Kinderfreibetrag soll steigen: Wann sich das Kindergeld für Eltern mehr lohnt
Nach dem Kindergeld soll auch der Kinderfreibetrag ansteigen. Das Problem dabei ist, er könnte nur bestimmten Familien Vorteile bringen.
München – Es ginge ihm um Gerechtigkeit, betont Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Schließlich hat die Bundesregierung im Januar 2023 das Kindergeld von 219 Euro pro Kind auf 250 Euro angehoben. Dass der Kinderfreibetrag nun folgt, sei nur gerecht, so Lindner. Die Begeisterung der anderen Parteien in der Ampel-Koalition hält sich aber in Grenzen.
„Ungerecht“: So fasst SPD-Chef Lars Klingbeil den Vorschlag des Bundesfinanzministers zusammen, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Klingbeil betont, dass wohl ausschließlich die Kinder von reichen Eltern von den Vorteilen eines höheren Kinderfreibetrags profitieren würden. Die Frage ist also: Ab wann lohnt sich das Kindergeld bis zum 25. Geburtstag des Kindes und für wen ist der Kinderfreibetrag geeignet?
Eltern können nicht entscheiden, ob Kindergeld oder Kinderfreibetrag
Eine Entscheidung der Eltern zwischen Kindergeld oder Kinderfreibetrag ist jedenfalls nicht nötig. Das Finanzamt berechnet automatisch bei der Steuerklärung, welche Variante finanziell im Einzelfalls besser geeignet ist. Die Eltern müssen nicht selbst berechnen, was sich für sie mehr lohnt.

Eine Sache sollte aber stets im Hinterkopf behalten werden: In jedem Fall sollten Eltern Kindergeld beantragen. Der Kinderfreibetrag benötigt demgegenüber keinen expliziten Antrag. Beim Ausfüllen der Steuererklärung sollte aber unbedingt die Anlage Kind ausgefüllt werden.
Christian Lindners Pläne: Kinderfreibetrag soll nachträglich weiter angehoben werden
Im Gegensatz zum Kindergeld gibt es den Kinderfreibetrag, damit das Existenzminimum für Kinder steuerfrei bleiben kann. Die anderen Parteien kritisieren aber, dass die Vorteile des Freibetrags sich ausschließlich bei Familien mit hohem Einkommen zeigen. Statt des Kinderfreibetrages erhalten Familien mit einem Jahreseinkommen unter 60.000 Euro Kindergeld. Das Kindergeld beträgt seit dem 1. Januar 2023 pro Kind 250 Euro monatlich. Lange wird es das Kindergeld allerdings nicht mehr geben.
Die Vorteile der Steuersenkung merkt vor allem, wer gut verdient
Zum 1. Januar 2024 wurde der Kinderfreibetrag von 6024 Euro auf 6384 Euro angehoben. Das Finanzministerium will aber noch weiter gehen und den Betrag rückwirkend auf 6612 Euro erhöhen.
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Ein Rechenbeispiel: Hunderte Euro Steuern sparen durch den Kinderfreibetrag
Wie dieser steuerliche Vorteil genau aussehen könnte, offenbart ein Rechenbeispiel.
- Die WirtschaftsWoche führt beispielhaft eine Familie auf, die ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 120.000 Euro mitbringt. Ohne den Kinderfreibetrag müsste diese Familie jährlich etwa 29.360 Euro Steuern zahlen. Von diesen 120.000 Euro können nun der von Christian Lindner geforderte Kinderfreibetrag in Höhe von 6612 Euro und etwa 2928 Euro (als zusätzlicher Freibetrag für den Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf) abgezogen werden. Demnach bleibt ein zu versteuernder Betrag von 110.460 Euro übrig. Statt 29.360 Euro muss die Familie aus dem Rechenbeispiel jährlich noch rund 25.670 Euro Steuern zahlen.
- Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V. führt das Beispiel einer Familie mit zwei vollzeitarbeitenden Ehepartnern auf, die ein Kind haben. Ihr Jahreseinkommen beläuft sich auf 80.000 Euro, das sie versteuern müssen. Ohne den Kinderfreibetrag müsste diese Familie jährlich 15.656 Euro Steuern zahlen. Mit den Freibeträgen werden von den 80.000 Euro der Beispielfamilie insgesamt 8952 Euro abgezogen. Das zu versteuernde Einkommen schrumpft damit auf 71.048 Euro. Übrig bleiben noch rund 12.760 Euro Steuern, die gezahlt werden müssen. Das Finanzamt betrachtet die Differenz zwischen den Steuern mit und ohne der Freibeträge und würde in diesem Fall feststellen, dass sie 2896 Euro beträgt. Würde die Familie Kindergeld bekommen, würden sie im Jahr auf 3000 Euro kommen. Das Finanzamt würde in diesem Fall also nicht den Kinderfreibetrag anrechnen, sondern das Kindergeld. Dieses muss die Familie jedoch im Vorfeld bereits selbst beantragt haben.
Die Familien, die über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen verfügen können, sparen durch den Freibetrag Hunderte Euro Steuern. Es wird geschätzt, dass Familien ab einem zu versteuernden Einkommen von über 80.000 Euro von dem Freibetrag profitieren. (nhf)