„Deutscher als wir dachten“ - Geld, Wetter und Verkehr: Warum Auswanderer zurück nach Deutschland kommen
Viele Deutsche zieht es in die Ferne. Ob sie ihren Lebensabend im Süden verbringen wollen oder ihren Traumjob im Ausland gefunden haben: 265.035 Staatsbürger haben die Bundesrepublik im Jahr 2023 laut dem Statistischen Bundesamt verlassen. Allein in der Schweiz, dem beliebtesten Auswanderungs-Ziel in Europa, leben 316.000 Deutsche. Das entspricht der Einwohnerzahl von Mannheim.
Doch nicht alle finden ihr Glück. Die Zahlen der Behörde zeigen auch, dass über 190.000 Bundesbürger wieder zurück in ihre Heimat ziehen. Oft sind Heimweh, wirtschaftliche Gründe oder Frust über die Verhältnisse im Zielland schuld am geplatzten Traum der Auswanderer.
Heimweh überwältigt Boris nach viereinhalb Jahren Karibik
Vor viereinhalb Jahren wanderte Boris mit seiner Familie in die Dominikanische Republik aus und eröffnete ein Gästehaus in Jarabacoa. Trotz der angenehmen Klima- und Naturbedingungen sowie der herzlichen Menschen will er nach Deutschland zurückkehren.
Boris erklärt, dass das Heimweh ihn überrascht habe und die Selbstständigkeit sich schwerer als gedacht gestaltete. „Mehr oder weniger rund um die Uhr“ war er im Einsatz für sein Gästehaus. Jetzt wollen Boris und seine Familie so schnell wie möglich zurück. Sie haben bereits ein kleines Dorf in der Nähe von Frankfurt als Wohnort im Auge.
Darauf freut sich Boris am meisten in Deutschland:
- Jahreszeiten: Der ewige Sommer war für Boris am Ende „auch langweilig“. Er freut sich auf Herbstspaziergänge und Schnee im Winter.
- Kulinarik: Auch die deutsche Küche ist ein Highlight für den 53-Jährigen. Er habe sich sogar immer Pakete mit Zutaten in die Dominikanische Republik schicken lassen.
- Verkehr: Nicht zuletzt freut Boris sich auch auf den geregelten Verkehr in der Heimat.

Zerbrochene Beziehung führt Finanzberaterin Vanessa nach Deutschland
Gemeinsam mit ihrem Ehemann wollte Vanessa ein Touristenresort mit Tauchbasis auf der Karibikinsel Curaçao übernehmen. Sie kauften die Anlage von Deutschen, die in ihre Heimat zurückkehren wollten. Damals wusste Vanessa nicht, dass dieser Schritt auch noch vor ihr steht.
Das Ehepaar verkaufte den Familienbetrieb und begann mit den Renovierungsarbeiten in ihrem neuen Projekt. Doch die Beziehung hielt den Auswanderer-Stress nicht aus und nur wenige Monate nach dem Umzug verließ Vanessa ihren Mann. Nach der Trennung wurde ihr klar, dass sie als Finanzberaterin in Deutschland bessere Chancen hat. Heute lebt sie im ländlichen Raum im Südwesten der Bundesrepublik.
Rechtsruck in Portugal verstört deutsche Expats
Viele Deutsche zieht es nach Portugal. Gründe sind niedrige Steuern, günstige Mieten und ein angenehmes Klima. 2021 wanderten laut Statista mehr als 50.000 Deutsche in das Land aus. Niedrige Steuersätze von 20 Prozent in den ersten zehn Jahren und die sogenannten „Goldenen Visa“ für Investoren trugen dazu bei.
Doch die Popularität hat Folgen für die Einheimischen. Immobilienpreise und Mietkosten sowie die Lebenshaltungskosten steigen, während der Mindestlohn unter 5 Euro liegt. Das Land erlebte einen Rechtsruck bei den Parlamentswahlen, als die rechtsextreme Partei „Chega“ 18,1 Prozent erhielt. Sie gibt den Zuwanderern die Schuld an den steigenden Preisen. Die Stimmung im Traumziel vieler Ausland-Deutschen kippt allmählich.
Zecken, Bären, Wildnis: Vom amerikanischen Farmhaus zurück nach München
Claudia lebte sieben Jahre mit ihrer Familie in der nordamerikanischen Wildnis und kehrte nach München zurück. Die 59-Jährige sagt über ihre Zeit auf einer Farm im Norden des US-Bundesstaates New York, sie habe sich damit einen Jugend-Traum erfüllt. Schon damals sei ihr Lieblingsbuch „Der Ruf der Wildnis“ von Jack London gewesen.
Doch Selbstversorgung und das Leben im Einklang mit der Natur entpuppten sich als Tortur. Eine Zeckenplage und ständige Angriffe von Bären, die wegen der zu warmen Temperaturen aus ihren Winterschlaf erwacht waren, störten die Landidylle. Claudia wurde klar, dass ihre Familie zurück in die Zivilisation muss. Am Stadtleben im Millionendorf schätzten sie vor allem die Einfachheit:
- Für die Kinder: Besonders ihre Kinder freuen sich über den Umzug und sind jetzt „richtige Stadtfans“
- Kurze Wege: Schule und der Fußballverein in Laufweite, ein Freibad ist mit dem Rad zu erreichen
- Versorgung: Auch Claudia muss sich eingestehen, dass Einkaufen und Arztbesuche hier wesentlich stressfreier ablaufen.

„Deutscher, wir als uns eingestehen wollten“ – Paar kommt aus Norwegen zurück
Janine Brück, eine 31-jährige Krankenpflegerin, lebte zwei Jahre in Norwegen. Trotz der verbesserten finanziellen Lage und Arbeitssituation entschied sie sich zur Rückkehr, da sie die Pflegebranche nicht als ihre Berufung sah und Schwierigkeiten hatte, sich in die norwegische Gesellschaft zu integrieren.
Die verschlossene Art der Skandinavier machte ihr und ihrem Mann zu schaffen. „Wir sind vielleicht doch deutscher, als wir es uns eingestehen wollen“, sagte Brück der „Welt“. Sie seien einfach nicht der Typ Mensch für das Auswandern.