Alzheimer: Forscher finden bisher frühestes Warnzeichen

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Um die Alzheimer zu behandeln, versuchen Forscher herauszufinden, wie die Krankheit sich in frühen Stadien bemerkbar macht. Erstes Warnzeichen könnte eine erhöhte Aktivität in bestimmten Gehirnbereichen sein.

Die Diagnose von Alzheimer erfolgt häufig erst sehr spät. In den meisten Fällen bleiben die Symptome lange Zeit unerkannt. Ärzte stehen bei der Behandlung von Demenz daher vor einer großen Herausforderung. Während die Forschung sich auf das Verständnis der Ursachen fokussiert, erweist sich diese als schwieriger, als erhofft. Erste Erfolge bei der Identifikation möglicher Warnzeichen meldet nun ein US-amerikanisches Forscherteam. Die Wissenschaftler fanden in einer Tierstudie die „bisher frühestens Biomarker“ für Alzheimer. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal EMBO Reports veröffentlicht.

Kognitiver Abbau und Vergesslichkeit treten erst sehr spät auf

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Ein Gehirnscan: Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung. Betroffene leiden zunehmend an Demenz (Symbolbild). © IMAGO / Westend61/ Andrew Brookes

Bevor Verhaltensveränderungen und Gedächtnislücken sowie die charakteristischen Amyloid-Beta-Plaques auftreten, scheinen laut den Experten bereits andere Symptome erste Hinweise auf die Entwicklung der Krankheit zu geben. Obwohl die Erkenntnisse noch keine sofortige Anwendung im klinischen Alltag als Diagnoseinstrumente finden, können die Ergebnisse den Autoren der Studie zu Folge dazu beitragen, die Erscheinungsformen der Alzheimerkrankheit besser zu verstehen.

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Mit dem kognitiven Abbau, verursacht durch die Alzheimer-Krankheit, nimmt die Aktivität der Gehirnzellen langfristig ab. Zu Beginn der Erkrankung kommt es allerdings zu einem Paradox: Es mag zunächst kontraintuitiv erscheinen, dass eine ruckartige Aktivität der Gehirnzellen eine Krankheit ankündigt, bei der Neuronen absterben und kognitive Fähigkeiten schwinden, wie das Wissenschaftsmagazin Science Alert berichtet.

Erhöhte Aktivität in Gehirnbereichen deutet auf Alzheimer-Krankheit hin

Bereits frühere Studien konnten zeigen, dass Patienten mit einem Alzheimer-Risiko in den frühen Stadien der Krankheit einen Anstieg der neuronalen Aktivität verzeichnen. Diese Aktivität war auf Gehirnscans in bestimmten Teilen des Gehirns erkennbar, lange bevor die ersten Symptome auftraten.

Chinesische Forscher fanden in einer Untersuchung heraus, dass bei fast einem Drittel der Probanden, die ein genetisches Risiko trugen, an Alzheimer zu erkranken, entsprechende „Aktivitätsanfälle“ auftraten. In einer weiteren Studie stellten Wissenschafter der University of California fest, dass Menschen mit Alzheimer, die starke Spitzen in der Hirnaktivität aufweisen, tendenziell in einem früheren Alter diagnostiziert werden.

Experimente an Mäusen zeigen erhöhte Aktivität in Gehirnteilen

Ursache für die anfallsartige Aktivität könnte eine Schädigung der Neuronen sein. Welche Mechanismen hinter der Erregbarkeit der Neuronen in den frühen Stadien der Alzheimerkrankheit stehen, bleibt allerdings weiterhin unklar. Frühere Untersuchungen geben Hinweise, dass abnormale Kalziumionenwerte in den Zellen und Amyloid-beta (Aβ)-Plaques, eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit, für die Aktivitätsveränderungen verantwortlich sein könnten.

Der Molekularbiologe Yeeun Yook von der University of Illinois und seine Kollegen stießen zudem auf ein neuronenspezifisches Protein (PSD-95). Das Protein fördert die erregende Aktivität von Synapsen, den Verbindungsstellen zwischen Neuronen, indem es mehr Rezeptoren rekrutiert. In einer Reihe von Verhaltens- und Gewebeexperimenten an Mäusen fanden die Forscher erhöhte Werte von PSD-95, die durch das Vorhandensein von Aβ hervorgerufen wurden. Die Forscher konnten außerdem zeigen, wie das Protein eine treibende Kraft hinter der Anfallsaktivität war. Hemmungen von PSD-95 verursachten dagegen eine geringere Aktivität an der Synapse und weniger Anfälle bei den Mäusen.

Protein könnte früh Hinweise auf Alzheimerkrankheit geben

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass PSD-95 einen entscheidenden Beitrag zur Übererregbarkeit in den frühesten Stadien der Alzheimerkrankheit leistet“, sagt Nien-Pei Tsai, Molekularbiologe an der University of Illinois und Hauptautor der Studie. „Wir denken also, dass PSD-95 ein früher Biomarker sein kann, der anzeigt, dass ein Patient an Alzheimer oder einer erhöhten Anfallsanfälligkeit leiden könnte“, so Nien-Pei Tsai.

Natürlich wird die Umsetzung dieser Erkenntnisse in klinische Anwendungen noch viel Arbeit erfordern. Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass PSD-85 ein neues Warnzeichen in der Behandlung bei der Alzheimer-Krankheit sein könnte. „Die Validierung dieser Vorhersage könnte unsere ursprüngliche Hypothese weiter untermauern, dass PSD-95-abhängige neuronale Defekte früh in der Krankheit auftreten und dass die Hemmung von PSD-95, zumindest in der frühen Phase der Krankheit, das Fortschreiten der Symptome verlangsamen könnte“, so das Team abschließend.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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