Endlos-Hitze droht im Sommer: „Ganz Deutschland muss anfangen, sich vorzubereiten“
Deutschland könnte diesen Sommer mit einer außergewöhnlich langanhaltenden Hitzewelle konfrontiert werden – mit gravierenden Folgen für Menschen, Umwelt und Wirtschaft. Laut dem Meteorologen von The Weather Channel, Jan Schenk, zeigen erste Wettermodelle des renommierten Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage, dass hohe Temperaturen und eine anhaltende Trockenheit bis in den Herbst hinein bestehen könnten
Gespannt warten Expertinnen und Experten jetzt auf weitere Daten, die in den nächsten Tagen und Wochen eintrudeln sollen. Falls sich jedoch die erste Prognose bestätigen, droht ein beispielloser Sommer, geprägt von extremer Hitze und Trockenheit.
Die Böden ächzen schon jetzt
Das Problem: Die Böden in Deutschland sind bereits jetzt von Dürre betroffen. Während Meteorologen anfangs auf Regen im Mai und Juni hofften, zeigen die aktuellen Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Instituts, dass der Wassermangel bereits im Frühling bemerkbar war. Zu wenig Niederschlag und hohe Temperaturen seit Beginn des Jahres haben die Böden zunehmend ausgetrocknet.
Der Hydrologe Dietrich Borchardt hatte bereits Ende März gegenüber FOCUS online Earth auf eine drohende Megadürre hingewiesen, sollte sich die Trockenperiode weiter verschärfen.

„Wenn sich die Prognose nächste Woche bestätigen sollte, dann müsste eigentlich ganz Deutschland anfangen, sich auf diese Mega-Hitzewelle vorzubereiten“, warnt auch Schenk. EIne Hitzewelle dieser Art brächte gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft und den Wasserhaushalt mit sich. Eine anhaltende Trockenheit würde die Ernten gefährden und wohl auch die lokale Wasserversorgung unter Druck setzen.
ZDF-Meteorologe: „Die Extreme werden zunehmen“
„Nach einem zu trockenen Winter und Frühjahr ist kein ausreichender Regen in Sicht“, sagt auch der bekannte ZDF-Meteorologe Özden Terli zu FOCUS online Earth. „Das Defizit kann nicht schnell ausgeglichen werden, und die wiederkehrend stabilen Wetterlagen trocknen die Luft weiter aus.“
Angesichts des Klimawandels sei das keine Überraschung, so Terli. „Die globale Erhitzung macht sich wieder mal durch Extreme bemerkbar“, sagt der Experte. „Die Atmosphäre ist nicht mehr, wie sie vor 40 Jahren war. Das ist eine Tatsache, mit der wir in Zukunft noch mehr zu tun bekommen werden. Die Extreme werden an Häufigkeit und Stärke zunehmen.“
- Ernteausfälle: Trockene Böden gefährden Getreide- und Gemüseernten, Preise könnten steigen. Auch Wälder und andere Ökosysteme leiden unter dem Trockenstress.
- Gesundheitsrisiken: Hitzewellen erhöhen Gefahr für Kreislaufprobleme, besonders bei Älteren, Schwangeren und chronisch Kranken.
- Wasserknappheit: Niedrigwasser in Rhein und Donau könnten Schifffahrt und Kraftwerke beeinträchtigen. Auch mögliche sinkende Grundwasserspiegel können die Trinkwasserversorgung in einigen Regionen gefährden.
- Einschränkungen für Haushalte wie Verbote für Rasenbewässerung oder Poolauffüllungen könnten notwendig werden.
Erst in der vergangenen Woche betonte der Wasserexperte Tobias von Lossow bei einem Panel von DLD, Procter & Gamble und FOCUS online Earth, dass Deutschland in den letzten Jahren eine besorgniserregende Entwicklung erlebt hat. „Deutschland war früher wasserreich, aber die Situation hat sich verändert“, so von Lossow. „Wir bewegen uns auf eine Wasserknappheit zu, die uns zunehmend vor Herausforderungen stellen wird.“
Dramatischer Wasserverlust
Der Verlust von Wasser in Deutschland ist bereits dramatisch: Jährlich gehen rund 2,5 Milliarden Tonnen Wasser verloren, was ein Teil des globalen Trends ist. Seit der Jahrtausendwende hat die globale Bodenfeuchte um rund 2600 Milliarden Tonnen abgenommen.
Diese Entwicklung ist auf zunehmende Dürreperioden, steigenden Grundwasserverbrauch und den Klimawandel zurückzuführen. Der Verlust hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die natürlichen Wasserkreisläufe und den Meeresspiegel.
Was Deutschland gegen die Dürre tun kann
Es gibt jedoch Lösungsansätze zur Bekämpfung der Wasserkrise. Laut Borchardt wurden im Rahmen der Nationalen Wasserstrategie bereits erste Schritte unternommen, um die Wasserversorgung in schwierigen Zeiten zu sichern. So wurden zusätzliche Wasserquellen erschlossen und benachbarte Regionen besser miteinander vernetzt.
Langfristig sind tiefgreifendere Maßnahmen erforderlich:
- In der Landwirtschaft: Wassersparende Anbaumethoden wie die Tröpfchenbewässerung könnten helfen, den Wasserverbrauch deutlich zu senken.
- In den Städten: Konzepte wie die Entsiegelung von Flächen, Dachbegrünungen und sogenannte Schwammstadt-Modelle könnten den Wasserrückhalt und die Regenwassernutzung verbessern.
- In der Umweltpolitik: Die Renaturierung von Mooren, Feuchtgebieten und Flüssen hilft nicht nur, Wasser zu speichern, sondern wirkt sich auch positiv auf den Klimawandel aus.
FOCUS online Earth widmet sich der Klimakrise und ihrer Bewältigung.
Faktenzentriert. Fundiert. Konstruktiv. Jeden Freitag als Newsletter.