Eurovision Song Contest: Warum schicken wir nicht einfach Tokio Hotel oder Helene Fischer?

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Warum schickt man nicht Helene Fischer oder Tokio Hotel zum Eurovision Song Contest? Ein Experte räumt in diesem Kontext einen Irrglauben aus.

Bremen - 162 Millionen Menschen schauten im Vorjahr den Eurovision Song Contest, davon acht Millionen in Deutschland. Zu den Fachleuten für den ESC gehört Jens-Uwe Krause (54), bekannter Moderator von Radio Bremen. Er hat im Gespräch mit butenunbinnen.de einige der gängigsten Vorurteile zum Eurovision Song Contest aufgeklärt.

Eurovision Song Contest: „Wir haben einfach kein glückliches Händchen“

Die Ursache fürs regelmäßige schlechte Abschneiden Deutschlands sehen viele ja darin, dass uns im Ausland keiner mag. Krause wertet die Flops anders. „Auf jeden Fall nicht, weil wir international so unbeliebt sind“, so der Fachmann. „Nein, wir haben einfach kein glückliches Händchen bei der Auswahl unseres Beitrags. ESC-Songs müssen auffallen, emotional berühren. Das gilt auch für den Interpreten. Leider schicken wir zu oft Beiträge zum ESC, die im deutschen Radio nicht unangenehm auffallen, also in erster Linie ‚gut spielbar‘ sind. So gewinnt man aber keinen ESC.“

Die letzte starke Platzierung von Deutschland beim ESC, sie datiert auf 2018: Michael Schulte sang sich damals mit „You Let Me Walk Alone“ in die internationalen Herzen und auf Rang 4. Es folgten die Plätze 25, 25, 25 und 26. Für Acts, die zuvor nicht gerade zu den größten Stars Deutschlands zählten: S!sters, Jendrik, Malik Harris und Lord Of The Lost.

Warum schicken wir nicht Tokio Hotel oder Helene Fischer zum Eurovision Song Contest?

Kein Wunder, dass an den ESC-Stammtischen immer wieder eine Frage debattiert wird: Warum schickt Deutschland nicht mal jemand richtig Bekanntes zum Eurovision Song Contest? Der butenunbinnen.de-Fragensteller bringt etwa Tokio Hotel ins Spiel. So einfach ist das aber nicht, meint Krause. „Hier ist das Problem: Künstler, die wir kennen und lieben, kennt im Zweifel international trotzdem niemand. Und selbst wenn, werden auch solche Künstler immer an ihrem aktuellen Beitrag gemessen. Beim ESC gibt es keinen Bonus für das musikalische Gesamtwerk.“

Die Kaulitz-Brüder von Tokio Hotel und Helene Fischer: Wären sie beim ESC erfolgreicher?
Die Kaulitz-Brüder von Tokio Hotel und Helene Fischer: Wären sie beim ESC erfolgreicher? © Kern/Future/BSR/Imago

Der Bremer ESC-Experte räumt also den Irrglauben aus, dass es ein Selbstläufer wäre, jemanden wie Helene Fischer (39) oder Tokio Hotel zu entsenden. Er meint zwar, dass Routine und Erfahrung den Acts insgesamt helfen würden, sieht aber gleichzeitig eine zu hohe Fallhöhe. „Man mag sich die Reaktionen nicht vorstellen, die kämen, wenn ein Herbert Grönemeyer plötzlich im unteren Drittel landen würde. Warum sollte er das riskieren?“ Die Helene Fischers und Herbert Grönemeyers würden also vielleicht schlicht nicht wollen.

Eurovision Song Contest: Diverse bekannte Acts aus Deutschland sind schon gescheitert

Tatsächlich haben es vor gar nicht allzu langer Zeit durchaus mal wieder renommiertere Bands, Künstlerinnen oder Künstler probiert. Doch nicht wenige scheiterten schon im Vorentscheid: 2014 versuchten Unheilig und Santiano vergeblich ihr Glück, ein Jahr zuvor die Söhne Mannheims. 2004 waren Scooter im Vorentscheid ausgeschieden. Und 2008 schafften No Angels es zwar ins Finale, bekleckerten sich mit Rang 23 aber nicht gerade mit Ruhm.

Der örtliche ESC-Experte Krause erklärt auch noch, wie viel Bremen im Wettbewerb steckt. Da muss er weit zurückdenken. „Da erinnere ich mich spontan an die Bremerin Corinna May, die 2002 in Tallinn für Deutschland angetreten ist. Sie belegte am Ende mit einem Song von Ralph Siegel den 21. von 24 Plätzen.“ Wenn man die Region weiter fasse, könne man noch besagten Schulte aus Eckernförde hinzunehmen. Und wo landet Isaak für Deutschland beim Eurovision Song Contest? Wir berichten im Live-Ticker – und bieten hier auch eine Startreihenfolge zum Ausdrucken. (lin)

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