Schröder bringt sich erneut als Kriegsvermittler bei Putin ins Spiel – zur großen Freude des Kreml
Gerhard Schröder bringt sich in einem Interview erneut als Vermittler im Ukraine-Krieg ins Gespräch. Der Kreml nimmt die Sätze wohlwollend auf.
Moskau – Wenn Gerhard Schröder spricht, hört Wladimir Putin gerne zu. Daran hat auch der Ukraine-Krieg nichts geändert. Denn der Altkanzler der SPD zählt zu den wenigen Politikern des Westens, der trotz des Angriffs auf die Ukraine seinem guten Freund aus dem Kreml die Treue hält. Dem russischen Präsidenten scheint er näherzustehen als den heutigen Spitzen seiner Partei.
Schröder als Vermittler im Ukraine-Krieg? Moskau sieht „gute und konstruktive Beziehungen“
Das verdeutlichte Schröder auch in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstags, in dem er mit Blick auf die Führungsebene der SPD von Menschen spricht, „die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann“. Lob gibt es nur für Bundeskanzler Olaf Scholz, dessen klare Ablehnung von Bodentruppen in der Ukraine und Taurus-Marschflugkörper für Kiew Schröder unterstützt.
Noch interessanter für Moskau dürften die Aussagen sein, in denen sich der gebürtige Nordrhein-Westfale als Vermittler ins Gespräch brachte. So zeigte sich Dmitri Peskow auch erfreut über die Aussagen Schröders. „Gute und konstruktive Beziehungen auf einer persönlichen Ebene können immer dabei helfen, Probleme in der Kommunikation zwischen Staaten zu lösen“, wird der Kreml-Sprecher von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert.
Sowohl Schröder als auch Putin, der seinen deutschen Freund zuletzt offen verteidigte, hätten dies in der Vergangenheit schon bewiesen: „Das hat wirklich dazu beigetragen, einige sehr schwierige Probleme zu lösen und die bilateralen Beziehungen aufrechtzuerhalten.“ Um den Bogen auf die heutigen Staats- und Regierungschefs im Westen zu spannen, fügte Putins Stimme hinzu: „Bedauerlicherweise sehen wir bei den heutigen Politkern keinen solchen politischen Willen und hören keine derartigen Worte von ihnen.“
Deutschland und der Ukraine-Krieg: Viele Forderungen nach einem Einfrieren
Zumindest mit Blick auf die deutsche Parteienlandschaft verfängt dieser Vorwurf jedoch nicht. Schon kurz nach Beginn der Invasion wurden in der Linken und der AfD Stimmen laut, es müsse alles für eine schnellstmögliche Friedenslösung getan werden. Wobei jedoch häufig der Gedanke mitschwingt, den Krieg einzufrieren, womit Putin fortan einen Teil der Ukraine für sich in Anspruch nehmen könnte und aufgrund dieses russischen Teilerfolgs eine erneute Eskalation alles andere als abwegig zu sein scheint.
Meine news
Den Plan eines möglichst schnellen Kriegsendes tragen mittlerweile auch Teile der SPD sowie das neu gegründete und aus den Reihen der Linken hervorgegangene Bündnis Sahra Wagenknecht nach außen. Nur wie ein Frieden aussehen könnte, dem sowohl Kiew als auch der Kreml zustimmen würden, bleibt die große Frage.
Wie schnell man sich an dem Thema die Finger verbrennen kann, musste jüngst Rolf Mützenich erfahren. Im Zuge einer weiteren Taurus-Debatte im Bundestag hatte der SPD-Fraktionschef vom Einfrieren des Kriegs gesprochen und geriet daraufhin aus der Union und von den Ampel-Partnern der SPD schwer unter Beschuss.
Schröder über Beziehung zu Putin: „Kann immer noch bei Verhandlungslösung helfen“
Schröder, dessen Parteiausschluss scheiterte, hatte bereits im Jahr 2022 wenige Wochen nach Russlands Angriff auf eine Bitte aus Kiew hin versucht, als Vermittler in Moskau tätig zu werden. Was augenscheinlich nicht fruchtete. Dennoch will er die Hoffnung nicht aufgeben, dass seine Freundschaft zu Putin zum Frieden beitragen kann.
„Es hat ja immerhin so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung auch mal hilfreich sein, um ein politisch außerordentlich schwieriges Problem zu lösen“, erinnerte Schröder im Interview. Und hielt fest: „Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht.“

Kritik an Schröder-Vorschlag: Strack-Zimmermann hält Altkanzler für „falsch gewickelt“
Maria-Agnes Strack-Zimmermann hat da jedoch erhebliche Zweifel. Im Interview mit Welt TV warf die FDP-Politikerin Schröder vor, er sei „so was von falsch gewickelt“. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag fügte hinzu: „Ernsthaft zu glauben, dass Gerhard Schröder einen Einfluss auf Putin hat. Wir sollten aufpassen, uns nicht alle selbst zu überschätzen, und ich glaube, dazu gehört auch Herr Schröder.“
Für den Altkanzler, der 2023 den „Tag des Sieges“ in der russischen Botschaft feierte, ist derweil jetzt schon klar: „Dass der Krieg nicht mit einer totalen Niederlage der einen oder anderen Seite enden kann, das liegt doch auf der Hand.“ Vielleicht ist das der einzige außenpolitische Satz Schröders in diesem Interview, den Putin und Peskow nicht unterschreiben würden. (mg)