Arbeiter-Wohnheim: Verhärtete Fronten im Füssener Westen
Es bleibt dabei: Der Verein „Füssen-West“ will das geplante Arbeiter-Wohnheim in der Nähe des Dreitannenbichl notfalls mit einem Bürgerentscheid verhindern.
Füssen – Es bleibt dabei: Der Verein „Füssen-West“ will das geplante Arbeiter-Wohnheim in der Nähe des Dreitannenbichl notfalls mit einem Bürgerentscheid verhindern. Das machte Ehrenvorsitzende Evi Vesenmayer am Freitagabend mehrfach während einer Infoveranstaltung im Gasthof „Drei Tannen“ deutlich.
„Den Bichl geben wir nicht her!“, betonte sie unter dem Applaus der Anwesenden. Eine Einigung zwischen Anwohnern und Stadt ist damit weiterhin nicht in Sicht – gleichwohl beide Seiten im Laufe des Abends zumindest etwas aufeinander zugingen.
Dass das geplante fünfstöckige Arbeiterwohnheim im Füssener Westen die Menschen in dem Stadtteil umtreibt, erlebten Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) und sein Stellvertreter Christian Schneider am Freitagabend im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mit.
Rund 80, vor allem ältere Bürger, drängten sich dicht an dicht in den Gasthof „Drei Tannen“. Dorthin hatte der Verein „Füssen-West“ zu einem Info-Abend eingeladen. Neue Erkenntnisse brachte die Veranstaltung zwar nicht, aber immerhin machten beide Seiten kleine Schritte aufeinander zu. So versprach Eichstetter in zwei den Anwohnern wichtigen Punkten Aufklärung.
Sorgen wegen Zufahrt
Ehrenvorsitzende Vesenmayer betonte mehrmals im Verlauf des Abends, dass man nicht gegen das Arbeiterwohnheim an sich sei, sondern gegen den Standort. Die Westler befürchten nämlich, dass durch die geplante Zufahrt zum Wohnheim über die Straße „Am Dreitannenbichl“ trotz aller gegenteiliger Beteuerungen in den im Volksmund Dreitannenbichl genannten Oblisberg eingegriffen werden muss. „Die Zufahrt muss so breit sein, dass ein Feuerwehrfahrzeug durchfahren kann“, so Vesenmayer, die von einer Straßenbreite von fünf Metern sprach.
Die Ehrenvorsitzende beklagte darüber hinaus, dass es im Vorfeld keine Gespräche mit der Stadt gegeben habe. Damit hätte man sich viel Ärger ersparen können. Bürgermeister Eichstetter wies diese Aussage jedoch zurück und betonte, dass es sehr wohl Gespräche gegeben habe.
Einen anderen den Westlern wichtigen Aspekt sprach ein Anwohner an. Demnach sei das Dreitannenbichl-Areal einst von seinem vormaligen Besitzer der Stadt geschenkt worden – allerdings unter der Voraussetzung, dass der Oblisberg unbebaut bleibt. Dazu könnte auch das für die Zufahrt benötigte Teilgrundstück gehören.
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„Wenn in der Schenkungsurkunde steht, dass das Gelände Grünfläche bleiben muss, fällt das ganze Vorhaben unter den Tisch“, sagte er. Gibt es ein solches Bebauungsverbot und ist das fragliche Grundstück davon betroffen oder nicht – das sei die Gretchenfrage, sagte er und forderte Einsicht in die Schenkungsurkunde. „Wenn nicht, sind Manipulationen durch die Stadt möglich“, unkte er.
Schwieriger Untergrund
Andere befürchteten, dass es durch das Wohnheim künftig noch schwerer werden wird, in dem Gebiet einen Parkplatz zu finden. „Die ganze Borchochstraße ist links und rechts zugeparkt“, klagte eine Frau.
Ein anderer Anwohner wollte deshalb von Eichstetter wissen, wie viele Parkplätze zusätzlich entstehen sollen und ob es stimme, dass für ein Arbeiterwohnheim weniger Stellplätze nachgewiesen werden müssen als für normales Wohnhaus.
Dr. Maria Deubzer sprach hingegen den schwierigen Untergrund in dem Gebiet an. So sei der Oblisberg Bestandteil einer 90 Millionen Jahre alten Steinstruktur und somit besonders schützenswert. „Das ist eine Struktur, die man in Ruhe lassen sollte“, appellierte sie.
Zudem warf sie die Frage auf, warum man nicht eines der leerstehenden Hotels wie das Europapark-Hotel in Bad Faulenbach für eine solche Unterkunft nutze
Bürgermeister Eichstetter versuchte gleich zu Beginn, den Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Der Dreitannenbichl wird nicht bebaut!“, betonte er gleich mehrfach. „Das ist ein anderes Grundstück und eine andere Flurnummer.“
Gleichzeitig verwies er auf den Bedarf an bezahlbaren Wohnungen vor allem für Mitarbeiter der verschiedensten Branchen. Demnach lägen bereits 120 Anfragen von heimischen Unternehmen vor. Zu den geplanten 30 Wohnungen und deren Größe sagte er: „Es ist in jeder Größe etwas dabei, damit auch Ingenieure kommen können.“ Eigentums- und Ferienwohnungen seien dagegen in den nächsten zehn bis 15 Jahren ausgeschlossen.
Von einer Zufahrtsstraße wollte der Rathauschef indes nicht sprechen. Vielmehr handle es sich um einen „Zuweg“. Von einem Bauverbot für das fragliche Grundstück sei im Rathaus nichts bekannt, so Eichstetter weiter. „Da ist keine Dienstbarkeit eingetragen, sonst hätte der Notar beim Verkauf etwas gesagt“, versicherte der Rathauschef.
Zur Frage der Anzahl der Stellplätze konnte Eichstetter an diesem Abend keine konkrete Antwort liefern und verwies stattdessen auf die kommunale Stellplatzsatzung. „Unsere strenge Stellplatzsatzung ist schon berechtigt“, sagte er.
Nachdem sich auch der ehemalige Lechbrucker Bürgermeister Helmut Angl, der den Verein seit Jahren unterstützt, vermittelnd in die Diskussion eingeschaltet hatte, einigte sich die Runde auf folgendes Vorgehen: Die Stadt prüft, was genau in den Schenkungsunterlagen steht.
Außerdem soll – sobald es das Wetter zulässt – die Zufahrt zum geplanten Wohnheim abgesteckt werden, um einen Eindruck von der Breite zu vermitteln. Eichstetter bat sich dafür eine Frist von vier bis sechs Wochen aus.
Der Verein „Füssen-West“ hingegen will weiter Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln. Bereits über 1000 Bürger hätten unterschrieben, sagte Vesenmayer gegenüber dem Kreisboten. Benötigt werden 1100 Unterzeichner.