Studie entlarvt ungeahnten Krebs-Risikofaktor – gefährliche Teilchen überall in der Luft

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Kleinste Partikel könnten für Krebserkrankungen der Lunge und des Darms verantwortlich sein, finden US-Forscher heraus. Sie haben zudem eine klare Forderung.

San Francisco – Laut der Deutschen Krebsgesellschaft liegt der Ursprung von Krebserkrankungen im Erbgut. Genetische Veränderungen können – vereinfacht gesagt – zu einem unkontrollierten und gefährlichen Zellwachstum führen. Der Krebs kann aggressiv wachsen und dennoch lange unentdeckt bleiben. Die Medizin kennt inzwischen einige Risikofaktoren, die das Krebsrisiko erhöhen: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, zu viel Sonneneinstrahlung sowie bestimmte Infektionen.

Es gibt jedoch auch Krebserkrankungen, die sich nicht durch Genetik, Lebensstil oder Ernährung erklären lassen. Eine aktuelle Studie könnte nun einen weiteren möglichen Faktor aufzeigen. Beinahe alle Bereiche des Lebens und der Umwelt sind offenbar bereits davon durchdrungen: Mikroplastik.

US-Studie: Kleinstpartikel könnten mit Lungen- und Darmkrebserkrankungen in Verbindung stehen

Forscher der University of California (UCSF) in San Francisco haben etwa 3000 Studien analysiert und vermuten, dass Mikroplastik-Partikel mit schweren Erkrankungen im Zusammenhang stehen. Neben Unfruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen und verminderter Lungenfunktion könnte es auch eine Verbindung zu Dickdarm- und Lungenkrebs geben. Diese Partikel könnten ebenso chronische Lungenentzündungen verursachen, die das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.

Im Jahr 2022 erkrankten laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) etwa 56.000 Deutsche an bösartigen Lungentumoren. Die Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose liegt zwischen 19 und 25 Prozent. Bei Darmkrebs gab es im selben Jahr 54.000 Fälle, mit einer höheren 5-Jahres-Überlebensrate von 64 bis 66 Prozent. Jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den in der US-Studie erwähnten Dickdarmtrakt.

Mikroplastik-Partikel in der Luft: Laut US-Studie könnten diese Lungenkrebs mitverursachen

Viele der untersuchten Studien basieren auf Tierversuchen, doch das Forschungsteam geht davon aus, dass die Ergebnisse auch auf Menschen übertragbar sind, da diese ähnlichen Belastungen ausgesetzt sind. „Dieses Mikroplastik ist im Grunde eine Verschmutzung der Luft durch Feststoffteilchen, und wir wissen, dass diese Art von Luftverschmutzung schädlich ist“, erklärt Tracey J. Woodruff, Professorin an der UCSF und Hauptautorin der Studie.

Das Umweltbundesamt beschreibt Mikroplastik als Kunststoffteilchen von bis zu fünf Millimetern Größe. Diese finden sich beispielsweise in Kosmetika, Reinigungsmitteln, Farben, Düngemitteln und Kunstrasen. Sie entstehen auch bei industriellen Prozessen und im Alltag, etwa beim Waschen von Textilien oder durch Reifenabrieb beim Autofahren.

Eine Studie aus Kanada zeigte, dass ein einziger Teebeutel schon Milliarden Mikroplastik-Partikel abgeben kann. Nachgewiesen wurden Partikel bereits in Gewässern, Böden und durch Reifenabrieb auch in der Luft nachweisbar. Über Lebensmittel gelangen sie in den Körper und können bis ins menschliche Gehirn vordringen.

Jährlich weltweit fast 460 Millionen Tonnen Kunststoff – Trend geht weiter aufwärts

„Jedes Jahr produzieren Unternehmen auf der ganzen Welt fast 460 Millionen Tonnen Kunststoff – bis 2050 dürfte diese Zahl auf 1,1 Milliarden ansteigen“, so das Forschungsteam der UCSF in ihrer Studie. Diese basiert auf einem Bericht vom Januar 2023, der in Zusammenarbeit mit dem California State Policy Evidence Consortium (CalSPEC) erstellt wurde.

Der Bericht informiert über bisherige Forschungsergebnisse zu Mikroplastik und untersucht politische Maßnahmen gegen die Verbreitung dieser Stoffe. Zukünftige Studien sollen die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik weiter erforschen, um Strategien zur Reduzierung der Belastung zu entwickeln.

Lungen- und Darmkrebs sind weit verbreitet. Eine US-Studie will eine Ursache gefunden haben: Kleinste Mikroplastik-Partikel in der Luft. (Symbolbild)
Lungen- und Darmkrebs sind weit verbreitet. Eine US-Studie will eine Ursache gefunden haben: Kleinste Mikroplastik-Partikel in der Luft. (Symbolbild) © IMAGO/Dreamstime

Gesundheitsrisiko Mikroplastik: US-Forscher fordern nach Studie politisches Handeln

Die Forscher senden eine klare Botschaft an die US-amerikanische Gesundheitspolitik: „Wir fordern Aufsichtsbehörden und politische Entscheidungsträger dringend auf, die zunehmenden Hinweise auf gesundheitliche Schäden durch Mikroplastik, darunter Dickdarm- und Lungenkrebs, zu berücksichtigen“, betont Dr. Nicholas Chartres von der Universität von Sydney, Erstautor der Studie. „Wir hoffen, dass die Staats- und Regierungschefs sofort Maßnahmen ergreifen werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern.“

Im Jahr 2024 hat der Bundesstaat Kalifornien ein Gesetz initiiert, das Plastiktüten im Lebensmitteleinzelhandel vollständig verbieten soll. Dieses Gesetz soll 2026 in Kraft treten. (smk)

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