„Untragbares Ausmaß“ an Wildcamping in Italien und Österreich – Campern droht härteres Durchgreifen
Camping-Fans schätzen die Freiheit, doch viele überschreiten Grenzen. Illegales Wildcampen wird vielerorts zunehmend zum Problem. In Südtirol ist das Maß voll.
Bozen – Mit Blick auf die Preise in vielen Urlaubsländern ist die Versuchung groß, sich einfach hinters Lenkrad zu setzen und loszufahren. Ungebunden sein, auf Tuchfühlung mit der Natur zu gehen – darum geht‘s vielen Camping-Fans. Die Realität auf den meisten Campingplätzen sieht vor allem in der Hauptsaison aber anders aus. Dicht-an-dicht stehen die Ferienheime auf vier Rädern, dem Nachbarn quasi schon an der Karosserie.
Sich einfach ein freies Plätzchen abseits der Plätze zu suchen, ist allerdings nicht ratsam. In den meisten Ländern Europas ist das verboten und wird mit Bußgeldern bestraft. Zuletzt scheinen sich aber zunehmend mehr Camper über die Vorschriften hinwegzusetzen. In Teilen von Italien und Österreich habe das illegale Wildcampen „ein Ausmaß erreicht, welches nicht mehr tragbar ist“, klagen Tourismusverbände.
Südtirol wütet über Wildcamper: „Ausmaß erreicht, welches nicht mehr tragbar ist“
Viele Camping-Fans zieht es in den Süden. Das Panorama der Alpen, mit Seen und Bergen, ist schließlich wie gemacht fürs Campen. Doch um die sensible Natur auch zu bewahren, gelten in einigen Regionen strikte Vorschriften gegen das Kampieren in freier Wildnis. Dazu zählen besonders die benachbarten Urlaubsregionen Tirol und Südtirol.

Manfred Pinzger, der Vorsitzende des Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), kritisiert jedoch, dass die Regeln nicht konsequent umgesetzt würden. Zuletzt hätten die Beschwerden der lokalen Bevölkerung über Wildcamper stark zugenommen „Letzthin hat das Phänomen des Wildcampens in einigen Talschaften Südtirols ein Ausmaß erreicht, welches nicht mehr tragbar ist“, äußert sich der HGV-Präsident deutlich in einer Stellungnahme gegenüber dem Nachrichtenportal stol.it.
„Bedeutet nicht, dass sie irgendwo in der Natur parken dürfen“ – Hotelverband empört über Wildcamper
Selbst wenn der Camping-Boom zahlreiche Urlauber in die autonome Provinz spüle, hat der Chef des Gastwirtverbandes kein Verständnis für das Wildcampen. „In Südtirol stehen rund 50 hervorragend ausgestattete Campingplätze zur Verfügung, die in allen Regionen Stellplätze und umfassende Dienstleistungen für Camper bieten“, betont Pinzger.
„Wenn diese Plätze ausgebucht sind, bedeutet das jedoch nicht, dass Reisende mit ihren Wohnmobilen einfach irgendwo in der freien Natur parken dürfen“, ärgert sich der HGV-Präsident über die Chaos-Camper und fordert ein härteres Durchgreifen der Behörden. Besonders ärgerlich ist, wenn dreiste Camper gleich mehrere Plätze auf einmal blockieren, wie zuletzt in den Dolomiten beobachtet.
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In Tirol hat die Wirtschaftskammer kürzlich gefordert, die Campingplätze zu vergrößern, um konkurrenzfähig mit den Nachbarn zu bleiben. Aber auch, um Wildcampen zu verhindern, wie die Tiroler Tageszeitung berichtet. Für zwei Männer endete im Frühjahr das Wildcampen in Tirol gefährlich: ihr Fahrzeug rollte rückwärts den Abhang hinab.
Unterschied zwischen Parken und Campen soll stärker kontrolliert werden
Es besteht ein Bedarf an häufigeren und strengeren Kontrollen der Parkregeln in Südtirol. Wie in Deutschland dürfen Wohnmobile auch außerhalb von Camping- und Stellplätzen abgestellt werden, um sich auszuruhen – sogar über Nacht. Jedoch nur im Notfall und zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“.
Wer Abflüsse ableitet, seine Antenne ausrichtet oder gar Tische und Stühle neben dem Wohnmobil aufstellt, der parkt nicht, sondern campt, stellt der HGV-Präsident gegenüber stol.it klar. Und das muss geahndet werden. Besonders dreist waren zwei Männer, die einen Pannenstreifen in Italien kurzerhand zum Campingplatz umfunktioniert hatten. Mit Bier, ausgebreiteter Campingausrüstung und freiem Oberkörper saßen die beiden direkt neben der stark befahrenen Autobahn A22.
Wo Wildcampen besonders hart geahndet wird
Je nach Land und Region wird Wildcampen unterschiedlich behandelt. In Italien drohen dafür vergleichsweise hohe Strafen: Bußgelder zwischen 100 und 500 Euro können verhängt werden.
In Österreich variiert die Handhabung von Bundesland zu Bundesland. Besonders teuer wird es, wenn man beim illegalen Campen in einem Nationalpark oder Schutzgebiet erwischt wird. Dann können bis zu 14.500 Euro fällig werden, wie der österreichische Automobilclub ÖAMTC berichtet. In Tirol sollen die Bußgelder für illegales Wildcampen mit der Novelle des Campinggesetzes von 220 auf 600 Euro steigen.
In Deutschland sind die Bußgelder mit 5 bis 80 Euro eher gering. Es sei denn, der Camper hat durch seinen Aufenthalt Schaden verursacht. In diesem Fall können bis zu 500 Euro fällig werden.