Sonnenbaden nicht allein schuld – auch ein Virus kann Hautkrebs verursachen

Bekommen Betroffene die Diagnose Hautkrebs, steht die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich dabei um ein Plattenepithelkarzinom handelt. Die auch SCC (von englisch cutaneous squamous-cell carcinoma) genannte Krebsart ist der zweithäufigste bösartige Hauttumor. Nach Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts wurden im Jahr 2018 in Deutschland etwa 32.000 Männer und 21.000 Frauen erstmals mit einem Plattenepithelkarzinom diagnostiziert.

Eine bekannte Ursache ist vor allem übermäßige UV-Strahlung, die das Erbgut der Hautzellen beschädigt. Aber auch 

  • Rauchen,
  • ein chronisch geschwächtes Immunsystem
  • oder bestimmte Hauterkrankungen 

können die Tumorbildung begünstigen. Eine Fallstudie aus den USA weist jetzt darauf hin, dass auch eine Infektion mit einem bekannten Virus den Krebs auslösen könnte.

Ein Plattenepithelkarzinom entwickelt sich in den Zellen der äußersten Hautschicht (Epidermis). Gemeinsam mit dem Basalzellkarzinom zählt es zur Gruppe des sogenannten weißen oder hellen Hautkrebses. Werden sie früh genug erkannt, können diese Hautveränderungen meist vollständig entfernt werden. Unbehandelt können sie jedoch mit der Zeit umliegendes Gewebe zerstören und in seltenen Fällen auch in andere Bereiche des Körpers streuen.

Humane Papillomviren integrieren sich in Tumor-DNA

Dass eine Infektion mit einer bestimmten Art von Humanen Papillomviren (HPV) den Hautkrebs unter bestimmten Umständen fördern kann, war bereits bekannt. Denn der als Beta-HPV bekannte Virustyp scheint die durch UV-Strahlung bedingten DNA-Mutationen zu begünstigen – und so auch die Tumorentstehung. 

Über diesen sogenannten "Hit-and-Run"-Mechanismus verstärken die Viren zwar in einer frühen Phase indirekt die Krebsentstehung, sind im eigentlichen Tumor aber nicht mehr vorhanden.

Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass sich das Virus zusätzlich auch in die DNA des Tumors integrieren kann. Das haben die Forschenden bei einer 34-jährigen Patientin beobachtet, die wegen eines aggressiven Plattenepithelkarzinoms auf ihrer Stirn in Behandlung war. Ihre Tumore wuchsen trotz Immuntherapie und Operationen immer wieder nach. 

Eine genauere Untersuchung zeigte: Das Beta-HPV hatte sich tatsächlich in die DNA des Tumors der Patientin eingepflanzt. Dort produzierte es virale Proteine, die das Wachstum des Krebses förderten.

Stammzelltransplantation als Lösung

Weitere Analysen der Forschenden zeigten, dass die Patientin eine Erkrankung hatte, die die Funktion ihres Immunsystems beeinträchtigte. Ihre T-Zellen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind, funktionierten nicht richtig – die Viren hatten freie Bahn, in die Hautzellen einzudringen. 

Die Patientin erhielt daraufhin eine Stammzelltransplantation, um die funktionsgestörten T-Zellen durch gesunde zu ersetzen. Danach verschwanden ihre HPV-bedingten Erkrankungen inklusive des Plattenepithelkarzinoms auf der Stirn. Seit der Transplantation vor mehr als drei Jahren sind diese nicht wieder aufgetreten. 

Auch wenn die Ergebnisse erstmal nur auf Basis eines einzelnen Falls beruhen, spricht dieser Behandlungserfolg für die These der Forschenden.

Eher problematisch für Menschen mit einer Immunerkrankung

Die Erkenntnisse aus der Fallstudie sind vor allem für die Behandlung von Menschen mit einer Erkrankung, die das Immunsystem beeinträchtigt, relevant. Etwa Personen, die eine Organtransplantation erhalten haben. "Dies deutet darauf hin, dass es möglicherweise mehr Menschen mit aggressiven Formen eines Plattenepithelkarzinoms gibt, die einen Immundefekt haben und von Behandlungen profitieren könnten, die auf das Immunsystem abzielen", berichtet eine der Studienautorinnen, Andrea Lisco vom Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) in den USA. 

Ob eine HPV-Impfung das Risiko für solche Personen mindert, dass sich im Laufe des Lebens ein Plattenepithelkarzinom bildet, zeigt die neue Studie nicht. 

Für Menschen ohne eine solche Immunerkrankung haben die Ergebnisse keine direkten Auswirkungen. UV-Licht gilt weiterhin als wichtigster Risikofaktor für den Hautkrebs. 

So erkennen Sie ein Plattenepithelkarzinom

Ein Plattenepithelkarzinom kann verschiedene Erscheinungsbilder haben. Häufig entsteht es bei Menschen mit heller Haut in Bereichen, die regelmäßig der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Dazu zählen etwa das Gesicht, der Hals, die Hände und Arme. Bei Menschen mit einem dunkleren Hauttyp zeigt es sich hingegen eher an bedeckten Stellen wie den Beinen. 

Typische Erkennungszeichen sind:

  • schuppige, gerötete oder bräunlich-gelbe Hautstellen
  • schorfige oder verkrustete Wunden, die nicht heilen
  • verhornte Knötchen oder Plaques auf der Haut

Anhaltspunkte bietet auch die sogenannte ABCDE-Regel zur Beurteilung von Hautveränderungen:

  • Asymmetrie: Hat die Veränderung eine unregelmäßige Form?
  • Begrenzung: Sind die Ränder ausgefranst oder unscharf?
  • Color: Beobachten Sie unterschiedliche oder ungewöhnliche Farben?
  • Durchmesser: Ist die Veränderung größer als fünf Millimeter?
  • Entwicklung: Können Sie über die Zeit Veränderungen in Größe, Form oder Farbe feststellen?

Beobachten Sie eine oder mehrere dieser Veränderungen auf Ihrer Haut, könnte ein Check mit einem Hautarzt oder einer Hautärztin sinnvoll sein.

Plattenepithelkarzinom
Plattenepithelkarzinome gehören zu den häufigsten Hautkrebsarten. Getty Images

Vorsorge für eine frühe Diagnose

Je eher ein Plattenepithelkarzinom der Haut erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen meistens ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre ein Hautkrebsscreening. Je nach Bundesland und Krankenkasse übernehmen einige das Screening aber auch schon deutlich eher.

Darüber hinaus gilt natürlich vor allem jetzt im Sommer: Der richtige Sonnenschutz ist eine wichtige Maßnahme, um die Haut vor übermäßiger UV-Strahlung zu schützen und so Hautkrebs vorzubeugen.