Erdbeer-Kostenschock wegen Mindestlohn? „Dann kann es sich ein Teil nicht mehr leisten“
Steigende Löhne, steigende Preise: Erdbeerbauern warnen vor teuren Folgen. Werden deutsche Erdbeeren bald zum Luxusgut?
Die Erdbeere ist eine Lieblingsfrucht der Deutschen. Laut einer jüngst vorgestellten YouGov-Studie zählen 79 Prozent der Befragten die Erdbeere zu ihren „liebsten einheimischen Früchten“. Dementsprechend dürften sich viele Menschen freuen, dass die Erdbeersaison nun an immer mehr Orten im Land anläuft. Die Ernte verläuft zufriedenstellend. Sorge bereitet der Branche aber die Politik.
Die schwarz-rote Bundesregierung, federführend die SPD, will den Mindestlohn auf 15 Euro anheben. Dann müssten auch Erdbeerbauern ihren meist ausländischen Saisonarbeitern (die Mehrheit kommt aus Rumänien) 15 Euro pro Stunde zahlen. Nicht machbar für viele Betriebe, heißt es vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer auf Anfrage des Münchner Merkur.
„Dann kann sich ein Teil der Verbraucher deutsche Erdbeeren nicht mehr leisten“
Würden die Erdbeerbetriebe ihre Mehrkosten eins zu eins an die Kunden weitergeben, müssten die Kunden mehr bezahlen. „Dann würde eine 500 Gramm Schale Erdbeeren beispielsweise 5,85 Euro kosten, wenn sie in diesem Jahr 5 Euro gekostet hätte“, rechnet der Verband vor. Ein Kilo Erdbeeren also für fast zwölf Euro. Das Beispiel sei aber abstrakt; die Branche könne die vollständigen Kosten gar nicht weitergeben. Sonst würde man zu viele Kunden verlieren.
„Wir gehen davon aus, dass sich ein Teil der Verbraucher deutsche Erdbeeren nicht mehr leisten kann und teilweise auch nicht mehr leisten will“, heißt es mit Blick auf die Mindestlohn-Pläne der Regierung. „Mit steigendem Preis werden weniger deutsche Erdbeeren gekauft werden.“ Verbraucher setzten dann auf billigere Erdbeeren aus anderen Ländern. Erdbeeren aus Spanien oder Polen, wo nicht nur Mindestlohn und Produktionskosten deutlich niedriger sind – sondern laut Öko-Test auch die Qualität.
Verband warnt wegen Mindestlohn: „Es wird weniger regionale Erdbeeren geben“
„Deutsche Erdbeeren können oft preislich nicht mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten“, heißt es vom Verband. Beim Erdbeeranbau würden die Personalkosten rund 50 Prozent der Kosten ausmachen. Dabei sind die Produktionskosten in den vergangenen Jahren ohnehin gestiegen, etwa durch höhere Kosten für Energie oder Dünger. Der Verband sieht daher „kaum mehr Spielraum“ für die Betriebe.
Die Prognose des Spargel- und Erdbeerverbands: „Wir gehen davon aus, dass weitere kleine und mittlere Betriebe die Erdbeerproduktion einstellen werden.“ Verbraucher würden das dadurch merken, „dass sie vielleicht nicht mehr beim Erdbeeranbauer ums Eck Erdbeeren kaufen oder selbst pflücken können“. Denn: „Es wird weniger regionale Erdbeeren geben.“

Agrarminister der Länder fordern Ausnahmen beim Mindestlohn
Der Verband der Erdbeerbauern forderte daher bereits Mindestlohn-Ausnahmen für bestimmte Betriebe. Man müsse den Mindestlohn „einfrieren“, also für Erdbeerbetriebe nicht weiter anheben, heißt es. Unterstützung gibt es von einigen Landeslandwirtschaftsministern, etwa von Baden-Württembergs zuständigem Minister Peter Hauk (CDU). Man solle beim Mindestlohn „differenzieren“, sagte Hauck zuletzt als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz.
Das bedeutet „beispielsweise die saisonalen Beschäftigten in der Landwirtschaft von zukünftigen Steigerungen“ auszunehmen. „Ansonsten droht Gefahr, dass wir den Gemüse- und Obstbau in Deutschland komplett verlieren.“ Das würde dann auch die Erdbeere betreffen, die übrigens streng genommen gar keine Frucht ist. Das süße Fruchtfleisch der Erdbeere gilt botanisch gesehen als sogenannte Scheinfrucht. Ihre eigentlichen Früchte sind die winzigen Nüsse außen an der Erdbeere.