Experte bestellt Aperol Spritz auf Instagram-Urlaubsinsel – und verschluckt sich sprichwörtlich am Kassenbon
Touristen zahlen auf Santorini horrende Preise für Getränke. Eine TV-Reportage deckt die Abzocke auf. Die Insel leidet unter Massentourismus.
Santorini – Die griechische Urlaubsinsel Santorini ist bekannt für ihre malerischen weißen Gebäude und blauen Dächer, die einen perfekten Hintergrund für den atemberaubenden Sonnenuntergang bieten. Doch der Massentourismus hat seinen Preis, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Die Kosten für einen Aperol Spritz, das ultimative Sommergetränk, können hier schnell in die Höhe schnellen.
Hohe Preise auf Santorini – Mindestverzehr und Aperol Spritz für 18 Euro
In der TV-Sendung „Achtung Abzocke“, die am 11. Juli 2024 auf Kabel Eins ausgestrahlt wurde (Staffel 10, Folge 5), dokumentierte Peter Giesel die exorbitanten Preise auf der überfüllten Insel. Er schlenderte durch die überfüllten Gassen, auf der Suche nach einem Platz mit Aussicht. Kurz vor Beginn des Sonnenuntergangs fragte er in einem Café nach – „Mindestverzehr sind 70 Euro“, hieß es. Diese Regel gilt jedoch nur während des Sonnenuntergangs, wie er erfährt. Davor oder danach gibt es den Mindestverzehr nicht. Er entscheidet sich daher für Dosenbier für jeweils drei Euro aus dem Mini-Markt.
In einer anderen Bar betrug der Mindestverzehr für einen Platz in der ersten Reihe 25 Euro. Er bestellte ein Glas Roséwein (14 Euro), ein 0,33ml Bier (11 Euro), eine Cola (7 Euro) und einen Aperol (18 Euro). Insgesamt belief sich die Rechnung also auf 50 Euro für vier Getränke. Giesels Reaktion? „Ach du sch***e!“ Die Bilanz: „Bei diesen Preisen wird's im Geldbeutel düster“. In einer abgelegeneren Bar zahlte Peter Giesel bei einem nächsten Bar-Besuch dann 28 Euro für die gleiche Bestellung. Ein Foto samt Rechnung aus September 2023 zeigt einen Preis von 14 Euro für einen Aperol in einer Santorini-Bar.

Aber es geht auch noch deutlich teurer als das, wie andere wütende Touristen zeigen, die ihre Rechnungen im Netz hochladen. In der Türkei musste jemand gleich 26,50 Euro für einen Aperol Spritz hinblättern. In Kroatien dagegen gabs einen Spritz für 12 Euro. Zum Vergleich: Der Preis für eines der orangeroten Getränke in Deutschland liegt laut dem Aperol-Spritz-Index von Travelcircus 2024 bei durchschnittlich 7,32 Euro.
Griechenland – Das Land des Massentourismus? Immer mehr Proteste, immer mehr Maßnahmen
Aber trotz der hohen Preise scheinen die Touristen bereit zu sein, diese zu zahlen. Griechenland leidet unter dem Massentourismus. Laut einem Bericht der EU-Statistikbehörde Eurostat aus dem Mai 2024 sind die griechischen Inseln in der südlichen Ägäis die am stärksten vom Massentourismus betroffenen Regionen in der Europäischen Union. In „Achtung Abzocke“ wird berichtet, dass jährlich zwei Millionen Touristen nach Santorini kommen.
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Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2022 kamen auf jeden Bewohner der Region, die Inseln wie Santorin oder Mykonos umfasst, durchschnittlich 110 Übernachtungen. Der Tourismus stellt einen bedeutenden Wirtschaftszweig für Griechenland dar und trug im selben Jahr mit 7,1 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Es ist aber nicht nur diese Region – auch der am häufigsten besuchte Ort in der EU ist in Griechenland. Im Jahr 2022 verzeichneten die Kanaren etwa 89,3 Millionen Übernachtungen, was täglich rund 245.000 Menschen entspricht.
Die Einheimischen sind von diesen Massen zunehmend genervt. Proteste der Kanaren-Bewohner werden immer lauter, es gibt auch Graffitis mit der Botschaft „Touristen, geht nach Hause“. Venedig führte als Maßnahme schon eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen ein – und musste die kurz darauf schon wieder erhöhen. Barcelona will dagegen Ferienwohnung abschaffen. Und Amsterdam verbot schon den Bau neuer Hotels.
Bürgermeister von Santorini kündigt Maßnahmen an – Auch eine Frage der Ressourcen
Der Bürgermeister der Insel, Nikos Zorzos, erklärte dem Medium Kathimerini: „20 Prozent der Inselfläche sind bebaut, das ist mehr als in Attika“. Er fordert, dass „kein einziges neues Hotelbett, kein einziges neues Kurzzeitmietbett auf der Insel zugelassen“ werden dürfe und Bauvorhaben außerhalb der Stadtgebiete „komplett gestoppt werden müssen“. Die Bautätigkeiten würden „exponentiell und auf irrationale Weise“ zunehmen. Er wies auch auf die begrenzten Ressourcen hin und erklärte der Tagesschau: „Von 2012 bis 2019 hat sich der Wasserverbrauch verdoppelt. In den folgenden drei Jahren stieg er nochmal um 18 Prozent. Und dann binnen nur eines Jahres nochmal um 22 Prozent.“ Kapazitäten, die eigentlich für 15 Jahre ausgereicht hätten – nun aber nur noch für die nächsten fünf.
Am günstigsten kommt immer noch der weg, der seinen Aperol Spritz selbst mixt. Aufgrund seiner Popularität wurde das Getränk zuletzt auch darauf untersucht, ob es krebserregend ist. (jh)