Experten in großer Sorge - Angriff auf Baltikum? Putin wird Europas Schwäche „brutal ausnutzen“
„Am Ende dieses Jahrzehnts könnten Gefahren auf uns zukommen“, warnte Boris Pistorius vor wenigen Tagen. Die Drohungen in Richtung der baltischen Staaten, Moldau und Georgien seien nicht nur „Säbelrasseln“. Im Klartext bedeutet das: Putin könnte nach Beendigung des Krieges in der Ukraine einen Militärschlag gegen weitere Länder Europas planen. Doch Deutschland und andere Staaten wären dem aktuell gar nicht gewappnet. Experten bestätigen die Analyse des Verteidigungsministers.
„Wir tun derzeit in Europa noch nicht genug, um Putin abzuschrecken“
Der Zeitrahmen von „fünf bis acht Jahren“, der Deutschland und seinen Verbündeten zum Aufrüsten bleibt, sei realistisch, findet Bundeswehr-Professor Carlo Masala. „Der Zeitrahmen beruht auf Einschätzungen der Nato, bis wann die russischen Landstreitkräfte wieder rekonstituiert sein werden“, so Masala zu „Bild“. Deutschland müsse aufholen, bei „Streitkräften, der Industrie und in der Gesellschaft“.
Masala macht klar: „Alles, was man aus Moskau hört, lässt den Schluss zu, dass es mit der Ukraine nicht getan ist. Moldau und Georgien werden von Moskau auch mit nichtmilitärischen Mitteln destabilisiert.“
Die Reduzierung der Ukraine-Unterstützung könne bei Putin und in Russland den Eindruck erwecken, “dass die Nato gegebenenfalls nicht bereit ist, die baltischen Staaten mit aller Konsequenz zu verteidigen“.
„Wenn wir schwach sind, wird Putin das brutal ausnutzen“
Nico Lange, Fachmann und Forscher bei der Münchner Sicherheitskonferenz, ruft zu einem Umdenken in Politik und Gesellschaft auf, wenn es um das Thema Bundeswehr geht. „Wir tun derzeit in Europa noch nicht genug, um Putin abzuschrecken, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl Trumps“, erklärt Lange. „Wir brauchen einsatzbereite Streitkräfte und eine leistungsfähige Verteidigungsindustrie als Versicherung gegen Putins Größenwahn.“
Niemand wäre vor Putin sicher, meint Lange. Man müsse ihn durch die eigene militärische Stärke abschrecken, überhaupt weitere Länder anzugreifen. „Wenn wir schwach sind, wird Putin das brutal ausnutzen.“
Masala warnt hingegen, dass in der deutschen Gesellschaft die Gefahr eines Angriffs von Russland als „unrealistisch“ eingestuft werde. Zudem bemängelt er, dass die Bundeswehr keinen großen Zulauf habe. „Wir sind in dieser neuen Realität noch nicht angekommen“, schließt Masala.
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