Ukraine-Krieg holt Rüstungsindustrie aus der Schmuddelecke – Rheinmetall verdreifacht Produktion
Geschäfte auf Hochbetrieb: Die deutsche Rüstungsindustrie profitiert vom Ukraine-Krieg. Die Umsätze der Unternehmen könnten auch weiterhin stark wachsen.
Berlin – Der Ukraine-Krieg macht Rüstungsunternehmen immer reicher: Deutsche Konzerne verzeichnen hohe Gewinne – darunter der Rüstungsriese Rheinmetall. Der Ukraine-Krieg beschert dem Konzern Milliardenumsätze. Das ermöglicht Rheinmetall, noch weiter Produktionskapazitäten auszubauen. Die Nachfrage nach Aufträgen für den Waffenbau war aber nicht immer so hoch.
Rüstungsgeschäfte florieren wegen Ukraine-Krieg: Rheinmetall verdreifacht Produktion
Deutsche Rüstungsunternehmen hatten 2022 ein Umsatzplus verzeichnet und nahmen 9,1 Milliarden Dollar ein. Nur das Essener Unternehmen ThyssenKrupp verzeichnete einen Rückgang. Die Rüstungseinnahmen von Airbus stiegen um knapp 1,7 Milliarden auf gut 12 Milliarden Dollar. Das war ein Plus von 17 Prozent, wie das Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) Ende des Jahres 2023 berichtete.

Der Grund: Wegen der russischen Invasion in die Ukraine und weltweiter Spannungen ist die Nachfrage nach Waffen und Rüstungsgütern 2022 in die Höhe geschnellt. Jedoch merkt Sipri im 2023 veröffentlichten Bericht, dass die Unternehmen zu wenig Kapazitäten hätten. „Viele Rüstungsfirmen sind beim Umstellen der Produktion auf hochintensive Kriegsführung auf Hindernisse gestoßen“, sagte Sipri-Rüstungsexpertin Lucie Béraud-Sudreau damals.
Waffen-Nachfrage wegen Ukraine-Krieg gestiegen – Rheinmetall baut Standorte aus
An diesem Punkt wollen Unternehmen wie Rheinmetall offenbar nun ansetzen und optimieren, weshalb jetzt die Produktionskapazität erweitert werden. In Niedersachsen will der Konzern trotz Protesten eine neue Munitionsfabrik ausbauen. Mit der neuen Munitionsfabrik in Unterlüß könne man die Produktion auf 200.000 Geschosse pro Jahr ankurbeln. Vor dem Ukraine-Krieg habe Rheinmetall etwa 70.000 Schuss Artilleriemunition im Jahr produziert. „Wir haben die Kapazitäten massiv gesteigert und erreichen 2025 schon bis zu 700.000 Schuss“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem Tagesspiegel am Montag (12. Februar 2024).
Bis zum kommenden Jahr werde Rheinmetall eine ausreichende Menge produzieren können, um Europa versorgen zu können. „Wir sind dabei, unsere Kapazitäten für Pulver, wie es unter anderem für die Treibladungen von Artilleriegeschossen benötigt wird, an einzelnen Standorten zu verdoppeln oder sogar zu verdreifachen“, sagte Papperger dem Handelsblatt am Sonntag (11. Februar 2024).
Wirtschaftsminister Robert Habeck wirbt derweil für ein europäisches Rüstungsprojekt. „Wir müssen um die Wettbewerbsfähigkeit Europas in der Welt kämpfen“, so der Grünen-Politiker am Montag. „Das schließt ausdrücklich auch den militärischen Komplex mit ein.“
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Rheinmetall-Aktie auf Rekordhoch: Gewinne könnten sich verdoppeln
Auch ein Blick auf die Rheinmetall-Aktie bestätigt einen Aufwärtstrend: Die Aktie haben ein weiteres Rekordhoch erklommen. Nachdem die Rheinmetall-Aktie Ende Januar 2024 bis auf 313,40 Euro gefallen war, hat sie seitdem Kurs auf das Allzeithoch von 344,80 Euro genommen, berichtet finanzen.net. Das Plus steigt damit auf gut 20 Prozent, womit sie nun fast auf den DAX 40-Spitzenreiter und Softwarekonzern SAP SE fast aufgeschlossen haben.
Der Ukraine-Krieg und Deutschlands Aufrüstungsprogramm machen Rheinmetall zum Börsenliebling, schreibt Focus. Um 93 Prozent stieg der Aktienkurs seit Kriegsbeginn. Analysten trauen Rheinmetall dieses Jahr einen Umsatz von 6,6 Milliarden Euro zu. Bis 2024 soll er auf 8,7 Milliarden Euro wachsen, der Reingewinn könnte sich mehr als verdoppeln. Bislang hieß es laut Insidern, dass Rheinmetall pro Geschoss der großkalibrigen Artilleriemunition mindestens 3.600 Euro mitverdient.
Auch die Aktie der Münchner Unternehmensgruppe Hensoldt stieg um knapp drei Prozent auf 31,08 Euro. Hensoldt ist unter anderem am „Sky Shield“-Projekt beteiligt – einer Initiative, die die Luftverteidigung ausbauen soll.
Wegen Ukraine-Krieg: Gewinne für europäische Rüstungskonzerne – USA hinkt hinterher
Auch europäische Rüstungskonzerne witterten goldene Zeiten. Nach Rheinmetall ging es kurz nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs für das Unternehmen Leonardo aus Italien laut Focus mit 36 Prozent im Aktienkurs am weitesten nach oben. Die französische Thales Group kommt auf 33 Prozent Plus.
Hingegen hinken die US-Rüstungsunternehmen hinterher. 2022 hatte der Krieg in der Ukraine laut Sipri praktisch keine Auswirkung auf die Einnahmen der größten US-Rüstungsfirmen. US-Rüstungsfirmen verzeichneten demnach von zusammen 302 Milliarden Dollar. Das entsprach einem Rückgang von 7,9 Prozent. Russische Firmen hatten einen Rückgang von 12 Prozent zu verkraften. (bohy)