+++ Firmen-Insolvenzen im Ticker +++ - Bosch verkürzt nach Hiobsbotschaft Arbeitszeit der Beschäftigten in Deutschland
Batteriehersteller Northvolt beantragt Gläubigerschutz - Land mit Bund im Austausch
07.33 Uhr: Der finanziell angeschlagene schwedische Batteriehersteller Northvolt hat am Donnerstag in den USA Gläubigerschutz beantragt. Daraufhin hat der Firmenchef und Mitgründer Peter Carlsson seinen Posten geräumt. Er bleibe dem Unternehmen aber als Mitglied des Aufsichtsrates sowie als führender Berater erhalten, teilte Northvolt am Freitag in Stockholm mit.
Northvolt hatte am Donnerstagabend ein Restrukturierungsverfahren gemäß Chapter 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Damit will sich der Batterieproduzent vor Forderungen der Gläubiger schützen, während er sich neu aufstellt und um seine Zukunft als eigenständiges Unternehmen ringt. Die deutsche Northvolt-Tochter wird nach Unternehmensangaben unabhängig von der Muttergesellschaft finanziert und ist nicht Teil des Chapter-11-Verfahrens. Das Bauvorhaben bei Heide in Schleswig-Holstein bleibe ein strategischer Grundpfeiler, hieß es von Northvolt.
Nach Aussage von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) ist das Land mit dem Bund aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten von Northvolt im Austausch. Konkret wurde Madsen nach den Risiken der Wandelanleihe der Förderbank KfW von 600 Millionen Euro gefragt, die je zur Hälfte von Bund und Land abgesichert werden. Die Bedeutung für die Wandelanleihe müsse in den nächsten Tagen geklärt werden, sagte Madsen am Freitag in Kiel.
Bosch streicht Tausende Stellen und verkürzt Arbeitszeit der Beschäftigten in Deutschland
Samstag, 23 November, 07.28 Uhr: Der Autozulieferer Bosch will rund 3800 Stellen in Deutschland streichen. Als Grund wird die Krise der Automobilbranche genannt. Neben dem Abbau Tausender Stellen setzt der Technologiekonzern bei der Senkung der Kosten bei einem Teil der Beschäftigten auch auf eine kürzere Wochenarbeitszeit in Deutschland.
Insgesamt sind rund 10.000 Mitarbeitende von Arbeitszeitrückführung betroffen, unter anderem an den Standorten Abstatt, Holzkirchen, Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Hildesheim, Leonberg, Renningen, Schwäbisch Gmünd und Gerlingen-Schillerhöhe, wie einer Sprecherin auf Anfrage mitteilte.
Die meisten betroffenen Beschäftigten haben bisher Verträge, die eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 bis 40 Stunden vorsehen. Mit der Kürzung der Arbeitszeit verringert sich auch das Gehalt entsprechend. Das Unternehmen hatte die zwangsweise Reduzierung der Arbeitszeit teilweise bereits in der Vergangenheit angekündigt.
Kritik an dem Vorgehen kam vom Betriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratschef des Stiftungsunternehmens ist. „Durch den einseitigen Eingriff des Unternehmens in das Entgelt der Beschäftigten haben wir zudem einen neuen Tiefpunkt unserer Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht“, teilte Sell mit. Damit werde der soziale Frieden im Unternehmen aufs Spiel gesetzt. „Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren.“
Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt immer weiter
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt weiter zweistellig. Auch im Oktober haben deutlich mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet als ein Jahr zuvor. Das Statistische Bundesamt registrierte anhand vorläufiger Daten einen Anstieg der angemeldeten Verfahren um 22,9 Prozent im Vergleich zum Oktober 2023.
Ob diese Fälle von den Insolvenzgerichten tatsächlich so weit gebracht werden, dass sie dann in die amtliche Statistik eingehen, ist noch offen. Der Trend jedoch zeigt seit Monaten nach oben: Mit Ausnahme des Juni 2024 liegt die Zuwachsrate bei den Insolvenzanmeldungen seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich.
Konjunkturschwäche und Kostenexplosion
„Die derzeitige Insolvenzwelle ist das Ergebnis eines perfekten Sturms aus langanhaltender konjunktureller Schwäche und drastisch gestiegenen Kosten“, meint IWH-Forscher Steffen Müller. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet in seiner jüngsten monatlichen Analyse zur Entwicklung der Insolvenzzahlen von einem sprunghaften Anstieg der Pleitezahlen im Oktober auf 1.530 Fälle. Zum letzten Mal seien in dem Monat im Jahr 2004 mehr Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften registriert worden.