Welt-Karriere begann durch einen Zufall in der Münchner Leopoldstraße: Trauer um legendären Sänger
Zufall in der Münchner Leopoldstraße läutete internationale Karriere ein: Trauer um legendären Sänger
Eine echte Legende hat die Bühne verlassen: Die Musikwelt trauert um Damo Suzuki. Auch internationale Stars melden sich zu Wort. Seine Karriere begann durch einen Zufall in München.
Köln - Damo Suzuki ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Der gebürtige Japaner war von 1970 bis 1973 Sänger der 1968 in Köln gegründeten Band Can, die zu der Speerspitze des Krautrock gehörte und neben Formationen wie Neu!, Kraftwerk oder Tangerine Dream weit über die Grenzen der Republik hinaus zu internationalem Ruhm kam. Deswegen reagieren auch außerhalb Deutschlands viele Stars mit Trauer auf die Nachricht.

Can bestätigen: Ex-Mitglied Damo Suzuki ist tot
Diese hatte seine Band Can am Samstag (10. Februar) auf ihrer Facebook-Seite verbreitet. „Mit großer Trauer müssen wir das Ableben unseres wunderbaren Freundes am gestrigen Freitag, 9. Februar mitteilen“, heißt es darin. „Seine grenzenlose kreative Energie hat so viele auf der ganzen Welt berührt.“ Nicht nur mit Can, so heißt es. Schließlich war Suzuki nach seinem Ausstieg aus der Band als Solokünstler und mit Projekten wie Damo Suzuki‘s Network sehr aktiv.
Auch seine menschliche Seite wird in der Stellungnahme gewürdigt. „Damos liebe Seele und sein freches Lächeln werden für immer vermisst.“ Er werde sich nun „Michael, Jaki und Holger bei einem fantastischen Jam anschließen“. Damit sind Michael Karoli, Jaki Liebezeit und Holger Czukay gemeint, die drei bereits verstorbenen Gründungsmitglieder von Can. Die Todesursache wurde nicht mitgeteilt, 2014 war eine Darmkrebs-Erkrankung bei Suzuki bekannt geworden.
Auch internationale Stars trauern um Ex-Can-Mitglied Damo Suzuki
Wie groß der Einfluss von Can und auch ihres mehrjährigen Sängers Damo Suzuki war, zeigt sich daran, dass sich mancher internationaler Star öffentlich zu seinem Tod äußert. Schauspieler Elijah Wood nennt ihn bei X (ehemals Twitter) „eine Legende und kinetische Kraft der Natur“. Billy Idol reagiert betroffen: „RIP Damo Suzuki. Ich war ein großer Fan von Can. Damo war der Leadsänger, und ich habe die Tago-Mago-Tour ‘74 gesehen. Tolle Band, toller Sänger!“
Auch Bands und Solokünstler wie Tim Burgess (The Charlatans), American Football, Mouse On Mars und Tom Skinner (Schlagzeuger an der Seite von Radiohead-Star Thom Yorke bei The Smile) trauern bei X. Letzterer schreibt: „Ich bin dankbar, dass ich vor ein paar Jahren die Bühne mit ihm teilen durfte. Ein unvergessliches Erlebnis. Was für ein unglaublicher Mensch. RIP.“
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Im Feuilleton ist die Trauer ebenfalls groß. „Ekstatisch, intensiv und völlig irre“, leitet die SZ ihren Nachruf ein. „Durch Zufall wurde er zum Sänger einer Band, die den Zufall zu ihrem künstlerischen Konzept erhoben hatte“, erinnert der bekannte Musikjournalist Albert Koch in seinem Zeit-Nachruf.
Damo Suzuki wurde durch einen Zufall in München zum Weltstar
Damit ist die oft erzählte Geschichte gemeint, wie Suzuki zum Can-Mitglied wurde. Es geschah in München, wie der gebürtige Japaner vor ein paar Jahren auch im SZ-Interview berichtete: „Ich habe damals in Deutschland nach Arbeit gesucht, weil ich nach zwei Jahren in einer Kommune in Schweden und einem halben Jahr als Straßenmusiker in Irland wieder zurück nach Japan wollte, aber kein Geld mehr hatte.“ Er jobbte als Tänzer beim Musical „Hair“, um sich die Rückkehr nach Japan zu finanzieren.
Doch das nervte ihn so sehr, „dass ich meinem Frust mit einer Straßenperformance Luft gemacht habe“. In der Leopoldstraße in München-Schwabing war das – und rein zufällig hockten die Can-Mitglieder Czukay und Liebezeit in einem nahen Café. Sie standen nach dem Ausstieg von Malcom Mooney plötzlich ohne Sänger da. „Als Holger mich sah“, so Suzuki, „sprang er in diesem Café in der Leopoldstraße auf und rief: ‚Das ist er!‘“.

Noch am selben Abend standen sie gemeinsam auf der Bühne. „Ich war, ehrlich gesagt, nicht wirklich begeistert von der Idee, Teil einer Band zu werden. Aber Holger wollte es unbedingt. Mein großer Traum war es damals eigentlich, Cartoonist zu werden. Dafür hatte ich jedoch kein allzu großes Talent“, so Suzuki zur SZ. Der Rest ist Musikgeschichte. In München seine Spuren hinterlassen hat auch der jetzt verstorbene Achim Benning – als Schauspieler beim „Tatort“. (lin)