Trumps Zölle sind eine „Kriegserklärung“ – und bieten der EU zugleich eine ungeahnte Chance

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Die neuen US-Zölle lösen Wut und Entsetzen bei den betroffenen Ländern aus. Vergeltungsmaßnahmen könnten folgen. Nun sind andere Vorschläge auf dem Tisch.

Washington, D.C. – Die Zölle von Donald Trump verursachen überall auf der Welt Chaos. An der Börse macht sich Panik breit, auch wenn sich Aktienkurse fast wieder erholt haben. Dennoch bleibt die Verunsicherung. Zudem wächst die Sorge vor einer Rezession und vor einem globalen Handelskrieg. Doch einen Lichtblick gibt es.

Trumps neue Zölle spitzen Handelskrieg zu – Ökonomen äußern Kritik

Seitdem Trump am Liberation Day ein umfangreiches Zollpaket verhängt hat, erscheint ein Handelskrieg unausweichlich. Auf Importe in die USA gelten künftig zehn Prozent Zölle. Auf Importe aus der EU sollen künftig Zölle in Höhe von 20 Prozent erhoben werden.

Führende Ökonomen warnen vor den Folgen der Zölle auf die Weltwirtschaft und den Auswirkungen auf Handelsbeziehungen. „Trump will die Globalisierung zurückdrehen“, warnte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier, die an der US-Eliteuniversität Berkeley forscht. „Was ich kommen sehe, ist, was der IWF den ‚kalten Krieg des Welthandels‘ nennt, der sich schon seit einigen Jahren abzeichnet“, sagte sie im Interview mit dem Handelsblatt.

Die EU hat US-Präsident Donald Trump nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen. ©  Geert Vanden Wijngaert/dpa/ZUMA Press Wire/imago

Trumps Zölle sind laut Wirtschaftsexperte „Kriegserklärung im globalen Handel“

Professor Cozzi von der Universität St. Gallen sieht den globalen Handel ebenfalls gefährdet und spricht von einer „Schocktherapie“. „Die ‚Liberation Day‘-Zölle von Präsident Trump sind nicht nur wirtschaftliche Maßnahmen – sie sind eine Kriegserklärung im globalen Handel“, sagte er zu IPPEN.MEDIA. Ein pauschaler Zoll von zehn Prozent auf alle Importe und noch höhere Sätze auf 60 gezielte Länder, darunter angeblich 20 Prozent auf die EU, bergen das Risiko einer Kettenreaktion von Vergeltungsmaßnahmen, Instabilität und langfristigen Schäden für die globale Zusammenarbeit.

Gegenseitige Zölle würden keine Arbeitsplätze schaffen, sondern die Preise erhöhen, die Finanzmärkte destabilisieren und die Allianzen schwächen, die den globalen Wohlstand sichern. „Das ist keine Stärke – das ist strategischer Selbstschaden“, resümierte der Wirtschaftsexperte.

EU kündigt Reaktion auf Trumps Zollpaket an – Abschaffung der Zölle im Gespräch

Nach Verkündung der Zölle haben mehrere betroffene Länder Vergeltungsmaßnahmen angekündigt, darunter Kanada und China. Auch die EU will gegen Trumps Zollpolitik vorgehen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat mit Vertretern der Metallindustrie und sprach später mit Vertretern der Automobilbranche über eine mögliche Reaktion auf die US-Zölle telefoniert. Das berichtet Reuters und beruft sich auf anonyme Quellen und ein Schreiben.

Trotz der US-Zölle, die auch die EU-Wirtschaft hart treffen würden, zeigte sich die EU gesprächsbereit. Um die Lage zu deeskalieren, hat die EU jüngst die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen. „Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten“, sagte von der Leyen am Montag (7. April) in Brüssel. Trump hat laut Medienberichten den Deal allerdings abgelehnt.

Vergeltung auf Trumps Zölle könnten Situation verschlimmern

Ökonomen sind sich einig, dass Vergeltungsmaßnahmen den Handelsstreit verschärfen können und rufen zu anderen Methoden auf. „Vergeltungsmaßnahmen würden die Situation nur verschlimmern“, sagte Professor Casas, ebenfalls von der Universität St. Gallen, gegenüber IPPEN.MEDIA. „Europa sollte darauf warten, dass die amerikanische Politik den Kurs korrigiert, während es den freien Handel mit dem Rest der Welt intensiviert und Reformen zu Hause vorantreibt.“

Die EU solle zudem „den Binnenmarkt vertiefen, Deregulierung vorantreiben und die Rentenwirtschaft durch nationale Eliten bekämpfen. Durch die Kombination von Offenheit im Ausland mit Reformen der Elitesysteme zu Hause kann Europa nicht nur Trumps Zölle überstehen – sondern gestärkt daraus hervorgehen“, lautet die Einschätzung von Casas.

Wie es nach Trumps Zöllen weitergehen kann

Noch ist schwer einzuschätzen, ob Trump seinen Zollkurs ändern wird. Bisher hat er an seiner Zollpolitik festgehalten. Seit dem Wiedereinzug ins Weiße Haus setzt Trump auf Zölle. Mehr als 50 Staaten hätten sich inzwischen angeblich im Weißen Haus gemeldet, mit dem Wunsch, über die Zölle zu verhandeln, sagte etwa Kevin Hassett, der Chef des Nationalen Wirtschaftsrates, dem Sender ABC News. (bohy)

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