Schlichte Urne für Tausende Euro: Bestatter erklärt, wieso Sterben so teuer ist

Wenn ein Mensch stirbt, reden alle über Gefühle – aber kaum jemand über Geld. Das ist verständlich. In diesen Momenten zählt Nähe, zählt Menschlichkeit, zählt das, was bleibt. Niemand will über Rechnungen sprechen, während der Tod gerade erst im Raum angekommen ist.

Und doch kommt irgendwann dieser Moment, an dem das Leben wieder Verwaltung wird. Da ruft jemand vom Friedhof an, die Versicherung braucht Unterlagen, das Standesamt will Gebühren – und plötzlich taucht eine Summe auf, die man sich in dieser Situation kaum vorstellen kann.

Über Bestattungskosten wird kaum gesprochen

Dann beginnt man zu rechnen, obwohl man das eigentlich gar nicht will. Und manchmal – das ist der Moment, an dem selbst geübte Buchhalter seufzen – gab es nicht einmal einen Kostenvoranschlag.

Und dann wird aus Trauer plötzlich Buchhaltung. Friedhofsgebühren, Blumenschmuck, Krematorium, Überführung, Redner, Urne, Grabnutzung, Pflege – Posten, die sich lesen, als würde man ein Reihenhaus kaufen. Nur ohne Fenster.

Ich begleite seit Jahren Familien in dieser Situation. Und fast immer kommt derselbe Satz:

„Wir wollten ja nichts Teures. Nur was Schönes.“

Was viele nicht wissen: Das Schönste kostet oft fast nichts.

So setzen sich Bestattungskosten zusammen:

  • Bestatterleistungen 30–40 Prozent
  • Fremdleistungen 20–30 Prozent
  • Friedhofsgebühren 25–35 %Prozent
  • Verwaltung 5–10 Prozent

Die teuersten Bestattungskosten sind selten die wichtigsten

Die emotionalsten Momente entstehen nicht auf dem Friedhof, sondern in der Zeit dazwischen – zwischen Sterben und Bestattung.

  • Wenn Angehörige beim Ankleiden helfen.
  • Wenn sie den Sarg bemalen.
  • Wenn sie den Verstorbenen noch einmal berühren.
  • Wenn Kinder ein Bild hineinlegen oder jemand die Lieblingsmusik laufen lässt.

Das sind die Augenblicke, in denen Abschied begreifbar wird. Sie stehen auf keiner Rechnung. Kein Posten lautet: „Zärtlicher Moment zwischen Mutter und Tochter: 0,00 Euro.“ Und doch sind es genau diese Erfahrungen, die im Rückblick den Unterschied machen zwischen einem Bestattungsprozess, der „erledigt“ wurde – und einem, der wirklich begleitet war.

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Wofür wir bei einer Bestattung wirklich bezahlen

Eine Bestattung setzt sich im Wesentlichen aus vier Blöcken zusammen:

  • Leistungen des Bestattungsunternehmens (Organisation, Formalitäten, Trauerfeier)
  • Fremdleistungen (Musik, Blumen, Redner:innen, Anzeigen)
  • Friedhofsgebühren (Grab, Öffnen, Pflege, Nutzung)
  • Behördliche Kosten (Urkunden, Kremation, Dokumente)

Das Problem: Diese Aufstellung bekommt man selten so übersichtlich zu sehen. Manche Bestatter schicken nach dem Abschied lieber einfach die Rechnung – in der Hoffnung, dass niemand in dieser Phase Lust auf Preisvergleiche hat.

Als wir bei lebensnah in Berlin angefangen haben, unsere Preise öffentlich auf die Website zu stellen, war das für die Branche fast Blasphemie. Es kam – freundlich gesagt – heilige Entrüstung aus dem Mekka der Bestattungskunst.

Da hieß es, wir würden „die Zunft verraten“, „das Geschäft entweihen“, „den Wettbewerb ruinieren“.

Tatsächlich haben wir etwas anderes getan: Wir haben den Familien die Angst genommen. Denn Transparenz ist kein Verrat – sie ist Vertrauen. Und Vertrauen ist das, was die Menschen in dieser Situation am meisten brauchen.

Was ist fair – und was nicht?

Eine schlichte, aber persönliche Urnenbestattung liegt realistisch zwischen 3000 und 5000 Euro. Wer mehr zahlt, darf fragen: „Warum?“ Wer weniger zahlt, sollte fragen: „Worauf verzichten wir?“

Eine faire Bestattung bedeutet nicht, dass alles billig ist – sondern dass jede Entscheidung bewusst getroffen wird. Die schönsten Abschiede entstehen, wenn Angehörige nicht nur „buchen“, sondern mitmachen.

Abschied ist kein Servicepaket

Ich weiß: Es klingt widersinnig, das aus dem Mund eines Bestatters zu hören. Aber das Wichtigste, was ich Familien immer wieder sage, ist:

„Bezahlen Sie nicht für das, was Sie selbst tun können – sondern für das, was Sie brauchen.“

Niemand braucht ein Deluxe-Paket, um sich liebevoll zu verabschieden. Was wir brauchen, sind Räume, Zeit und Menschen, die sich trauen, hinzusehen.

Denn das, was bleibt, steht nie auf der Rechnung:

Nähe, Mut und ein bisschen Liebe. Alles andere ist buchhalterisches Beiwerk.

Eric Wrede, Bestatter, Autor und Podcaster, prägt mit lebensnah Bestattungen eine moderne Trauerkultur in Deutschland und steht für einen offenen, authentischen Umgang mit Tod, Abschied und Neubeginn. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.