Unpünktlichkeits-Rekord in Bayern – Große Übersicht zeigt: So oft hat Ihr Zug Verspätung

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Wer in Bayern Zug fährt, braucht immer öfter Geduld. Die Verbindungen im Freistaat sind so unpünktlich wie nie. Unsere Tabelle zeigt: So sieht es bei Ihnen vor Ort aus.

Bayerns Regionalzüge sind so unpünktlich wie nie. Laut aktuellen Zahlen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) kamen 2024 fast 15 Prozent aller Verbindungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr zu spät. Die Pünktlichkeitsquote betrug insgesamt 85,3 Prozent. Der schlechteste Wert seit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs vor 30 Jahren. Warum und wo hapert es im bayerischen Bahnsystem?

Große Bahn-Übersicht in Bayern: So oft hat Ihr Zug Verspätung

Die Unpünktlichkeit bei Regionalzügen ist ein bayernweites Phänomen. In 12 von 34 Netzen, also Verbindungsstrecken, lag die Pünktlichkeitsquote unter 80 Prozent – mehr als jeder fünfte Zug kam hier also zu spät. Als verspätet gilt ein Zug, wenn er mindestens sechs Minuten hinter dem Fahrplan zurückbleibt.

Geduld brauchen Fahrgäste auf mehreren Strecken, die von oder nach München führen, etwa beim Donau-Isar- sowie dem München-Nürnberg-Express oder der Werdenfelsbahn in Richtung Garmisch-Partenkirchen. Schlecht ist die Quote auch im Main-Spessart-Express im Frankenland sowie in Teilen bei der Bayerischen Regiobahn und einigen Verbindungen im Allgäu. Am pünktlichsten sind kleinere Netze wie das der Zugspitzbahn (eine Zahnradbahn) oder der Waldbahn in Niederbayern. Starke Werte haben auch Verbindungen um Bad Kissingen, Ruhpolding und in Mittelfranken (siehe Tabelle).

„Alex“-Zug hat am häufigsten Verspätung: Hier kommt nur jeder zweite Zug pünktlich

Die unpünktlichste Verbindung in Bayern ist der Regionalexpress 25. Er fährt von München über Landshut, Regensburg und Schwandorf nach Tschechien. Seine Endstation Prag erreicht der Zug nach fünfeinhalb Stunden Fahrt. Im Laufe der Reise bauen die von der Länderbahn betriebenen „Alex“-Züge einiges an Verspätung auf. 2024 hatte der RE25 eine Pünktlichkeitsquote von gerade einmal 43,7 Prozent. Heißt: Mehr als jeder zweite Zug war hier verspätet.

Der RE25 ist das große Sorgenkind des bayerischen Streckennetzes. Der Hauptgrund für die schlechte Pünktlichkeit ist laut BEG die überlastete Infrastruktur. „Zu den strukturellen Problemen zählen vor allem die knapp 150 Kilometer lange eingleisige Strecke zwischen Schwandorf und Pilsen sowie der sehr hoch ausgelastete Streckenabschnitt Freising – München“, heißt es. Eine Rolle spielten in der Vergangenheit auch Grenzkontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze.

Verbindung RE 25 Alex München Regensburg
Der RE25 hat die größte Verspätung in Bayern. Mitunter fallen die Züge auch aus, wie hier am Beispiel einer Verbindung von Montag, 16. Juni. 6,3 Prozent der Fahrten des RE25 sind 2024 ausgefallen. © Screenshots DB Navigator//Imago/Manfred Segerer

Kein Zug: Hier fällt in Bayern mehr als jede achte Verbindung aus

Bayernweit sind vergangenes Jahr 8 Prozent der Verbindungen ausgefallen (2023: 6,3 Prozent) – besonders oft im Dieselnetz Ulm, im Bereich Hohenlohe-Franken-Untermain, in der Werdenfelsbahn sowie im Dieselnetz Allgäu 1. Hier lag die Ausfallquote jeweils über 13 Prozent. Es fällt also mehr als jede achte Verbindung aus. Grund hierfür sind laut BEG fehlende Fachkräfte in den Werkstätten sowie Streckensperrungen.

Die zuverlässigste Bahn ist die Bayerische Regiobahn, die alle Top 4 der Verbindungen mit der geringsten Ausfallquote stellt. So sind die Züge in den Streckenabschnitten Oberland, Chiemgau-Inntal, Ostallgäu-Lechfeld und Ammersee-Altmühltal in weniger als zwei Prozent der Fälle ausgefallen. Die historisch schlechte Pünktlichkeit betrifft mitunter aber auch diese Verbindungen.

Zug-Verspätungen in Bayern: Söders Minister findet Lage „ernüchternd“

„Die Entwicklung ist ziemlich ernüchternd, kommt aber alles andere als überraschend“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der staatlichen BEG und meint: „Im bayerischen Bahnverkehr gehen die Uhren leider auch nicht anders, dieser Negativtrend ist bundesweit festzustellen.“ Grund für die vermehrten Verspätungen seien „die massiven Infrastrukturdefizite“ auf der Schiene. Die Schuld liege also nicht beim Freistaat, sondern beim Bund.

Ursachen für Verspätungen waren vor allem Infrastrukturstörungen und Bauarbeiten (47,2 Prozent), gefolgt von Störungen im Betrieb, etwa einer verzögerten Bereitstellung von Fahrzeugen oder fehlendem Personal (zusammen 15,2 Prozent).

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