartherapeutin Beatrice Wagner das Phänomen der „Empty Nest Divorce“, bei dem sich Paare nach dem Auszug ihrer Kinder scheiden lassen. Sie betont, dass die Qualität der Partnerschaft oft der Hauptgrund für die Trennung ist. „Wenn die Beziehung gut ist, übersteht man das“, sagt Wagner. Bei Eltern, die sich stark um ihre Kinder gekümmert haben, ist dieses Phänomen stärker ausgeprägt.
Laut Wagner sollten Eltern, die nach dem Auszug ihrer Kinder unter Trennung leiden, ihrer neu gewonnenen Zeit Sinn verleihen, etwa durch ein soziales oder politisches Engagement. Sie warnt jedoch davor, das Kind durch einen Hund zu ersetzen oder den Partner zum Kindersatz zu machen. Stattdessen sollte man sich selbst ermutigen, auch ohne Kind glücklich zu sein.