Freie Wähler Ostallgäu nominieren Bernd Stapfner als Landrats-Kandidat

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Freie Wähler Ostallgäu küren ihren Landrats-Kandidaten Bernd Stapfner 2025
Einmütig mit ihrem Kandidaten: MdL Bernhard Pohl (v. li.), Kreisvorsitzende Susen Knabner, Schatzmeister Matthias Fack, 3. Bürgermeister (MOD) Michael Eichinger, Kandidat Bernd Stapfner, Kreisrätin Johanna Hofbauer und Fraktionsführerin Brigitte Schröder. © Foto: Gattinger

Gestern kürten die Freien Wähler in Ruderatshofen offiziell ihren Kandidaten Bernd Stapfner für den Chefposten im Landratsamt.

Ostallgäu – Bernd Stapfner ist nun offizieller Landratskandidat der Freien Wähler für das Ostallgäu. Gestern Abend wurde er in einem gemeinsamen Wahlvorschlag von Verband und Vereinigung der Freien Wähler Ostallgäu im Ruderatshofer Gasthof Walburg einstimmig zum Kandidaten für den Chefposten im Landratsamt gewählt.

Freie Wähler Ostallgäu: Stapfner ist Landratskandidat

Sprachlos und überwältigt zeigte sich Stapfner ob der uneingeschränkten Unterstützung der 35 Stimmberechtigten – der herzliche Applaus, der ihm aus dem Festsaal entgegenschlug, kam aber von über 100 Gästen, die gekommen waren, um ihm ihre Unterstützung zu signalisieren. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, begann er, fand aber dann doch noch die Worte. Er freue sich auf den gemeinsamen Wahlkampf“, so Stapfner. „Ich will Euch alle kennenlernen“, rief er in den Saal und ermutigte besonders die Bürgermeister der Landkreis-Gemeinden, mit ihm in Kontakt zu treten.

Ex-CSU-Politiker Stapfner will Landrat im Ostallgäu werden

Das hat durchaus seinen Grund: Im Juli dieses Jahres war der langjährige CSU-Politiker Stapfner überraschend von den Freien Wählern als ihr Kandidat der Presse vorgestellt worden (wir berichteten). Zwei Tage zuvor hatte Stapfner, der seit 2014 im Wiedergeltinger Gemeinderat sitzt und seit fünf Jahren Zweiter Bürgermeister der Gemeinde ist, ebenso überraschend seine Unterallgäuer CSU verlassen.

Bernd Stapfner und Susen Knabner 2025
Sichtlich erfreut über den starken Rückhalt bei den Freien Wählern: der frisch gekürte Kandidat Stapfner und Versammlungsleiterin Susen Knabner. © Foto: Gattinger

Über seine Beweggründe hatte er sich bislang nur insoweit geäußert: Die politische Richtung seiner Partei habe ihm nicht mehr gefallen. Auch beim Wahlabend in Ruderatshofen gab es keine konkreten Gründe für seinen überraschenden Parteiaustritt. Er habe da einen „dunklen Fleck“ in seiner Vergangenheit, sagte er lediglich scherzhaft.

Freie Wähler Ostallgäu: Kampfansage an amtierende Landrätin

Zuvor hatten ihm nach der Begrüßung durch die Kreisvorsitzende Susen Knabner seine Vorrednerinnen und -redner MdL Bernhard Pohl, Kreisrätin und Fraktionsführerin Brigitte Schröder und Michael Eichinger (dritter Bürgermeister von Marktoberdorf) mit Verve und Geschick rhetorisch den Weg bereitet. „Adolf Müller kam aus dem Unterallgäu, Johann Fleschhut kam aus dem Unterallgäu, sogar Maria Zinnecker ist zumindest dort wohnhaft – da ist es doch nur logisch, dass der nächste Ostallgäuer Landrat auch aus dem Unterallgäu kommt“, folgerte Pohl.

Alle drei Redner attackierten die scheidende Landrätin Maria Rita Zinnecker (CSU) und ihre Arbeit im Landratsamt. Zinnecker vergrabe sich dort, kritisierte Pohl, scheine nie Gesprächsbedarf zu haben, während er tagtäglich Anrufe der Ostallgäuer Bürgermeister bekomme – und zwar parteiübergreifend. Brigitte Schröder schlug in die gleiche Kerbe: Seit elfeinhalb Jahren habe Zinnecker die Anträge der Freien Wähler nach München geleitet und nie eine Antwort erwirken können. Inzwischen traue sie sich nicht mal mehr raus und kehre alles unter den Teppich. Michael Eichinger brachte es in seiner Rede wie folgt auf den Punkt: „In Marktoberdorf sagt man: ‚Früher hatten wir einen Landrat, jetzt haben wir ein Landratsamt.‘“

Praktiker und Pragmatiker: Stapfner einstimmig zum FW-Landratskandidat gewählt

Und genau hier setzte Bernd Stapfner an: Er gab sich nahbar, präsentierte sich mit seiner Familie, sprach über seinen Werdegang, der ihn zur Polizei führte, mit mehreren Stationen im Ostallgäu, wie in Pfronten, bei den Polizeiinspektionen Buchloe und Marktoberdorf oder über seine Mitgliedschaft im Krisenstab des Landratsamts während der Corona-Pandemie. Aktuell ist er stellvertretender Dienststellenleiter der Grenzpolizei am Flughafen Memmingen. Zentral aber immer: Das Miteinander auf Augenhöhe und das gegenseitige Zuhören und dabei Ernstnehmen.

„Ich bin ein Praktiker und ein Pragmatiker“, betonte Stapfner, Vereins-, Familienmensch und gläubiger Katholik. Es gehe ums Probleme lösen und nicht ums Klagen, unterstrich Stapfner. Er bezeichnete die Landwirtschaft als Rückgrat des Zusammenlebens und plädierte für tragfähige Kompromisse zwischen Lärmschutz, Flächenverbrauch und Verkehrslast anstatt Klagen vor Gericht [offenbar im Hinblick auf die Situation beim B12-Ausbau], für die Gründung von Verbänden – auch für nachhaltigen Strom im Ostallgäu. „Ich will Verantwortung übernehmen – auch für Entscheidungen, die nicht allen gefallen“, so Stapfner.

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