Putins Luftabwehr schwächelt: Ukrainer greifen immer tiefer in Russland an
Die Luftverteidigung spielt im Ukraine-Krieg eine entscheidende Rolle. Die Ukraine zielt immer mehr auf Schwachstellen im russischen Hinterland.
Kiew – In jüngster Zeit gelingen der Ukraine Angriffe mit Drohnen, die ungewöhnlich tief nach Russland eindringen. Experten zufolge weist das auf eine Überdehnung der russischen Luftabwehr hin. Während Grenzgebiete gut geschützt sind, gelten Regionen im Hinterland Russlands als verwundbar. Das macht sich die ukrainische Armee offenbar zunutze.
Luftabwehr durchdrungen – Ukraine erreicht russische Gebiete mit Drohnen
Seit langem greift die Ukraine russisches Gebiet mit Drohnen an und hat dabei besonders die Ölindustrie im Visier. Die Öldepots sind leicht entflammbar und die Brände vernichten in kürzester Zeit Millionen russischer Rubel. Das trocknet die Kriegskassen von Präsident Wladimir Putin aus – und vermindert gleichzeitig den Treibstoffnachschub für die Front. Zuletzt gelangen der ukrainischen Armee im Ukraine-Krieg auch Angriffe weit im russischen Hinterland, ukrainischen Angaben zufolge sogar bis zu 2000 Kilometer hinter der Front.
„Wir haben zahlreiche Fälle gesehen, in denen die Ukrainer die russische Luftabwehr durchdrungen haben[...]“, bestätigte der Russlandexperte George Barros von der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) dem Portal Business Insider. Eigentlich hätte die russische Luftabwehr die Drohnen „sehr leicht“ ausschalten müssen, so der Experte weiter. Seit dem Frühjahr 2024 lasse sich laut Barros beobachten, dass die Ukraine Gebiete ins Visier nehme, die sie vorher nicht erreichen konnte. Ganze Drohnenschwärme erreichen Gebiete weit in Russland.
Die Schwachstellen der Luftabwehr Russlands – und wie die Ukraine sie nutzt
Eine umfassende Luftverteidigung ist im flächenmäßig größten Land der Welt eine Herausforderung. Russland habe seine Luftverteidigungsanlagen so aufgestellt, dass sie die grenznahen Gebiete schützen, die aus der Luft bedroht sind. Wenn die Ukraine diese überwindet, „dringen ihre Streitkräfte in Gebiet im Inneren Russlands ein, das nicht ausreichend geschützt ist“, analysiert der Russlandexperte laut Business Insider weiter. Ein Beispiel für einen solchen Angriff sei die Attacke auf eine Ölraffinerie in der russischen Region Tartastan weit hinter der Front
Das ISW kam damals zu der Einschätzung, „dass die ukrainischen Angriffe auf Ziele in Tatarstan wahrscheinlich einen bedeutenden Wendepunkt in der Fähigkeit der Ukraine darstellen, Angriffe mit großer Reichweite weit in die hinteren Gebiete Russlands hinein durchzuführen“, wie es in einem Lagebericht im April hieß. Angesichts der Angriffe in seiner Region forderte der Regierungschef der Republik Tatarstan, Rustam Minnichanow, die Russen sollen „aufwachen“ und erkennen, dass „niemand sie schützen wird, außer sie selbst. [...] Wir brauchen nicht darauf zu warten, dass die [russische] Raketenabwehr funktioniert.“
Das russische Militär begann, mobile Kommandos zur Drohnenbekämpfung einzusetzen, hieß es damals aus Militärquellen. Laut ISW lässt dies den Schluss zu, dass die konventionelle Luftabwehr Russlands nicht in der Lage ist, alle wichtigen Einrichtungen zu schützen. Hinzukommt, dass es der Ukraine unlängst gelang, zahlreiche Luftverteidigungssysteme Russlands zu zerstören, insbesondere auf der besetzten Halbinsel Krim. Damit wurde die Luftverteidigung Russlands weiter geschwächt.
Meine news
Selenskyj fordert mehr: erweiterter Einsatz westlicher Waffen auf Ziele in Russland
Die F-16-Kampfflugzeuge könnten die Luftstreitkräfte der Ukraine stärken. Berichten zufolge sind bereits die ersten F-16-Maschinen in der Ukraine eingetroffen. „Doch wird es wahrscheinlich noch mehrere Monate dauern, bis die Ukraine in der Lage sein wird, die Kampfflugzeuge in großem Umfang einzusetzen“, heißt es in einer Analyse der US-Kriegsexperten des ISW. Demnach ist eine gewisse Anzahl an Flugzeugen nötig, um die F-16 zusammen mit den ukrainischen Luftverteidigungssystemen in den Einsatz zu bringen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert außerdem eine Erweiterung der Verwendung westlicher Waffen für militärische Ziele in Russland. Das Überleben des ukrainischen Staates hänge von der Unterstützung des Westens für ukrainische Langstreckenangriffe auf Russland ab, so Selenskyj. Der Einsatz der reichweitenstarken ATACMS-Raketen auf Ziele in Russland ist beispielsweise weiterhin beschränkt. Berichten zufolge rechnet Russland damit, dass sich das womöglich bald ändert.