Den großen neuen Plan von Elon Musk wird Donald Trump genüsslich ausschlachten

Elon Musk hat am 6. Juli 2025 offiziell die Gründung einer eigenen politischen Partei in den USA angekündigt: die sogenannte „Amerika-Partei“. Die Ankündigung erfolgte über seine Plattform X, nachdem seine Online-Abstimmung am 4. Juli – dem US-Unabhängigkeitstag – eine Zustimmung von rund zwei Drittel für eine neue politische Bewegung ergeben hatte. Ob Musks Partei über seine Fanbasis hinaus Wähler mobilisieren kann, ist fraglich.

Musk positioniert sich mit seiner Parteigründung klar gegen Donald Trump und die Republikaner, die am 4. Juli die Verabschiedung von Trumps „One Big Beautiful Bill“ feierten, das Musk massiv verurteilte. 

Musk gründet „Amerika-Partei“, die Menschen „ihre Freiheit zurückgeben“ soll

Der Tesla-Chef kritisierte das Gesetz scharf und nannte es in einem Post auf X sogar das „DEBT SLAVERY bill“ („Schuldenknechtschaftsgesetz“) – eine Anspielung auf die massiven Auswirkungen auf die Staatsverschuldung. 

Musk unterstützte öffentlich die Kritik des libertären Senators Rand Paul, der dem Gesetz vorwarf, das Haushaltsdefizit zu sprengen und kurzfristige politische Interessen über langfristige Nachhaltigkeit zu stellen.

Musk erklärte, die neue Partei solle den Bürgern „ihre Freiheit zurückgeben“ und das „Einparteiensystem“ durchbrechen, das seiner Meinung nach durch Korruption und Verschwendung entstanden sei.

Schuldenpolitik der etablierten Parteien

Musk hat Recht, wenn er behauptet, dass es keinen großen Unterschied macht, wer regiert – beide, Republikaner und Demokraten, sind gleichermaßen für die Schulden verantwortlich. 

Eine Studie ergab, dass US-Präsidenten von 1913 bis zum Ende des Haushaltsjahres 2024 unter republikanischen Regierungen durchschnittlich etwa 1,4 Billionen Dollar an neuen Schulden pro vierjähriger Amtszeit hinzufügten, während es bei demokratischen Regierungen etwa 1,2 Billionen Dollar waren.

Über Josef Braml

Dr. Josef Braml ist Politikwissenschaftler, USA-Experte und European Director der Trilateral Commission – einer einflussreichen globalen Plattform für den Dialog eines exklusiven Kreises politischer und wirtschaftlicher Entscheider/innen Amerikas, Europas und Asiens.

Die Vereinigten Staaten zeigen eine strukturelle Tendenz zu hohen Ausgaben und niedrigen Steuern, wobei beide politischen Parteien zögern, umfassende Reformen einzuleiten, um die absehbare Krise an den Finanzmärkten abzuwenden. 

Politisch steht vieles auf dem Spiel, und sowohl Republikaner als auch Demokraten vermeiden die nötigen Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen, aus Angst bei den nächsten Wahlen abgestraft zu werden.

Musk will schon Ende 2026 Vorgehen blockieren, die die Staatsverschuldung erhöhen

Die Finanzlage der Vereinigten Staaten steht angesichts einer Staatsverschuldung von über 36 Billionen US-Dollar und erheblichen Refinanzierungsrisiken im Jahr 2025 mittlerweile vor bedeutenden Herausforderungen. Zur Vermeidung finanzieller Instabilitäten wären zeitnahe politische Maßnahmen erforderlich.

Mit seiner neuen Partei will Musk angeblich bei den Zwischenwahlen im November 2026 Sitze im Repräsentantenhaus und im Senat gewinnen und angesichts der aktuell knappen Mehrheiten in beiden Kammern gezielt Gesetzesvorhaben blockieren, die die Staatsverschuldung weiter erhöhen.

Musk vor extrem schwerer Aufgabe: Neue Parteien haben in den USA traditionell kaum Chancen

Doch in einem „Winner-takes-it-all“-System wie dem Mehrheitswahlrecht in den USA haben es dritte Parteien strukturell schwer, Fuß zu fassen. Der Grund liegt in der Art, wie Stimmen in Mandate umgewandelt werden. 

Nur die stärkste Partei in einem Wahlkreis gewinnt den Sitz, während alle anderen leer ausgehen. Neue oder kleinere Parteien haben es schwer, Ressourcen und Personal zu gewinnen, da sie kaum Chancen auf Mandate haben.

Musk bringt zwar enorme mediale Reichweite und finanzielle Mittel mit, aber keine politische Erfahrung im klassischen Sinne. Das kann helfen, Aufmerksamkeit zu generieren, aber es ersetzt keine strategische Kampagnenführung. 

Musk benötigt insbesondere auch geeignete Kandidaten, die einen persönlichen Bezug zum jeweiligen Wahlkreis bzw. Einzelstaat haben und Graswurzelorganisationen, die vor Ort sogenanntes Canvassing betreiben, also von Haus zu Haus gehen, um die Wähler zu mobilisieren. 

Er verfügt weder über diese Basisstrukturen, noch kann er sie kurzfristig errichten. Auch eine größere Menge an finanziellen Mitteln allein ist dafür nicht ausreichend.

Für Trump ist das Vorgehen von Musk eine enorme Chance

Musk denkt und behauptete auch öffentlich, dass Trump ohne seine finanzielle Unterstützung nicht wieder Präsident geworden wäre. Musk verkennt jedoch, dass Trumps Wahlkampfführung entscheidend war, nicht die opportunistischen Tech-Milliardäre, die sich ihm anschlossen, als sein Erfolg offensichtlich wurde.

Wenn Trump Plutokraten wie Musk nun an die Kandare nimmt, wird er in den Augen seiner weniger gut betuchten MAGA-Basis umso mehr Bewunderung hervorrufen. 

Musk hat nicht verstanden, was Trump so erfolgreich macht

Nicht ohne Grund verkündet Steve Bannon, Trumps erster Wahlkampfberater und weiterer Einflüsterer, den Tech-Milliardären auf MAGA-nahen Sendern wie FOX News längst den Klassenkampf zum Wohle der amerikanischen Arbeiterklasse, dem Trump seine Wahlsiege verdankt.

Lesetipp (Anzeige)

"World To Come: The return of Trump and the end of the Old Order" von Josef Braml und Mathew Burrows.

Musk unterliegt demselben Irrtum wie die Demokraten, die immer noch nicht verstehen, warum Trump zweimal gewählt wurde. Trump gewann die Wahl 2024 mit einer größeren Mehrheit als 2016 und erhielt Unterstützung von der weißen Arbeiterklasse sowie von schwarzen und hispanischen Männern und jungen Menschen. 

Mehr Arbeiter stimmten für Trump als für Kamala Harris, wodurch die Demokraten zur Partei der Reichen wurden. Nur wenige Politiker erkannten die gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die viele den amerikanischen Traum aufgeben ließen.

Musk bringt ein großes Problem mit, das Trump genüsslich ausschlachten wird 

Trump gibt den Arbeiterführer, der nun auch Plutokraten in die Schranken weist und mit Elon Musk eine ideale Zielscheibe hat.

Musk hingegen zielt auf libertäre Republikaner, die den Staat so klein wie möglich machen wollen. Er übersieht dabei, dass er in dieser Hinsicht zudem ein Glaubwürdigkeitsproblem hat, das Trump genüsslich ausschlachten wird: Musks Firmen profitieren von massiven staatlichen Subventionen. Trump wird dafür sorgen, dass Musk diese verliert und er einen hohen persönlichen Preis zahlen wird.

Musk konnte sich die Gunst Trumps erkaufen - das ist jetzt vorbei

Es sind denn auch die im „One Big Beautiful Bill“ enthaltenen Kürzungen bei Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge (EVs) und erneuerbare Energien – Bereiche, in denen Musks Unternehmen stark engagiert sind, die den Unternehmer erzürnt haben. 

Trump hatte zuvor öffentlich betont, dass er Musks „EV-Mandat“ abgeschafft habe – und damit das öffentlich zelebrierte Zerwürfnis der beiden eingeläutet.

Musk war und bleibt Trumps nützlicher Idiot – und wird als solcher in die Geschichte eingehen. Er hat zwar viel Geld, mit dem er sich zwischenzeitlich die Gunst Trumps erkaufen konnte. Nun wird er aber erfahren, was es heißt, Trump zum Gegner zu haben.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.