Gruber-Stiftung: Flüchtlingsheim statt Kosmetikschule

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Die Baustelle steht wegen einer Nachbarschaftsklage still. © THOMAS PLETTENBERG

Eine Nachbarschaftsklage hat den Bau des Seminargebäudes von Gruber-Kosmetik am Rottacher Reiffenstuelweg gestoppt. Weil sie jahrelangen Leerstand fürchtet, hat die Gruber-Stiftung einen Antrag auf Nutzungsänderung eingereicht: Sie will 54 Geflüchtete in dem Gebäude unterbringen.

Rottach-Egern – Die Kehrtwende kam überraschend. Nachdem die Klage eines Anwohners zum zweiten Mal einen Baustopp des Schulungsgebäudes von Gruber-Kosmetik bewirkt hat, lud die Gertraud und Josef Gruber-Stiftung unsere Zeitung gestern zum Pressetermin. Mit dabei waren Stiftungsvorständin Irene Bopp, Matthias Keff als Geschäftsführer von Gruber-Kosmetik sowie Elisabeth Eibl, Geschäftsführerin der Gruber-Schönheitsfarm. Das Wort führte vor allem Rechtsanwalt Benno Ziegler. Er erklärte, welche Konsequenz die Stiftung aus dem Baustopp zieht: Um einen teuren Leerstand bis zum finalen Richterspruch zu vermeiden, soll aus dem Gebäude möglichst schnell eine Flüchtlingsunterkunft werden.

Beim Gespräch  erläuterten (v.l.) Irene Bopp, Elisabeth Eibl, Architekt Robert Beham, Matthias Keff, Benno Ziegler und
Architekt Sebastian Beham die Situation. Die Gruber-Stiftung fürchtet, lange auf einen Richterspruch warten zu müssen. Damit das Haus nicht leersteht, sollen Flüchtlinge einziehen.
Beim Gespräch erläuterten (v.l.) Irene Bopp, Elisabeth Eibl, Architekt Robert Beham, Matthias Keff, Benno Ziegler und Architekt Sebastian Beham die Situation. Die Gruber-Stiftung fürchtet, lange auf einen Richterspruch warten zu müssen. Damit das Haus nicht leersteht, sollen Flüchtlinge einziehen. © THOMAS PLETTENBERG

Den entsprechenden Antrag hatte die Stiftung kurz zuvor im Rathaus eingereicht. In der neuen Betriebsbeschreibung ist von einer „Asyl-/Gemeinschaftsunterkunft für unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge sowie für geflüchtete Eltern mit ihren Kindern“ die Rede.

„Sicherster Weg, um das Stiftungsvemögen zu schützen“

Anwalt Ziegler begründete den Schritt mit der Verantwortung gegenüber der Gruber-Stiftung und den Mitarbeiterinnen. „Wir haben nicht die Zeit, das Seminargebäude drei bis vier Jahre lang leerstehen zu lassen.“ Deshalb habe die Stiftung den Antrag gestellt, 54 Geflüchtete im Seminargebäude unterbringen zu können. Bürgermeister Christian Köck sei in Kenntnis gesetzt, dass diese Nutzung dem Stiftungszweck folge. Der laute auch: „Schutz von Minderjährigen und Kindern.“ Die räumliche Situation erlaube die Nutzung als Asylbewerberunterkunft. Die Stiftung leiste damit ihren Beitrag, um dem Landkreis Lösungen für ihr akutes Unterbringungsproblem anzubieten, erläuterte Ziegler. Zudem sei diese Nutzung aktuell der sicherste Weg, um das Stiftungsvermögen zu schützen. „Wenn wir diese Umnutzung jetzt nicht durchführen können, dann steht das Gebäude leer“, meinte der Jurist. Die Stiftung hoffe, dass die Flüchtlingsunterkunft für die Nachbarschaft verträglich sei. „Wir haben einen Sicherheitsdienst und Sozialpädagogen vorgesehen.“ Klar sei aber, so Ziegler, dass die neue Situation einer Nachbarschaftsklage geschuldet sei.

Rechtliche Prüfung steht noch aus

In Vertretung von Bürgermeister Köck bestätigte Bauamtsleiterin Tanja Butz auf Nachfrage, dass der Antrag der Gruber-Stiftung im Rathaus abgegeben wurde. Der Ortsplanungsausschuss müsse sich in der nächsten Sitzung damit befassen. Butz zufolge ist auch eine Änderung des Bebauungsplans beantragt. Aus dem allgemeinen Wohngebiet solle ein allgemeines Mischgebiet werden. „Etwas verwundert sind wir schon über das Vorgehen“, meinte Butz. Der gesamte Vorgang bedürfe noch einer rechtlichen Prüfung.

Bürger-Info geplant

Ziegler kündigte an, die Stiftung wolle Ende April/ Anfang Mai auch die Öffentlichkeit informieren. Nachdrücklich werde man den Kläger bitten, mit aufs Podium zu kommen, meinte der Anwalt. „Er soll den Bürgern erklären, warum statt zehn Kosmetikerinnen nun 54 Asylbewerber kommen werden.“ Die Situation werde den Reiffenstuelweg verändern und in Rottach-Egern für Unruhe sorgen, merkte er an. Mitte des Jahres, so Ziegler, sollten die Weichen für das Gebäude gestellt sein: „Entweder es ist mit Flüchtlingen bezogen, oder es hat eine andere Lösung gegeben.“

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