250 Jahre alte Traditionsfirma insolvent: Weltmarktführer in der Krise
Corona-Krise und Inflation haben viele Unternehmen geschwächt. Nun ist auch ein Maschinenbauer insolvent, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1775 zurückreichen.
Rahden – Die Pleitewelle unter deutschen Firmen ist nicht vorbei. Auch Weltmarktführer mit langer Tradition sind nicht geschützt. So musste der Maschinenbauer Kolbus aus Rahden in Ostwestfalen vergangenen Freitag (19. Juli) beim Amtsgericht Bielefeld ein sogenanntes „vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren“ anmelden, wie mehrere Medien berichten.
Maschinenbauer insolvent: Gerade sind Betriebsferien
Die vorläufige Eigenverwaltung ist im Insolvenzrecht ein Verfahren, bei dem ein Unternehmen die Möglichkeit erhält, sich in Eigenverwaltung zu sanieren. Diesem Antrag hat das Amtsgericht auch stattgegeben. Die Geschäftsführung bleibt also weiter im Amt, Sachwalter wird der Rechtsanwalt Stefan Meyer der Kanzlei Pluta und Rechtsanwalt Maximilian Michelsen wird Generalbevollmächtigter, schreibt das Westfalen-Blatt.
Die 450 Mitarbeitenden des Unternehmens und die 100 Mitarbeitenden der Kolbus-Ausbildungs-GmbH erhalten nun für drei Monate Insolvenzgeld der Arbeitsagentur. Danach sollen wieder Zahlungen aus den Mitteln des Unternehmens kommen, berichtet das Westfalen-Blatt weiter und bezieht sich auf ein der Zeitung vorliegendes Schreiben.
Dabei handelt es sich um eine Mitteilung des Geschäftsführers Wilfried Kröger an die Mitarbeiter. Demnach schreibt Kröger über den Schritt des Unternehmens, ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren anzumelden: „Die Verfahrensart der Eigenverwaltung ist auf den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze ausgerichtet.“ Man wolle „die verbesserten Sanierungs- und Restrukturierungsmöglichkeiten des Verfahrens nutzen“. Die meisten Mitarbeiter erhalten diese Nachricht wohl im Urlaub: Gerade sind in dem Unternehmen nämlich Betriebsferien, wie t-online.de berichtet.
1775: Kolbus blickt auf lange Unternehmensgeschichte zurück
Zu den Gründen für das Sanierungsverfahren sei laut mehreren Medien nichts bekannt. Anwalt Stefan Meyer bewertet aber die Sanierungschancen für Kolbus positiv: „Das Unternehmen hat eine lange Tradition und Strahlkraft in der Region und ist ein wichtiger Arbeitgeber“, sagte Meyer laut Westfalen-Blatt. Man wolle eine gute Sanierungslösung finden und Unternehmen wie auch Jobs erhalten.
Kolbus kann auf eine lange Unternehmensgeschichte zurückblicken: 1775 als Dorfschmiede von Christian Henrich Kolbus entstanden, spezialisierte sich die Firma auf die Produktion von Buchbindereimaschinen und gilt dort laut t-online.de als Weltmarktführer. Der Konzern erzielte noch im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro.
Kolubus ist nicht alleine mit den aktuellen Schwierigkeiten. Am Montag (22. Juli) beschäftigten Anleger die Situation um die Varta AG, die eine Radikalkur zur Abwendung einer Insolvenz angeordnet hat. Es rollt eine Insolvenzwelle durch das Land, die auch nicht vor großen Konzernen Halt zu machen scheint. Ein Weltmarktführer im Maschinenbau, aus Baden-Württemberg, meldete vor wenigen Wochen ebenfalls Insolvenz an