Wenn Kinder lügen: Was dahintersteckt und wie Eltern reagieren sollten

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Hinter Kinderlügen kann sich Angst, Fantasie oder auch ein unerfülltes Bedürfnis verbergen. Eltern sollten empathisch reagieren, aber auch Grenzen setzen.

Kinder beginnen oft im Alter von drei Jahren mit ihren ersten Schwindeleien. Diese entstehen jedoch nicht bewusst, sondern sind Teil der sogenannten „Magischen Phase.“ In dieser Zeit vermischen sich Fantasie, Spiel und Realität, sodass es sich eher um Wunschdenken als um echte Lügen handelt. Erst wenn Kinder die Fähigkeit entwickeln, sich in andere hineinzuversetzen, können sie bewusst lügen. Einige Kinder zeigen diese Fähigkeit bereits mit vier oder fünf Jahren, während andere sie später entwickeln. Doch welche Botschaft steckt dahinter und wie sollten Eltern darauf reagieren?

Wenn Kinder lügen, gibt es einen Grund

Ein rothaariges Mädchen grinst frech in die Kamera. (Symbolbild)
Wenn Kinder anfangen zu lügen, sind Eltern erstmal irritiert. Dabei sind kleine Lügen ein normaler Entwicklungsschritt. (Symbolbild) © imagebroker/Imago

Kinder lügen nicht aus Boshaftigkeit, sondern verfolgen damit bestimmte Ziele. Sie möchten beispielsweise Strafen vermeiden oder unerfüllte Wünsche ausdrücken. Diese Unwahrheiten geschehen oft unbewusst. Bis zum Alter von drei Jahren leben Kinder in ihrer eigenen Realität und glauben, dass andere ihre Gedanken und Wahrnehmungen teilen. Ein typisches Beispiel ist das Versteckspiel, bei dem sich das Kind die Augen zuhält und denkt: „Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht.“

Ab etwa vier Jahren entwickeln Kinder die kognitive Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer hineinzuversetzen. Sie beginnen dann gelegentlich zu schwindeln, etwa beim Thema Zähneputzen oder wenn es um Süßigkeiten geht. Ein klassisches Beispiel: „Nein, ich habe kein Gummibärchen genommen“ (während es offensichtlich darauf herumkaut).

Meilensteine in der Entwicklung von 4-Jährigen

Checkliste zu Meilensteinen im fünften Lebensjahr.
Lade dir hier die Checkliste zu Meilensteinen bei 4-Jährigen herunter. © IPPEN.MEDIA

Was sollte ein Kind mit 4 Jahren können? Hier finden Sie eine Übersicht über die Meilensteine als PDF zum Ausdrucken.

Lügen als Entwicklungsschritt

Die ersten offensichtlichen Lügen eines Kindes können Eltern irritieren, schließlich möchten sie ihrem Kind vertrauen. Doch in der Lage zu sein, bewusst zu lügen, ist ein bedeutender Entwicklungsschritt. Kinder lernen, dass sie Informationen besitzen, die anderen unbekannt sind, oder Dinge empfinden, die andere nicht fühlen. Ein Schritt zur Entwicklung von Empathie.

Eine Übersicht über die wichtigsten Meilensteine im fünften Lebensjahr können Sie HIER kostenlos herunterladen.

Eltern sollten sich auch vor Augen führen, dass Lügen nicht immer ein Versuch ist, andere zu täuschen. Auch Erwachsene nutzen häufig kleine Notlügen – aus Scham, Angst oder Höflichkeit. Dennoch sollten Kinder vermittelt bekommen, dass Lügen nicht zielführend sind. Das gelingt aber nur, wenn Eltern das Bedürfnis hinter der Lüge erkennen.

  • „Ich war das nicht“ oder „Der andere hat angefangen“: Fürchtet das Kind ausgeschimpft oder bestraft zu werden? Wurde es mal vor anderen bloßgestellt oder ausgeschimpft?
  • „Ich kann schon längst Fahrradfahren“ oder „Ich kenne einen echten Astronauten“: Fühlt sich das Kind nicht ausreichend beachtet, hat es ein geringes Selbstwertgefühl?
  • „Mama hat gesagt, ich darf Schokolade essen“: Das Kind möchte seinen Willen durchsetzen, nämlich etwas Süßes zu essen.
  • „Das Essen schmeckt gut“: Fürchtet das Kind, dass andere sauer oder verletzt reagieren könnten?

Wie Eltern auf Kinderlügen reagieren können

Eltern sollten möglichst gelassen bleiben. Je jünger das Kind, desto harmloser wahrscheinlich auch seine Lüge. Sie sollten in einem ruhigen Moment das Gespräch suchen und erklären, dass ihnen aufgefallen ist, dass das Kind nicht ehrlich war. Wichtig: Dabei in guter Verbindung bleiben, das Kind nicht lautstark ausschimpfen, das birgt das Risiko, dass es aus Angst vor Strafen erneut lügt. Trotzdem ist es sinnvoll, eine klare Konsequenz zu ziehen. Zum Beispiel gemeinsam aufzuräumen (wenn etwas zu Bruch gegangen ist) oder sich bei anderen zu entschuldigen.

Ältere Kinder können durchaus den Unterschied zwischen bewussten Lügen und kleinen Notlügen verstehen. Lügen, die andere Menschen verletzen oder ihnen schaden, sind nicht akzeptabel.

Hilfreich ist auch, Kinder durch positive Verstärkung dafür zu belohnen, die Wahrheit zu sagen.

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