Regierungssprecherin von Macrons Partei wenige Tage vor Frankreich-Wahl angegriffen

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Die Sprecherin der französischen Regierung und ihr Team werden angegriffen. Zwei Personen werden verletzt. Die Angst vor Gewalt nimmt weiter zu.

Paris - In Nanterre kam es am Mittwochabend (03. Juli) zu einem Angriff auf die scheidende französische Regierungssprecherin Prisca Thevenot (Renaissance) und weitere Mitglieder ihres Wahlkampfteams. Zwei Personen erlitten körperliche Verletzungen. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Offenbar wurden drei Minderjährige und eine volljährige Person festgenommen. Wenige Tage vor dem zweiten Wahlgang der französischen Parlamentswahlen wächst damit die Sorge vor weiteren Übergriffen.

Die scheidende französische Regierungssprecherin Prisca Thevenot (Renaissance).
Die scheidende französische Regierungssprecherin Prisca Thevenot (Renaissance). © IMAGO/Michael Baucher

Laut der Zeitung Le Parisien befand sich Thevenot am Mittwoch gegen 20 Uhr zusammen mit ihrer Stellvertreterin Virginie Lanlo und zwei Mitgliedern ihres Teams in ihrem Wahlkreis Meudon und war dabei, Wahlplakate für die zweite Runde der Wahl am Sonntag (07. Juli) anzubringen. Gegenüber dem Blatt schilderte die Regierungssprecherin, dass sie zunächst festgestellt habe, wie einige Jugendliche „dabei waren, Plakate zu beschädigen“.

Team von Macrons Regierungssprecherin angegriffen - „Alles ging sehr, sehr schnell“

Nachdem die Wahlkämpfenden sie ruhig aufgefordert hätten, dies zu unterlassen, habe ein Mann ein Plakat abgerissen und gerufen „Auf den Koran, ruf alle an“. Schließlich sei er in Begleitung von „etwa zwanzig Personen“ zurückgekehrt; dann sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen. „Alles ging sehr, sehr schnell, da die nationale Polizei, die in der Gegend patrouillieren sollte, innerhalb von fünf Minuten eintraf“, habe die Regierungssprecherin geschildert.

Thevenot sei nicht körperlich verletzt worden, so der Bericht weiter. Ihre Stellvertreterin Lanlo habe hingegen weniger Glück gehabt und eine Platzwunde am Arm erlitten. Einem nicht namentlich genannten Wahlkampfhelfer sei es noch schlechter ergangen. Er habe einen Kieferbruch davongetragen, der seiner Erzählung nach durch mehrere Faustschläge und Schläge mit einem Tretroller verursacht wurde. Beide seinen in das Percy-Krankenhaus in Clamart gebracht worden. Die Regierungssprecherin habe Anzeige erstattet.

Staatsanwaltschaft von Nanterre leitet Untersuchung ein - Frankreichs Politiker sind „zutiefst schockiert“

Im Lauf des Abends seien vier Personen festgenommen worden, so das Blatt weiter. Drei von ihnen seien noch minderjährig. Inzwischen hat Staatsanwaltschaft von Nanterre eine Untersuchung wegen Gewalttätigkeiten in einer Versammlung gegen einen gewählten Amtsträger eingeleitet. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Zahlreiche Politiker drückten ihre Solidarität mit den Angegriffenen aus. „Gewalt und Einschüchterung haben keinen Platz in unserer Demokratie“, so Premierminister Gabriel Attal in einem Post auf X. Außenminister Stéphane Séjourné bekundete, ebenfalls auf der Kurznachrichtenplattform, dass er „zutiefst schockiert über den Angriff“ sei.

Die Unzufriedenheit mit Macron hat zugenommen - und mit ihr die Sorge vor Übergriffen

Der Übergriff ist nur einer von vielen ähnlichen Vorfällen während dieser Wahlkampfrunde. Mehrere andere Politiker und Politikerinnen wurden bereits zum Ziel von Angriffen. Gesundheitsminister Frédéric Valletoux hatte sich daher besorgt über die zunehmenden Spannungen im Wahlkampf, etwa „Beschimpfungen bei Ortsterminen, die schnell ausarten“, gezeigt. Wenige Stunden vor dem Zwischenfall hatte Thevenot noch selbst darauf hingewiesen, dass der Rassismus im Wahlkampf zunehme. Ein Kandidat der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National habe ihr gesagt, sie solle „auf ihre Insel zurückkehren“. Die Eltern der Regierungssprecherin stammen von der Insel Mauritius.

Seit der Entscheidung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, das Parlament nach dem desaströsen Ergebnis der Europawahl aufzulösen, sind seine Renaissance-Partei und er in der Gunst der Wähler noch weiter gefallen. „Die Ablehnung des Präsidenten der Republik war noch nie so groß“, so Alain Duhamel, ein Journalist und politischer Essayist, gegenüber Euronews. Am größten sei in der Wählerschaft das Unverständnis über seine Entscheidung, die Versammlung aufzulösen. Diese werde „als Verrat“ sowie als „eine Reaktion des verletzten Stolzes“ empfunden. Für einige verstärke dies das Bild eines autoritären und arroganten Führers, der unpopuläre Reformen durch das Parlament gepeitscht hat. (tpn)

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