Forscher ratlos: Was die DNA von Weißen Haien so besonders macht
Vor rund 25.000 Jahren waren Weiße Haie (Carcharodon carcharias) fast ausgestorben: Während der letzten Eiszeit sanken die Meeresspiegel um etwa 40 Meter, Lebensräume verschwanden. Laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences schrumpfte der Bestand damals auf eine einzige Population im südlichen Indopazifik. Erst nach dem Ende der Eiszeit konnten sich die Tiere wieder ausbreiten.
Heute existieren drei genetisch unterscheidbare Populationen: eine im südlichen Ozean rund um Australien und Südafrika, eine im Nordatlantik und eine im Nordpazifik. Weltweit gibt es Schätzungen zufolge nur rund 20.000 Exemplare. „Es gibt mehr Fruchtfliegen in einer einzigen Stadt, als es Weiße Haie auf der ganzen Welt gibt“, sagte Studienautor Gavin Naylor vom Florida Museum of Natural History.

Unerklärlicher Widerspruch in der DNA von Haien
Das Forschungsteam untersuchte sowohl das nukleare Erbgut (von beiden Eltern vererbt) als auch die mitochondriale DNA (ausschließlich mütterlich vererbt) von Haien aus allen Weltmeeren. Ergebnis: Während die Kern-DNA weltweit fast identisch ist, unterscheiden sich die Mitochondrien überraschend stark.
Der Widerspruch entsteht, weil die Kern-DNA aller Weißen Haie weltweit fast identisch ist, während die mitochondriale DNA deutliche Unterschiede zwischen den Regionen zeigt. Das Verhalten der Tiere schien genau diesen Gegensatz zu erklären: Männchen wandern weit, paaren sich in verschiedenen Regionen und sorgen so für ein global ähnliches Erbgut in den Zellkernen. Weibchen hingegen kehren zur Fortpflanzung immer wieder an denselben Ort zurück – ihre mitochondriale DNA wird also nicht „herumgetragen“, sondern bleibt über Generationen hinweg in derselben Region.
So wäre es plausibel, dass die Kern-DNA kaum Unterschiede zeigt, die mitochondriale DNA aber sehr wohl. Die aktuelle Studie belegt jedoch, dass dieses Modell die beobachteten Abweichungen nicht in der nötigen Stärke erklärt.
„Die ehrliche wissenschaftliche Antwort ist: Wir haben keine Ahnung“, so Naylor. Sollte natürliche Selektion verantwortlich sein, müsste es sich um eine extrem starke Kraft handeln – bislang reine Spekulation.
Wissenswerte Fakten über den Weißen Hai
- Der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) ist der größte lebende Raubfisch. Er erreicht drei bis sechs Meter Länge, bis zu 2000 Kilogramm Gewicht und kann über 70 Jahre alt werden.
- Am häufigsten lebt er vor den Küsten Südafrikas, Südaustraliens und Kaliforniens. Heute gilt die Art als stark gefährdet – vor allem durch den Menschen.
- Seinen Namen verdankt er dem weißen Bauch. Typisch sind der stromlinienförmige Körper, die konische Schnauze, eine sichelförmige Schwanzflosse und auffällig große Kiemenspalten.
- Hauptnahrung sind fetthaltige Meeressäuger wie Seelöwen und Robben. Auch Fische, Delfine oder Vögel stehen auf dem Speiseplan – Menschen hingegen nicht; Angriffe sind seltene Verwechslungen.