Seine Texte klingen gut: Der Autor Fiston Mwanza Mujila gastierte im Münchner Literaturhaus

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Sie bringen Literatur zum Klingen (v. li.): Fiston Mwanza Mujila, Patrick Dunst und Grilli Pollheimer. © Alke Müller-Wendlandt/Literaturhaus

Der Autor Fiston Mwanza Mujila, geehrt von den deutschsprachigen Literaturhäusern, gastierte mit den Musikern Patrick Dunst und Grilli Pollheimer in München. Unsere Kritik:

Es ist eine Welle aus Tönen, die sich am Montagabend (17. Juni 2024) im Münchner Literaturhaus allmählich aufbaut. Harmonisch – und mit einer schier unglaublichen Kraft. Zunächst behutsam haben Saxofonist Patrick Dunst sowie Schlagwerker Grilli Pollheimer Klänge im Geräuschhaften gesucht und destilliert, haben Melodiebögen gespannt, die sie nun in die voll besetzte Bibliothek des Hauses am Salvatorplatz wuchten. Als Spiegel, auch als Kontrapunkt der Musik rezitiert Fiston Mwanza Mujila aus seinen Gedichten, veröffentlicht im Band „Kasala für meinen Kaku“ (Ritter Literatur Verlag). Aussagesätze, die sich wiederholen, Schleifen drehen und Pingpong spielen mit dem hypnotischen Sound der beiden Musiker. Der Klang ist klar und wunderbar abgemischt – und doch treibt es zahlreiche Gäste aus dem Saal. Schade.

Fiston Mwanza Mujila schreibt „Balau“ für die Münchner Kammerspiele

Bei der Leipziger Buchmesse wurde der kongolesisch-österreichische Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila heuer mit dem Preis der Literaturhäuser ausgezeichnet. Der ist mit 20 000 Euro dotiert und ehrt nicht nur ein literarisches Werk, sondern auch neuartige Konzepte der Literaturvermittlung. „Jazz & Lyrics“ hat zwar als Idee auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel – und doch hat der 43-jährige Autor gemeinsam mit Pollheimer und Dunst diese Symbiose energisch vorangetrieben. Ein würdiger Preisträger also – wer den Abend verpasst hat, darf sich indes auf Herbst freuen. Aktuell schreibt Mujila, bekannt für seine Romane „Tram 83“ und „Tanz der Teufel“, an einem Langgedicht. „Balau“ wird am 12. Oktober an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, als Tanztheater choreografiert von Serge Aimé Coulibaly.

Nach diesem überzeugenden Auftakt des Abends war es eine recht unglückliche Idee, Claudia Dathe das Gespräch mit Mujila führen zu lassen. Die 53-Jährige war gerade in Benin, wo ihre Tochter ein Freiwilliges Soziales Jahr leistet, und ist offensichtlich noch beseelt von der Reise. Ausführlich schilderte sie ihre Eindrücke, weniger ausführlich hatte sie Fragen an den Preisträger vorbereitet. Zumal dieser nun gerade nicht in Benin, sondern im Kongo geboren wurde – und obendrein seit vielen Jahren in Graz lebt (ein Grund, weshalb im Anschluss an die Feier das EM-Spiel Frankreich gegen Österreich auch hier gezeigt wurde). Außerdem ist Dathe vor allem für ihre Übersetzungen aus dem Ukrainischen bekannt, ist beruflich also in einer ganz anderen Weltgegend unterwegs. So hat man viel über ihre Zeit in Westafrika, doch wenig über ihren Kollegen auf dem Podium erfahren. Auch das: schade.

Für die unbestrittenen Leistungen auf ihrem eigentlichen Gebiet hat das Netzwerk der Literaturhäuser Dathe am Montag mit dem erstmalig verliehenen Sonderpreis geehrt, der mit 7500 Euro dotiert ist. Die Übersetzerin habe unseren „Blick auf die Ukraine geöffnet und gezeigt, dass das Land kein postsowjetisches Anhängsel ist“, begründete Literaturhaus-Chefin Tanja Graf diese Entscheidung.

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