Fachkräfte aus dem Ausland sollen künftig über eine sogenannte Fast Lane schneller in Deutschland arbeiten können. Der Auftakt einer Veranstaltungsreihe stieg in Erding.
Erding - Fachkräfte aus dem Ausland sollen künftig über eine sogenannte Fast Lane schneller in Deutschland arbeiten können. Ulrike Scharf, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, kündigte an, dass nach einem Ministerratsbeschluss nicht nur wie bisher die Pflegekräfte, sondern auch andere Berufsgruppen von einem beschleunigten Verfahren profitieren werden.
Bei der bayerischen Auftaktveranstaltung zum Thema „Internationale Fachkräfte – Was Unternehmen wissen sollten“ am Donnerstagabend im Landratsamt in Erding informierten Vertreter der Zentralen Stelle für die Einwanderung von Fachkräften (ZSEF), der Koordinierungs- und Beratungsstelle Berufsanerkennung (KuBB) und der Erdinger Arbeitsagentur Unternehmer aus dem Landkreis, wie sie Fachkräfte aus dem Ausland für ihren Betrieb gewinnen können und dabei die zahlreichen bürokratischen Hürden nehmen.
Seit Juni 2023 läuft laut Scharf die Fast Lane für Pflegekräfte. Die Bearbeitungszeit für die „zwei Hürden“, die Einwanderung und die Berufsanerkennung, habe sich von 7,5 auf vier Wochen reduziert, zudem seien 25 Prozent mehr Anträge eingegangen. Mit der „neuen Situation in der Bundespolitik“ hofft die Ministerin, dass die Fast Lane für andere Berufsgruppen schneller beschlossen werde. Die Standards für die Berufsanerkennung würden jedoch die Berufsverbände festlegen, und daran solle auch nicht gerüttelt werden. „Wenn wir an der Qualität nachlassen, wäre das auf Dauer ein Fehler“, sagte sie.
Wer welche Qualifikation nachweisen muss, um in Deutschland einen bestimmten Beruf ausüben zu können, ist allerdings nach Darstellung von Peter Miscevic auf sehr viele verschiedene Zuständigkeiten verteilt, von der IHK FOSA über verschiedene Regierungsbezirke bis hin zu Fachhochschulen oder Universitäten.
Hilfe beim Papierkrieg
In der von ihm geleiteten KuBB, die zur Regierung von Mittelfranken gehört, bieten er und seine sechs Mitarbeiter Hilfestellung für Unternehmer an. „Wo bekommt man Unterlagen, wo reicht man sie ein?“ Die Behörde unterstütze dabei, die komplizierten Prozesse zu durchlaufen.
Als ein großes Problem beschrieb er die unterschiedlichen Berufsbezeichnungen im In- und Ausland – ein Industriemechaniker habe in Serbien andere Qualifikationen als in Deutschland. Hier orientiere sich die zuständige Genehmigungsstelle an Referenzberufen. „Das ist sehr komplex, aber es gibt Hilfsmittel“, sagte Misceviv. Wichtig sei, dass der ausländische Bewerber einen „staatlich anerkannten“ Berufsabschluss habe. Nachqualifizierungen in Deutschland gewährleisten die volle Gleichwertigkeit zum deutschen Beruf.
Auch die Unterscheidung zwischen staatlich reglementierten Berufen wie zum Beispiel Arzt und nicht reglementierten wie Bäcker, Pharmazeuten oder Betriebswirtschaftlern sei eine nicht einfach zu nehmende bürokratische Hürde. In jedem Fall helfe seine Behörde weiter und das in elf Sprachen. Auch über Anerkennungszuschüsse und Fördermittel gibt die KuBB Auskunft.
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„Fachkräfte, die kommen, sollen sofort bei Ihnen anfangen können“: So fasste Klaus Speckner das zentrale Anliegen der Unternehmer zusammen. Speckner leitet die ZSEF, die wie die KuBB bei der Regierung von Mittelfranken angesiedelt ist.
700 Einladungen, rund 30 Teilnehmer
„80 bis 90 Prozent der Unternehmen nutzen unsere Behörde bereits“, sagte er und zählte das Leistungsspektrum auf: Beratung im Vorfeld, Hilfe bei der Zusammenstellung der Unterlagen und Hilfestellung bei der Rekrutierung. „Wir führen Sie durch den Dschungel“, versprach er den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern. Eingeladen waren deutlich mehr: Nach eigenen Angaben hatte das Landratsamt 700 Einladungen zu der Veranstaltung verschickt.
Speckner sprach auch das „beschleunigte Fachkräfteverfahren“ an, das Wartezeiten auf die Anerkennung „von drei Jahren auf drei Wochen“ reduziert habe. Neben der beruflichen Qualifikation seien vor allem Sprachkenntnisse entscheidend: Deutsch auf B1-Level sei Grundvoraussetzung. Bei der Fachkräftegewinnung, warb Speckner auch für das Family-and-Friends-Modell: Fachkräfte, die hier arbeiten, werben in ihrer Heimat zusätzliche Fachkräfte an.
Auch Jenny van de Graaf, die neue Leiterin der Erdinger Agentur für Arbeit, bot ihre Unterstützung bei der Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland an. Hier helfe man nicht nur bei der zielgerichteten Formulierung von Stellenangeboten, sondern biete auch die richtigen Netzwerke an, um sie zu platzieren.